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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin
Autoren: Helena Marten
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Simon Feilner und Johannes Zeschinger. Nächste Woche werden wir Höchst endgültig verlassen.«
    »Nach Fürstenberg?«
    »Ja, nach Fürstenberg. Dort brauchen sie uns, und hier weiß Göltz ja sowieso immer alles besser. In Fürstenberg werden wir mehr Freiheiten haben und, wie es aussieht, ein äußerst angenehmes Leben führen können. Es ist ein kleines Städtchen direkt an der Weser. Bei Höxter. Sehr schön.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück!«
    Friederike hatte einen Kloß im Hals. Sosehr sie Benckgraff, Johannes und Simon die neuen Aussichten gönnte, so wenig konnte sie den Gedanken ertragen, dass sie für immer fortgingen. Und mich lassen sie hier allein, dachte sie voller Wehmut.
    »Ich habe Neuigkeiten von Caspar Ebersberg, die sicher auch Ihr Mann gern hören wird.«
    »Dann lassen Sie uns zu ihm hinaufgehen.«
    Carl saß aufrecht gegen sein Kissen gelehnt, als Benckgraff und Friederike das Schlafzimmer betraten. Alessi hatte sich einen Stuhl vors Bett gerückt. Die Beine weit von sich gestreckt lag er mehr auf dem Stuhl, als dass er saß. Auf dem Schoß balancierte er ein großes Kontenbuch, aus dem er Carl die Geschäftvorgänge vorlas. Die Morgensonne leuchtete hell ins Zimmer. Carl hielt einen Stapel Briefe in der Hand, die noch seine Unterschrift benötigten.
    »Herr Benckgraff, guten Morgen!«
    Vorsichtig streckte er dem Besucher die Hand entgegen. Die Wunde auf seinem Rücken war zwar fast verheilt, aber seine alte Form hatte er noch nicht wiedererlangt. Jede ruckartige Bewegung ließ ihn vor Schmerz zusammenzucken.
    Alessi klappte das Kontenbuch zu und erhob sich ächzend von seinem Stuhl.
    »Kommen Sie nachher noch mal wieder!«, verabschiedete Carl den Commis.

    »Es scheint Ihnen deutlich besser zu gehen, Herr Bogenhausen!«, bemerkte Benckgraff freundlich, nachdem er Alessis Platz eingenommen hatte.
    Carl nickte nur kurz und blickte sein Gegenüber erwartungsvoll an.
    »Was gibt es Neues aus Höchst?«
    »Caspar Ebersberg sitzt im Kerker. Der Kurfürst ist gar nicht gut darauf zu sprechen, wenn jemand in seiner Manufaktur Spionage betreibt. Er hat Göltz gehörig eingeheizt, dass er die Ermittlungen gegen Ebersberg beschleunigt. Und dann natürlich dieser Anschlag auf Sie! Man wird ihm den Prozess machen. Ich denke nicht, dass er so schnell wieder freikommt.«
    Mit einem triumphierenden Lächeln schaute Carl zu Friederike hinüber. »Siehst du, hat sich doch gelohnt«, schien sein Blick zu sagen.
    »Ich habe meine Aussage zu Protokoll gegeben, aber ich stehe natürlich auch weiterhin für Rückfragen zur Verfügung«, fuhr Benckgraff fort. »Obwohl ich ab sofort in Fürstenberg sein werde. Doch Sie können sich ganz auf Göltz verlassen: Seit hier jeder weiß, dass Caspar Ebersberg ein Spion war, tut er alles, um seinen einstigen Günstling aus dem Verkehr zu ziehen.«
    »Emanuel hat ihm sein Exemplar der ›Badenen‹ abgekauft, hatte ich das schon erwähnt?« Carl verzog keine Miene, als hätte der Skandal nie stattgefunden.
    »Frau Göltz soll gar nicht einverstanden gewesen sein, habe ich gehört. Aber Ihr Bruder ist wohl recht rabiat vorgegangen. Ich weiß nicht, womit er Göltz gedroht hat, aber es scheint gewirkt zu haben«, lächelte Benckgraff mit feinem Spott.
    Dann drehte er sich um und schaute zu Friederike hinüber, die am Fußende des Bettes stehen geblieben war.
    »Ihr Bruder Georg ist noch einmal glimpflich davongekommen. In Meißen sieht man die Dinge natürlich etwas anders als hier, man schützt ihn dort. Sie hätten sich mir von Anfang an anvertrauen sollen, Friederike! Dann wäre das alles nicht passiert!
Caspar Ebersberg hat sich nur Ihnen gegenüber so unverschämt benommen. Seit dem Tag, als er zu mir kam, um mir zu verkünden, dass Sie eine Frau seien, hatte ich ein ungutes Gefühl. Spätestens da habe ich vermutet, dass er ein Intrigant ist und irgendeinen Groll gegen Sie hegt. Aber dass die ›Badenden‹ etwas mit Ihnen zu tun haben, darauf wäre ich im Leben nicht gekommen!«
    »Sie haben die Ähnlichkeit nicht bemerkt?«, wunderte sich Friederike. »Ich dachte, Sie hätten alle sofort gesehen, wer für die beiden Figuren Modell gestanden hat.«
    Benckgraff schüttelte den Kopf. Er stand von seinem Stuhl auf und trat auf sie zu.
    »Wie schade, dass Sie nicht mit nach Fürstenberg kommen!«
    Er nahm ihre Hände in die seinen. »Sie sind der beste Porzellanmaler, den ich kenne. Wenn Sie jemals wieder malen werden, dann tun Sie das bitte für uns!«
    Bei
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