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Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster

Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster
Autoren: Josef Carl Grund
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der Buchstabentruhe die Flatterkiste des Fitzliputz.
    Das Obergespenst machte ein unheimlich feierliches Gesicht, verbeugte sich vor Roswitha und Hans-Heinrich und sagte: „Danke schön.“
    „Aber... aber das meiste hat... hat Kiki getan“, stotterte Roswitha verlegen.
    „O ja“, bestätigte Hans-Heinrich. „Ohne Kiki hätten wir jetzt Warzen auf den Nasen.“
    „Kiki bekommt ebenfalls ein Dankeschön“, sagte das Obergespenst. Dann nahm es mit seinem unteren Ende das Buchstabentäfelchen aus dem Motor der Flatterkiste heraus, beugte sich über die Truhe und murmelte:
     
    „Höpiept auf eupiepes Meistepieps Stimm’:
    Tut euch auf — Simsalabim!“
     
    Wegen des verunglückten „R“ klickten die beiden Vorhängeschlösser ein bißchen verrostet; aber sie öffneten sich, und der Deckel der Truhe sprang auf.
    Das Obergespenst nahm das „Piep“-Täfelchen heraus und legte das „R“-Täfelchen dafür hinein.
    Und siehe da: Von der Schiefer-Wandtafel mit dem Gespenster-Abc verschwanden blitzschnell das kleine und große „Piep“, und an ihrer Stelle erschienen das kleine und große „R“.
    „Toll!“ riefen die Pollinger-Kinder.
    „Es war höchste Zeit“, sagte das Obergespenst mit zitternder Stimme. „Fitzliputz hat die beiden ,R’ bis auf kleine Reste abgenutzt. Hoffentlich halten die noch bis zum nächsten Vollmond!“ Das Obergespenst sprach das „R“ jetzt ganz deutlich und ohne jede Mühe aus.
    Und: „Hurraa!“ schrien die Geister von draußen herein. „Hurrraaaa!“
    „Spart mit dem ,R’, ihr Dummköpfe!“ rief das Obergespenst aus der Höhle hinaus.
    Da hatte Hans-Heinrich eine Idee. „Muß es denn gerade der Vollmond sein, der eure Buchstaben wie eine halb ausgebrannte Batterie wieder auflädt?“ fragte er.
    „So ist es uns überliefert“, antwortete das Obergespenst.
    Hans-Heinrich deutete auf Decke und Wände der Schulstube. „Die glitzernden Steine leuchten genauso schön wie der Vollmond“, sagte er überzeugt. „Vielleicht klappt es auch mit den Steinen?“
    „Sie könnten es ja einmal versuchen, Herr Geist“, schlug Roswitha vor. „Probieren geht über Studieren und kostet nichts, sagt Vati immer.“
    Das Obergespenst nickte. „Also gut, versuchen wir’s.“ Es verbeugte sich nach den vier Himmelsrichtungen, dann sagte es leise:
     
    „Größter Geist, der alles schafft:
    Gib Bergkristallen Vollmondkraft!“
     
    Da schienen Decke und Wände der Schulstube heller als sonst zu leuchten, und alle abgenutzten Buchstaben in der Truhe wuchsen rasch zu voller Größe.
    „Prima“, sagte Roswitha. „Jetzt müßt ihr nie mehr auf den Vollmond warten. Wenn ihr die Abc-Kiste in der Schulstube offen stehen laßt, nehmen die Buchstaben überhaupt nicht mehr ab.“
    „Klar“, stimmte Hans-Heinrich zu. „Weil sie von den Kristallsteinen immerzu angeleuchtet und gleich wieder groß gemacht werden.“
    „Ich werde die Truhe nie mehr verschließen“, sagte das Obergespenst. „Wozu auch? Wenn die Buchstaben ständig erneuert werden, dürfen sich auch andere an unserem Alphabet beteiligen.“
    Weiter kam er nicht.
    Die Gespenster vor der Höhle stimmten ein gellendes Geschrei an. Dann schwirrten einige aufgeregte Geister in die Schulstube herein.
    „Fitzliputz ist aufgetaucht!“ kreischten sie. „Er hat das Aäätsch-Plakat aus dem Sumpf gerissen und winkt damit zu uns herüber. Er sagt, daß er mit dir reden möchte, Chef.“
    Das Obergespenst schwebte ins Freie. Die Pollinger-Kinder folgten ihm neugierig.
    Manche Geister hatten sich schon wieder zu Weihnachtsmännern und Osterhasen aufgepustet und zu Ostermännern und Weihnachtshasen verheddert. Als das Obergespenst erschien, verstummte der Lärm, und alle deuteten zum Ufer des Moores hinüber.
    Dort stand Fitzliputz — keine zwei Sprünge vom Rande des Sumpfes entfernt — und schwenkte das Aäätsch-Plakat wie eine Fahne.
    „Was willst du?“ fragte das Obergespenst.
    Der Irrwisch warf das Plakat weg und trat es ins Moor hinein. „Das Ääätsch gilt nicht mehr“, versicherte er hastig. „Ich möchte mit euch Frieden schließen — für eine Ewigkeit und drei Tage lang, jawohl! Ich verspreche, euch keinen Streich mehr zu spielen und euch nie mehr etwas zu klauen.“
    „Was verlangst du dafür?“ erkundigte sich das Obergespenst mißtrauisch.
    „Gar nichts“, erklärte Fitzliputz mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt. „Ich möchte bloß mein Eigentum zurückhaben: die Flatterkiste und das
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