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Die Polizistin

Die Polizistin

Titel: Die Polizistin
Autoren: Kimberly Dean
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und ließen die Fäuste fliegen.
    »Joe!«, schrie Shanna.
    Die beiden Männer trugen einen verbissenen Kampf aus, warfen dabei Tische und Gläser um und stießen knurrende und ächzende Laute aus. Shanna hörte es knirschen, als eine Faust das Kinn eines Kämpfers traf, aber dann musste sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Myers richten.
    Er hatte sich erholt und wollte wieder auf sie los. Aber seine Sinne waren noch nicht so geschärft, wie es nö-
    tig gewesen wäre, und so streckte sie ihn mit einem Schlag nieder, in den sie ihre ganze Kraft legte.
    »Du hast sie angefasst!«, knurrte Joe ein paar Schritte neben Shanna. »Du hast ihren Körper mit deinen dreckigen Händen angefasst!«
    Shanna empfand tiefe Rührung, dass er sich so sehr für ihre Unversehrtheit einsetzte. Ihr blieb keine Zeit, zu verfolgen, wie Sonny darauf reagierte, denn sie wollte ihre Waffe vom Boden aufheben.
    Aber der Revolver lag schon in Shanilles Händen.
    Plötzlich schien sich alles in Zeitlupe abzuspielen.
    Shanna zögerte. Sie kannte die Frau kaum, die da vor ihr stand. War das noch ihre Schwester? Was war in den Jahren geschehen, in denen sie Shanille für tot gehalten hatte?
    »Shanille, lass uns gehen«, sagte Santos. Er streckte einen Arm nach ihr aus.
    Shanille sah aus, als wäre sie in Trance. Sie starrte auf die schlanke kalte Waffe in ihren Händen. Sie hob den Blick, aber Shanna konnte in ihren Augen nicht lesen.
    »Er hat mir gesagt, du wärst tot«, sagte sie mit heiserer Stimme.
    »Wir müssen hier weg!«, rief Santos. »Sie wissen jetzt, wo wir wohnen.«
    »Du nicht mehr«, sagte Shanille. Ihre Stimme hörte sich unheimlich still an.
    Sie hob die Waffe.

    Shanna blieb das Herz stehen.
    »Nein!«, schrie sie, als ihre Schwester in rascher Folge drei Schüsse feuerte.

Sechzehntes Kapitel
    Shanna ging langsam den Korridor im Hauptquartier entlang. Sie war zu einem Gespräch gerufen worden.
    Sie wusste nicht, um was es ging, aber es konnte nichts Gutes bedeuten. Die letzten beiden Wochen war sie vom Dienst suspendiert gewesen. Offenbar hatte man nun über ihr Schicksal entschieden.
    Der Widerhall ihrer Schritte auf dem leeren Korridor hörte sich wie eine tickende Zeitbombe an. Sie blieb stehen, um sich zu sammeln. Der Fall war von internen Ermittlern untersucht worden, und sie selbst hatte keine Ahnung, was sie alles herausgefunden hatten.
    Viel hing davon ab, was Joe ihnen erzählt hatte.
    Sie atmete tief ein, denn sie fühlte, dass sie ihre Nerven nicht unter Kontrolle hatte. Sie fürchtete sich vor dem Treffen mit ihm. Seit der Nacht, in der Shanille auf Manuel Santos geschossen hatte, waren sie sich nicht wieder begegnet.
    Dicht vor ihr auf dem Korridor wurde eine Tür aufgestoßen, und Shanna zuckte zusammen.
    »Ah, Lily, du bist wieder da!«
    »Melanie«, rief sie überrascht.
    Die nette blonde Frau sah sie besorgt an. »Bist du in Ordnung? Shawn und ich reden viel über dich.«
    Trotz ihrer Probleme musste Shanna lächeln. >Shawn und ich<, hatte Melanie gesagt. »Es geht also gut mit euch?«
    Melanie errötete bis in die Spitzen ihrer blonden Haare. »Sehr gut«, gestand sie.
    »Das klingt großartig«, sagte Shanna und freute sich mit ihnen. Sie war froh, dass sich diese sympathischen Menschen gefunden hatten. Melanie blickte den Korridor hinauf und hinunter, dann sagte sie mit gesenkter Stimme: »Ich muss mich bei dir entschuldigen, dass ich Special Agent Mitchell dein Tonband gegeben habe.
    Ich weiß, du wolltest es vertraulich behandelt wissen, aber er hat mir dienstlich befohlen, es ihm auszuhän-digen.«
    Shanna biss sich auf die Unterlippe. Deshalb hatte Joe sie also finden können. Sie hatte sich die ganze Zeit gefragt, wie er auf das Landhaus von Santos gestoßen war. Und es erklärte auch seine Stimmung in dieser Nacht – er hatte das Band abgehört. Sonny hatte da-für büßen müssen.
    »Schon gut«, sagte sie müde. »Ich brauchte seine Unterstützung. Du hast vielleicht mein Leben gerettet.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.« Sie wies mit dem Kopf zu den Büros. »Wie sieht es da drinnen aus?«
    »Sehr beschäftigt.« Melanie steckte eine Haarsträhne hinters Ohr, und Shanna sah, dass sie keinen Dutt mehr trug. Auch ihre Brille war verschwunden. »Sie brauchen dich.«
    Aber würden sie ihr noch eine Chance geben? Irgendwie konnte Shanna nicht daran glauben.
    Kalt und düster legte sich die Furcht um ihr Herz. Ihr Job war ihre Befreiung gewesen. Ohne den Beruf wür-de sie nicht wissen, wer sie war. Was
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