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Die Pollinger-Kinder und die Geister vom Flattertstern

Die Pollinger-Kinder und die Geister vom Flattertstern

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Geister vom Flattertstern
Autoren: Josef Carl Grund
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Sand herausbuddeln. Da soll unsereiner keine Falten kriegen!“
    „Eben!“ knurrten die beiden anderen, und alle drei erglühten im saftigsten Purpur.
    Roswitha bat um Entschuldigung und versicherte, daß sie die Geister bestimmt nicht beleidigen wollte.
    „Ihr wart fabelhaft“, sagte Hans-Heinrich, „und schönen Dank auch.“
    „Fabelhaft!“ flöteten die Geister verzückt. „Er hat ,fabelhaft’ gesagt!“ Sie färbten sich blau und wurden um die Hälfte größer.
    „Ihr legt einen ganz tollen Farbenzauber hin“, meinte Roswitha bewundernd.
    „Leider“, murmelten die Geister, wurden violett und schrumpften ein.
    „Wieso leider?“ fragte Hans-Heinrich.
    „Weil wir uns ständig verraten“, erklärte Geist Nummer eins. „Wir können uns überhaupt nicht verstellen. Was wir denken und fühlen, sehen die anderen.“
    „Wenn wir bloß schon erwachsen wären!“ seufzte der mittlere Geist, und alle drei schrumpelten noch mehr zusammen.
    „Ich verstehe kein Wort“, sagte Roswitha.
    „Es ist nicht schwer zu verstehen“, meinte der größte Geist. „Wenn wir fröhlich sind, strahlen wir blau, wenn wir ehrlich sind, weiß. Wenn Neid und Eifersucht uns plagen, werden wir gelb. Der Zorn macht uns rot, die Trauer violett, die Neugierde grau. Wenn wir lügen, verfärben wir uns schwarz; und wenn wir Unsinn denken oder reden, sind wir von oben bis unten kariert.“
    „Toll!“ schwärmte Hans-Heinrich.
    „Überhaupt nicht“, widersprach der mittlere Geist. „Es ist noch nicht alles. Zusätzlich verändern wir uns in der Größe. Wenn wir traurig sind oder uns fürchten, schrumpfen wir ein; wenn wir uns freuen oder stark fühlen, schießen wir in die Höhe und werden halbe Riesen.“
    „Und wenn wir ganz lieb sind, werden wir dick und rund wie aufgeblasene Luftballons“, piepste der kleinste Geist. „Das ist dann ulkig.“
    „Gar nichts ist ulkig, du Kindskopf“, schnauften die beiden anderen und röteten sich. Dann verblaßten sie ins Violette und murmelten sehnsüchtig: „Eintausendzweihundertsechzig Jahre alt müßte man sein — ach ja!“
    Hans-Heinrich tippte sich an die Stirn, und Roswitha sagte: „Jetzt nehmt ihr uns aber auf den Arm. So viele Jahre erlebt niemand.“
    „Aber ja“, erklärte der mittlere Geist. „Auf dem Stern, von dem wir kommen, entspricht ein Menschenjahr siebzig Geisterjahren. Ein Geist, der dort eintausendzweihundertsechzig Jahre alt ist, gilt als jung. Er ist nicht älter als ein Mensch mit achtzehn.“
    „So ist es“, bestätigte der größte Geist. „Mit achtzehn Jahren geltet ihr Menschen für erwachsen, mit eintausendzweihundertsechzig sind es wir Geister. Und erwachsene Geister können sich verstellen. Sie werden nicht mehr kariert, wenn sie Blödsinn reden, nicht mehr gelb, wenn sie neidisch sind, und nicht kleiner, wenn sie sich schwach fühlen.“
    „Und nicht dick und rund, wenn sie ganz lieb sind“, fiepte der kleinste Geist. Dann machte er einen Diener und stellte sich vor: „Ich heiße Ping, bin ein Er-Geist und vierhundertzwanzig Jahre alt.“
    „Nach unserer Zeit also sechs Jahre“, sagte Hans-Heinrich.
    Der größte Geist nickte. „Richtig. Deshalb ist er auch noch ein Kindskopf.“
    „Stimmt nicht!“ protestierte Ping. „Manchmal bin ich gescheiter als ihr beide zusammen.“
    „Sei friedlich, Kleiner“, sagte der mittlere Geist, dann stellte auch er sich vor: „Ich heiße Pang, bin ein Sie-Geist und zähle sechshundertdreißig Jahre.“
    „Also neun nach Menschenrechnung“, warf Roswitha ein.
    Pang nickte.
    „Mein Name ist Pong“, sagte der größte Geist. „Ich bin siebenhundert Jahre alt und selbstverständlich ein Er.“

    „Also zehn Erdenjahre“, sagte Hans-Heinrich. „Er-Geister sind wahrscheinlich Jungen, Sie-Geister Mädchen“, flüsterte Roswitha dem Bruder zu.
    Die Geister hörten es. „Sehr richtig“, bestätigten sie. „Und wie heißt ihr?“ erkundigte sich Pong.
    Die Pollinger-Kinder nannten ihre Namen und erzählten, wie sie auf den Flatterstern gekommen waren.
    Da riefen die Geister „Juhuuu!“ und verwandelten sich in hellblaue Wesen, die wie zwei Menschenjungen und ein Menschenmädchen aussahen. Sie faßten einander bei den Händen, tanzten um die Pollinger-Kinder herum und sangen, so laut sie konnten:
    „Stern kaputt,
    gar nix gutt!
    Ha-Hei-Ro,
    alles froh!“
    Während sie sangen, wuchsen sie zu mächtiger Größe empor. Sogar der kleine Ping hätte jetzt aus der Dachrinne eines einstöckigen Hauses
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