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Die Pollinger-Kinder und die Geister vom Flattertstern

Die Pollinger-Kinder und die Geister vom Flattertstern

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Geister vom Flattertstern
Autoren: Josef Carl Grund
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daran und wirbelte sie wie Flaumfedern durcheinander. Entwurzelte Bäume, Steinbrocken und Erdschollen flogen Hans-Heinrich und Roswitha um die Ohren; und der Fallschirm mit den Fuchtelarmen hatte alle Mühe, die gefährlichsten Brocken abzuwehren.
    Dann sahen die Pollinger-Kinder nichts mehr. Sie schwebten in eine dichte Staubwolke hinein, die ihnen jede Sicht nahm.
    Wenige Augenblicke später landeten sie auf etwas Weichem, federten auf und nieder und lagen dann ruhig.
    „Bravo, Ping“, hörten sie eine feine Stimme aus der Staubwolke heraus, die sich immer dichter auf sie niedersenkte. Die Stimme erinnerte an das Zirpen einer Grille.
    „Bravo, Pang“, zirpte eine zweite Stimme. „Bravo, Pong“, eine dritte.
    Dann piepsten alle drei zusammen: „Wir haben sie fabelhaft heruntergebracht“, und das feinste Sümmchen setzte hinzu: „Sie sind aber auch großartige Fallschirmspringer.“
    „Meinen die uns?“ murmelte Roswitha und spuckte, weil sie Sand in den Mund bekommen hatte.
    „Klar“, sagte Hans-Heinrich, spuckte ebenfalls und wischte den Staub von den Augen.
    „Gibt’s das überhaupt?“ meinte Roswitha.
    „Was?“ fragte Hans-Heinrich.
    „Fallschirme mit Gesichtern drin und Händen dran“, sagte Roswitha. „Und die Gesichter sind nicht bloß aufgemalt, sondern wirklich, sonst hätten sie nicht reden können.“ Mehr konnte sie nicht sagen, denn Sand und Staub fielen jetzt so dicht, daß sie und Hans-Heinrich sich mit den Händen freischaufeln mußten, um nicht völlig zugedeckt zu werden.
    Zum Glück halfen ihnen andere Hände dabei.
    Nach kurzer Zeit wurde es hell.
     
     
     

Geisterkinder
     
    Hans-Heinrich und Roswitha kamen aus dem Staunen nicht heraus.
    Jetzt, da sich die Staubwolke gesenkt hatte und der Sand weggeräumt war, sahen sie schon wieder Gespenstisches.
    Sie saßen in einer Urwaldlichtung auf vermoderten Palmen- und Bananenblättern. Um sie herum war Sand aufgetürmt. Darauf hüpften drei Wichte hin und her, die wie Kürbisse mit Koboldgesichtern aussahen. Sie hüpften auf dünnen Beinen und schlenkerten mit dünnen Armen.
    „Guten Abend“, zirpten die Wichte, und einer fragte: „Seid ihr vielleicht Menschen?“

    „Was denn sonst?“ sagte Roswitha. „Oder sehen wir wie Affen aus?“
    „Ihr seid sicher Gespenster, weil ihr so dämlich fragt“, spöttelte Hans-Heinrich.
    „Aber nein!“ riefen die drei. „Wir sind Geister!“ Roswitha schüttelte den Kopf. „Das gibt’s nicht. Geister sehen wie Bettücher mit Augen- und Mundlöchern aus. Sie sind weiß und flattern wie Fledermäuse herum. Wer wie eine Melone mit einem Gesicht darauf aussieht, ist ein Gespenst.“
    „Jawohl“, stimmte Hans-Heinrich zu. „Das weiß ich aus meinem Gespensterbuch.“
    „Irrtum!“ zirpten die Melonengesichter. Das größte hüpfte vor die Pollinger-Kinder hin und erklärte bestimmt: „Wer wie ein albernes Bettuch mit dämlichen Löchern drin aussieht, muß noch lange kein Geist sein. Ein richtiger Geist ist nur der, der Geist hat. Mit diesem Geist — ihr Menschen sagt auch Grips dazu — kann er sich in jede Gestalt verwandeln.“
    „Auch in ein Bettuch mit Löchern drin?“ fragte Roswitha.
    „Huiiiii!“ fiepten die Wichte, und schon flatterten sie als Bilderbuchgeister um die Pollinger-Kinder herum. Sie sahen so echt aus, daß in die durchlöcherten Bettücher sogar die Buchstaben L und H eingestickt waren.
    „Klasse!“ rief Hans-Heinrich.
    Die Buchstaben L und H hatte Mutter Pollinger in alle großen Wäschestücke eingestickt. Es waren die Anfangsbuchstaben von „Liselotte Hinterhuber“. So hatte Mutter geheißen, bevor sie Sven-Wilhelm Pollinger geheiratet hatte.
    „Haben wir euch überzeugt?“ fragte der größte Geist.
    „Muttis Bettücher sind nicht so zerknautscht“, sagte Roswitha.
    Die Geister färbten sich rot.
    „Wir sind ja auch gehörig durcheinandergeschüttelt worden“, zischte der größte.
    „Saust ihr mal so lange wie wir auf einem Flatterstern durch den Weltraum!“ rief Geist Nummer zwei beleidigt.
    „Und dann leistet mal das, was wir geleistet haben!“ piepste der kleinste Geist. „Zuerst mußten wir euch auf dem Flatterstern festhalten, sonst würdet ihr jetzt als gefrorene Maikäfer durch die Milchstraße sausen. Dann mußten wir uns in Fallschirme verwandeln, gefährliche Brocken von euch abwehren und euch sicher neben dem Riesenloch absetzen, das unser Flatterstern in den Urwald gerissen hat. Und dann mußten wir euch auch noch aus dem
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