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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin
Autoren: Helena Marten
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nun ihr Schlafzimmer geworden war, und meinte, vor Glück zerplatzen zu müssen.
    »Bald werden wir uns wiedersehen, Giovanni«, flüsterte sie leise und gab dem Globus einen sanften Stups.
    Diesmal stand niemand hinter der Tür, um sie zu belauschen.

EPILOG
    S chnaufend stapften die vier Kaltblüter den steilen Abhang hinauf. Obwohl dem Anschein nach in Josefines handtuchschmales Höchster Häuschen kaum Möbel hineingepasst hatten, war das Fuhrwerk mit ihren Habseligkeiten voll beladen. Josefine selbst saß mit Ludwig in einer bequemen großen Kutsche, die Carl extra für den Umzug angemietet hatte. Er hatte auch Friederike davon zu überzeugen versucht, in dem Wagen Platz zu nehmen, aber sie hatte die lange Reise lieber auf einem Pferderücken antreten wollen.
    Josefines Mobiliar war bei Carl nicht gut angekommen.
    »Was wollt ihr mit all dem Schrott?«, hatte er genörgelt. »Ich will, dass mein Sohn in einer anständigen Umgebung groß wird!«
    Doch dann war er nach Straßburg gefahren und hatte das Thema bis zu ihrem Umzug nicht wieder aufgegriffen.
    Josefine war auf keinen Fall bereit gewesen, sich von ihren Sachen zu trennen, und Friederike war es egal gewesen.
    »Wir können ja ein paar neue Stücke anfertigen lassen, wenn wir was brauchen«, hatte sie Luise beschwichtigt, als diese auch noch angefangen hatte, sich für ihre künftige Einrichtung zu interessieren.
    »Ihr werdet garantiert neue Sachen brauchen«, hatte die Schwägerin spitz erwidert und war in Tränen ausgebrochen, weil sie sich so bald von Ludwig würde trennen müssen.
    Benckgraffs plötzlicher Tod im Juni 1753 war ein Schock für Friederike gewesen. Aber Simon Feilner und Johannes Zeschinger
hatten ihr in einer Depesche unverzüglich mitgeteilt, dass sein Angebot an sie weiterhin gültig sei: Sie solle trotzdem nach Fürstenberg kommen, am besten so schnell wie möglich.
    Der Anführer der zehn Bewaffneten, die Carl angeheuert hatte, den kleinen Zug sicher auf der langen Reise in den Norden zu begleiten, hob die Hand, um den Konvoi zum Stehen zu bringen. Von dem Hügel aus hatte man eine gute Aussicht über das Land. Ein Reiter näherte sich ihnen in halsbrecherischem Tempo.
    »Was ist los?«
    Josefine hatte ihren blonden Schopf aus dem Kutschenfenster gesteckt. Die weiße Haube hatte sie in den Nacken geschoben. Sie hatte es sich in dem geräumigen Wagen richtig gemütlich gemacht. Bei Friederikes letztem Kontrollblick hatte sie die Beine auf dem gegenüberliegenden Sitz abgelegt und an einer roten Männersocke herumgestrickt. Und Ludwig und Semiramis hatten auf dem dick mit Decken ausgelegten Kutschenboden mit dem Wollknäuel gespielt.
    Einer der Berittenen beugte sich zu Josefine herab, um sie zu beruhigen. Der Hauptmann nestelte an seinem Gürtel herum, an dem eine riesige Pistole hing.
    »Wenn das ein Raubüberfall werden soll, dann sind die anderen Halunken verdammt gut getarnt!«, sagte er, an Friederike gewandt. »Der Mann scheint mir aber alleine zu sein«, gab er kurz darauf Entwarnung.
    Mit der flachen Hand schirmte sie ihre Augen ab, um besser sehen zu können. Die dunkle Silhouette des Reiters kam ihr seltsam bekannt vor. Konnte das sein? Ihr Herz machte einen Sprung.
    Den Arm zum Gruß gehoben, galoppierte der Fremde mit wehendem Umhang auf sie zu. Bald würde er den Fuß des Hügels erreicht haben.
    Sie drückte die Fersen in die Flanken ihres Pferdes.
    »Wir sehen uns später!«, rief sie jubelnd in Josefines Richtung und machte sich auf, Giovanni entgegenzureiten.

STATT EINES NACHWORTS
    W ie bei allen historischen Romanen sind auch in diesem Buch historische Tatsachen und Fiktion eng miteinander verwoben. Friederike ist eine erfundene Figur, ebenso wie Carl Bogenhausen. Den Bologneser Arzt, Diplomaten und Homme de Lettres Giovanni Ludovico Bianconi (1717-1781) hingegen hat es tatsächlich gegeben. Allerdings habe ich ihn Abenteuer erleben lassen, die ihm in dieser Form höchstwahrscheinlich nicht passiert sind. Von den Mitarbeitern der Porzellanmanufakturen in Meißen, Höchst, Vincennes und Fürstenberg sowie der Fayencemanufaktur in Hanau habe ich mir ihre Namen geliehen, um aus den kargen Lebensdaten der historischen Persönlichkeiten »echte« Figuren zu machen. Manche von ihnen - wie Caspar Ebersberg - habe ich auch dazuerfunden.
    Die Porzellanteile, die im Roman beschrieben werden, sind in der Mehrzahl Stücken nachempfunden, die tatsächlich existieren oder existiert haben. Es gibt aber auch Teile, wie zum
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