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Die Pollinger-Kinder und die Roboter von Blechheim

Die Pollinger-Kinder und die Roboter von Blechheim

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Roboter von Blechheim
Autoren: Josef Carl Grund
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Boß gefällt“, hallte es von den Wänden zurück. „Nur was dem Boß gefällt — nur was dem Boß gefällt...“
    Und neues Gespenstisches geschah.
    Die vier Helmköpfe in den Bildern bewegten sich! Sie nickten deutlich.
    Die Krause-Zwillinge verbeugten sich vor den nickenden Köpfen und plapperten wie Automaten: „Der Boß ist groß. Wir grüßen den Boß.“

    Die Helmköpfe erstarrten.
    „Setzt euch!“ dröhnte es von den Wänden.
    Die Krause-Zwillinge nahmen sofort Platz.
    „Setzt euch!“ befahlen die Stimmen schärfer als vorher.
    Roswitha gehorchte verwirrt.
    „Ich will mich nicht setzen“, trotzte Hans-Heinrich — und saß auch schon auf dem letzten freien Stuhl. Eine unheimliche Kraft hatte ihn mit einem Ruck niedergedrückt. Und: „Mensch Meier!“ stieß er hervor. Mit zitterndem Zeigefinger deutete er auf das erste Bild an der Wand.
    Roswitha folgte dem Fingerzeig und zuckte ebenfalls zusammen.
    Der gemalte Boß von Blechheim griff mit den Händen nach oben, nahm den gemalten Helm ab, und der gepanzerte Körper trug den Kopf von Vater Pollinger!
    Aber das war noch nicht alles.
    Das Visier des zweiten Bildes hob sich, und Mutter Pollinger blickte auf Roswitha und Hans-Heinrich nieder!
    Auf Bild Nummer drei sah der Boß wie Tante Kiki aus, auf dem vierten Gemälde trug er den Kopf des Rektors Hesselbach!
    „Ich bin der Boß von Blechheim“, sagten die vier Bilder zusammen; Bild eins mit Vater Pollingers Stimme, Bild zwei mit der Stimme der Mutter. Bild drei redete wie Tante Kiki, Bild vier wie Rektor Hesselbach.
    „So’n Theater“, sagte Hans-Heinrich. „Das hätte er uns auch im großen Saal Vorspielen können.“ Dann schluckte er; denn so mutig, wie er sich gab, war er nicht.
    Auch Roswitha fürchtete sich sehr.
    „Ich, der Boß von Blechheim“, sagte Bild Nummer eins, „bin ab jetzt euer Vater!“
    „Ich eure Mutter“, erklärte Bild zwei.
    „Ich eure Tante!“ rief das dritte Gemälde.
    „Ich euer Lehrer!“ orgelte Nummer vier.
    Dann verschwanden die Gesichter wieder unter den Helmen, und vierstimmig dröhnte es in das Kribbelsummen: „Das alles bin ich nun für euch! Ich, der Boß!“
    Und die Krause-Zwillinge plapperten:
    „Der Boß ist groß.“
    „Wir gehorchen dem Boß.“
    Hans-Heinrich zupfte sich an der Nasenspitze. Das tat er immer, wenn er sehr scharf nachdenken mußte.
    „Unser Lehrer will er auch sein“, murmelte Roswitha. „Was gibt’s denn noch zu lernen, wenn wir das Rechnen und das Abc vergessen sollen?“
    „Das Nichtdenken“, antworteten die Stimmen. „Ich, der Boß, denke in Blechheim allein. Ich denke für alle. Ihr seid hier in der Schule für Nichtdenker, zunächst in der Anfängerklasse. Aber schon bald werdet ihr so weit sein wie eure Freunde.“ Aus den Bildern fuhren vier gepanzerte Arme heraus und deuteten auf die Krause-Zwillinge.
    „Der Boß ist groß,
    wir gehorchen dem Boß“,
    leierten Herbert und Brigitte herunter.
    Die Arme fuhren zurück, die Helmköpfe nickten, und die Stimmen erklärten: „Das war die erste Unterrichtseinheit. Es folgt eine halbe Stunde Pause.“
    Die Bilder erstarrten, das Summen blieb.
     
     
     

Nasezupfen gegen Kribbelsummen
     
    Die Krause-Zwillinge saßen wie Ölgötzen, und Hans-Heinrich zupfte sich zum dreizehntenmal an der Nasenspitze. Weil jedoch die Dreizehn seine Glückszahl war, fiel ihm beim dreizehnten Zupfer ein Ausweg ein. Er beugte sich zu Roswitha und flüsterte ihr ins Ohr: „Versuchen wir’s mal mit Dagegensummen.“
    „Was sollen wir?“ fragte Roswitha. „Dagegensummen“, wiederholte Hans-Heinrich, „gegen das Kribbelgesumm, das aus den Bildern kommt. Vielleicht wachen die Krause-Zwillinge auf, wenn sie es nicht mehr hören. Dann beraten wir, wie wir am besten abhauen können. Oder willst du, daß wir beide uns nach Hause simsalabimmen und die zwei da zurücklassen?“
    „Nein!“ sagte Roswitha bestimmt.
    Hans-Heinrich zupfte sich noch einige Male an der Nase, dann entschied er: „Ich zähle bis drei, Roswitha. Dann summst du gegen die Bilder, und ich kümmere mich um die Zwillinge. Alles klar?“
    Roswitha nickte.
    „Eins — zwei — drei“, zählte Hans-Heinrich. „Los jetzt!“
    Roswitha legte die Hände als Schalltrichter an den Mund und summte die Wände an.
    Es klappte nicht!
    Die Pollinger-Kinder mußten erkennen, daß der Boß von Blechheim einfachste Mittel sehr raffiniert einsetzte.
    Roswitha konnte immer nur gegen ein einziges Bild ansummen. Sooft sie dies tat,
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