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Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster

Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster
Autoren: Josef Carl Grund
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Zähne zusammen.
    Ja, und dann erkannten sie es: Die Mäuse lebten nicht im Wasser, sondern in großen, mit Luft gefüllten Röhren, die zu einem Regal zusammengebaut waren. Durchsichtige Plastikdeckel schlossen die Rohre zum Wasser hin ab. Aus jeder Röhre führte ein Luftschacht nach oben.
    Mensch Meier!
    Fitzliputz unterhielt tief unten im Sumpf eine Mäusefarm!
    Aber warum?
    Roswitha kam es so vor, als ob alle Mäuslein traurige Gesichter machten. Am allertraurigsten sahen jene Mäuse aus, die sich in ihren Nestern zu Männchen aufsetzten. Sie fuhren sich mit den Vorderpfoten über die Spitznasen und ließen die Köpfe hängen.

    „Blubb-blubb-blubb“, gurgelte Roswitha. Sie hatte zu Hans-Heinrich sagen wollen: „Sieh doch mal!“
    „Blubb-blubb“, antwortete Hans-Heinrich. Das sollte „Spar Luft!“ heißen.
    Da erschütterte ein heftiger Schlag das Moor. „Fitzliputz kommt!“ rief Kiki. „Haltet euch fest!“ Hans-Heinrich und Roswitha klammerten sich
    noch stärker an die Haltegriffe der Plastiktüte.
    Dann brodelte der Sumpf in aufgewühltem Durcheinander. Von oben wirbelte die Flatterkiste des Fitzliputz herunter, am Grunde trieb Kiki den Schnappi-Ballon einem Versteck zu.
    Buchstäblich im letzten Augenblick entdeckte sie den rettenden Schlupfwinkel. Es war eine vor siebzehn Jahren ins Moor abgesunkene Insel mit sechs Erlen und fünf Weidenbäumen darauf. Das Sumpfwasser hatte Äste, Zweige und Blätter vor dem Zerfall bewahrt. Sie waren nur graubraun verfärbt und bildeten ein undurchschaubares Dickicht.
    Als Fitzliputz seine Flatterkiste auf dem Grunde des Moores aufsetzte, verschwand der Kiki-Ballon samt Anhang hinter der Unterwasser-Insel.
    Der wirbelnde Morast senkte sich. Hans-Heinrich und Roswitha beobachteten, wie Fitzliputz aus der Flatterkiste stieg. Der Buchstabenmotor lief mit rollendem „Rrr“ weiter. Als blauschimmerndes Gespenstchen hüpfte der Irrwisch auf das Mäuseregal zu. In der linken Hand schwenkte er ein Bündel.
    Aufgeregt huschten die Mäuslein in den Röhren hin und her.
    Genauso deutlich wie das, was Kiki sagte, verstanden die Pollinger-Kinder die Geisterstimme des Fitzliputz. Sie war kein Blubbern im Wasser, sondern drang zu ihnen wie Worte aus dem Telefon.
    Fitzliputz redete zu den Mäusen.
    „Nur nicht drängeln“, sagte er spöttisch. „Onkel Fitz hat für jeden einen Leckerbissen mitgebracht.“ Er wedelte mit dem Bündel.
    Die kräftigsten Mäusemännchen sprangen aufgeregt gegen die Plastikfenster. Sie rollten die Augen und fletschten die Zähne.
    Fitzliputz drohte ihnen mit dem Zeigefinger. „Aber, aber!“ tadelte er vorwurfsvoll. „Eigentlich müßtet ihr mir dankbar sein! Ihr braucht euch nicht um das tägliche Futter zu kümmern, denn das bekommt ihr von mir. Dazu habe ich euch Wohnröhren geschenkt, in denen euch keine Feinde bedrohen: Katzen zum Beispiel, Wiesel, Bussarde und Menschen mit Mausefallen. Und frieren müßt ihr auch nicht.“
    Die Mäusemännchen rollten die Augen noch wilder und fletschten die Zähne um so grimmiger.
    „Nun ja“, meinte Fitzliputz, „so ganz kostenlos ist nichts auf der Welt. Aber was habe ich euch denn schon genommen? Euer Piepsen ist doch kaum der Rede wert. Ich brauchte es zunächst, um meine Flatterkiste damit anzutreiben, und dann tauschte ich es gegen das viel schönere ,R’ der Landgespenster ein. Daß ihr nicht mehr piepen könnt, ist doch kein Unglück. Ich habe euer Gepiepse nie besonders schön gefunden. Seid froh, daß ihr es los seid! Und jetzt geht von den Scheiben zurück, sonst kriegt ihr Sumpfwasser auf die Schnauzen!“
    Das Folgende ging so schnell, daß die Pollinger-Kinder mit dem Zusehen kaum nachkamen.
    Fitzliputz schnürte sein Bündel auf, huschte von einer Röhre zur anderen, öffnete die Plastikdeckel, streute Futter aus dem Bündel in die Röhren und schloß die Klappen. Das machte er so geschwind, daß die Mäuse nur von ganz wenigen Wassertropfen bespritzt wurden.
    Es sah toll aus, wie der feurige Irrwisch im Wasser hin und her flitzte und Mäuse fütterte.
    Roswitha schnaufte aufgeregt.
    Da war es auch schon passiert.
    Roswitha schnappte wie ein Karpfen auf dem Trockenen, gurgelte, ließ mit einer Hand den Haltegriff der Plastiktüte los und fuchtelte aufgeregt.
    Hans-Heinrich guckte verwundert.
    Zum Glück begriff Kiki sofort, was geschehen war: Roswitha hatte den letzten Rest ihrer Atemluft verbraucht. Länger als eine halbe Minute konnte sie es jetzt nicht mehr unter Wasser
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