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Die Polizistin

Die Polizistin

Titel: Die Polizistin
Autoren: Kimberly Dean
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sollte sie denn anders tun?
    »Ich werde mich den Bestien zum Fraß anbieten«, sagte sie leise. Sie streckte sich, drückte das Kreuz durch und hob das Kinn. Feige war sie nie gewesen.
    Was auch geschah, sie würde überleben. »Wünsch mir Glück«, flüsterte sie.
    Shawn entdeckte sie sofort, als sie das Großraumbüro betrat, und das andere Dutzend Agenten ebenfalls.
    Aber Shannas Augen waren auf Joes Büro gerichtet.
    Die Jalousien waren heruntergelassen.
    Das war kein gutes Zeichen.
    Sie schritt auf Shawns Schreibtisch zu und war erleichtert, dass die Blutergüsse auf dem sympathischen Gesicht verblasst waren. »He, Partner«, sagte sie leise.
    »Selber he«, sagte er.
    Er trat um den Schreibtisch herum und zog sie in seine Arme. Sie hielt sich zurück. »Wie geht es deinen Rippen?«
    »Denen geht es bestens.«
    Er zog sie fester an sich, und diesmal gab sie nach.
    Seufzend legte sie die Stirn auf seine Schulter. Sie hatte ihn sehr vermisst. »Oh, Shawn«, wisperte sie,
    »weißt du, wie groß die Schwierigkeiten sind, in denen ich jetzt stecke?«
    Er blickte sie an, und sein Gesicht spannte sich vor Sorge um die Partnerin. Er zog ihr einen Stuhl heran und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. »Die Aufklärung unseres Falles kommt gut voran«, vertraute er ihr an. »Das sollte ein dickes Plus für dich sein.«
    Die Nachricht war tröstlich. Wegen ihrer Suspendierung hatte sie in den letzten zwei Wochen überhaupt nichts erfahren. »Haben die Informationen von Shanille geholfen?«
    Er nickte. »Wir haben in jedem Versteck, das sie uns angegeben hat, jede Menge Heroin gefunden. Wir reden in einer Größenordnung von mehreren hundert-tausend Dollar, die das Zeug wert ist, das wir be-schlagnahmt haben.«
    Einige der Gewichte auf Shannas Schultern wurden von ihr genommen. Das waren gute, sehr gute Nach-richten.
    »Der Fall ist astrein«, sagte er überzeugt. »Jetzt warten wir nur darauf, dass Santos sich von den schweren Verletzungen erholt.«
    »Wird er überhaupt so wiederhergestellt werden, dass ihm der Prozess gemacht werden kann?«
    Sie dachte mit Sicherheit an ihre Schwester, nicht an Santos, dachte Shawn. Er stand auf und tätschelte die Schulter der Partnerin. »Deine Schwester ist mit dem Revolver nicht so treffsicher wie du«, sagte er lä-
    chelnd.
    Shanna nickte erleichtert. Sie würde nie den Blick in den Augen ihrer Schwester vergessen können, kurz bevor sie sich Manuel Santos zuwandte und die drei Schüsse abgab.
    »Wie geht es Tiger?«, traute sie sich schließlich zu fragen. Die Frage war kaum lauter als ein Flüstern.
    Coberley hob die Schultern und setzte sich wieder in seinen Sessel. »Verbissener als ein Tiger auf der Suche nach der nächsten Mahlzeit.«
    Das war nicht die Antwort, die sie erwartet hatte. Sie sah ihn fragend an.
    »Seit du weg bist, ist er in einer Saustimmung. Gestern erst hat er Devo wegen einer dämlichen Lappalie einen Kopf kleiner gemacht. Wir versuchen alle, ihm aus dem Weg zu gehen.«
    Shanna atmete schwer. Sie würde Glück haben, wenn sie lebend aus diesem Büro wieder herauskam.
    »Lily?«
    Sie schaute über die Schultern und sah Betty Simpcox.
    »Willkommen zurück, meine Liebe«, sagte die Frau und legte ihre Hände auf Shannas Schultern. »Special Agent Mitchell wartet auf dich.«
    Shanna erschauerte, aber sie riss sich zusammen. Es würde nicht angenehm werden, aber sie wollte es hinter sich bringen. Sie warf einen letzten Trost suchen-den Blick auf Shawn, dann stand sie auf, ging zu Joes Bürotür und klopfte.
    »Komm herein.«
    Sie trat ein. Er stand mitten im Zimmer und wartete auf sie. Es schien, als wäre die Luft elektrisch aufgela-den.
    »Mach die Tür zu.«
    Sie tat es ungern, aber die klaustrophobische Enge seines Büros war die geringste ihrer Sorgen. Sie zuckte, als die Tür ins Schloss fiel.
    »Lege den Riegel vor.«
    Diesmal spürte sie ein Flattern in der Magengrube.
    Unsicher schaute sie sich zu ihm um. Er hatte die Ar-me vor der Brust verschränkt. »Mach schon, Shanna.«
    Oh, Gott, warum wollte er das denn? Und warum nannte er sie bei ihrem Namen? Warum konnten sie die Dinge nicht so unpersönlich wie möglich halten?
    Ihre Handflächen wurden feucht, als sie den Riegel vorlegte. Shanna drehte sich um und sah ihn an. Sie wusste nicht, ob ihre Beine sie tragen konnten, deshalb lehnte sie sich vorsichtshalber gegen die Tür.
    Joe fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, und Shanna erkannte, dass er so unbehaglich aussah, wie sie sich
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