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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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gewesen war, und gerade jetzt vermisste ich ein Zuhause so sehr, dass es wehtat.
    „Wann hattest du denn ein Shooting mit den Yankees?“, fragte ich.
    Jimmy warf mir einen überraschten Blick zu und sah dann mit einem irritierten Blick an sich herab. Dieser Gesichtsausdruck schmerzte noch mehr. Er hatte nicht darauf geachtet, welches T-Shirt er anzog. Er hatte überhaupt nicht vorgehabt, mich zu ärgern.
    „Als sie den Ligapokal gewonnen haben“, sagte Jimmy achselzuckend. „Letztes Jahr?“
    „Oder im Jahr davor oder vor zwei Jahren. Es ist nicht schwer zu gewinnen, wenn man jedes verdammte Talent weit und breit einkauft.“
    „Ich werde heute Abend nicht mit dir über Baseball streiten.“ Er klang so müde.
    Ich wandte mich ab und betrachtete die verbliebenen Hügel aus Varcolac-Asche, die im Wind zitterten und dann in Bewegung gerieten, um sich schließlich in der Nacht aufzulösen.
    „Ich hätte sie nicht alle töten, sondern einen am Leben lassen sollen, um ihn über den Schlüssel auszufragen.“
    „Glaubst du ernsthaft, du hättest in diesem Zustand die Kontrolle über dich gehabt?“
    Ich wusste es zwar nicht, aber …
    „Manche können es.“ Ich drehte mich um. „Dein … Vater zum Beispiel.“
    Jimmys Mund wurde zu einem schmalen Strich. Verständlicherweise war er empfindlich, was seinen lieben, alten Dad anging – er war ein Strega (Definition: mittelalterlicher Vampirhexer). Er hatte Jimmy Dinge angetan, die dem Konkurrenz machten, was er auf der Straße erlebt hatte – und das wollte etwas heißen.
    Ich war so froh, dass ich diesem miesen Schwein einen Pfahl durch sein rabenschwarzes Herz getrieben hatte.
    „Der Strega hatte jahrhundertelang Zeit, diese Kontrolle zu erlernen“, sagte Jimmy. „Und er hat seine Veranlagung nie so unterdrückt wie wir. Wenn man das tut und es dann hinauslässt, geschehen schlimme Dinge.“
    Ich wandte mich wieder ab, um die treibende Varcolac-Asche zu betrachten. Der Mond schimmerte in den Teilchen, die wie silberfarbener Schnee vom Himmel fielen. Es sah schön aus, wenn man nicht wusste, was diese Flocken einmal gewesen waren.
    „Oder auch gute Dinge“, sagte ich. „Das hängt vom jeweiligen Standpunkt ab.“
    Jimmy schwieg. Ich kannte seinen Standpunkt. Den Vampir rauszulassen war nie gut. Einerseits stimmte ich ihm zu. Andererseits waren im Kampf gegen extrem böse Kreaturen auch extreme Maßnahmen erforderlich. Ich hatte gelobt, die Welt zu retten, und das würde ich nicht halbherzig in Angriff nehmen.
    „Indem wir den Vampir in uns unterdrücken, machen wir ihn nur stärker, sprunghafter und, wenn das überhaupt möglich ist, noch grausamer“, fuhr er fort. „Das Monster kann es nicht erwarten, auszubrechen und zu töten.“
    Ich wollte ihm widersprechen, doch ich wusste, dass er recht hatte. Manchmal kam ich nachts in einem Dämmerzustand zwischen Schlafen und Wachen zu mir und hörte meinen Dämon schreien. Und auch hellwach hatte ich schon ein paarmal, wenn ich allein war, ein Raunen in meinem Kopf gehört, das mich dazu verführen wollte, schreckliche Dinge zu tun. Genau diese Dinge tat ich auch, wenn ich das Halsband ablegte.
    „Wir müssen eine Möglichkeit finden, deinen Dämon mehr als einmal im Monat rauszulassen“, sagte ich.
    „Nein.“ Er knallte den Kofferraum zu und ging zur Fahrertür.
    Ein paar Sekunden lang stand ich einfach nur da, dann beeilte ich mich, auf die Beifahrerseite zu kommen, und sprang genau in dem Augenblick in den Wagen, als Jimmy aufs Gaspedal trat.
    „Du weißt, dass es stimmt.“ Jimmy antwortete nicht. „Ruthie hat es gesagt.“
    „‚Ruthie hat es gesagt‘“, äffte er mich nach. „Das ist mir scheißegal.“
    „Lass sie das nur nicht hören.“
    Ruthie war durchaus imstande, jemandem eine zu scheuern, sei es für Besserwisserei, pampige Antworten, Flüche oder was ihr sonst noch nicht gefiel. Dass sie tot war, konnte ihren Handrücken nicht davon abhalten, mit meinem Gesicht in Kontakt zu treten. Es tat ziemlich weh, auch wenn es nur eine Vision war. Da Jimmy allerdings kein Medium war, das mit den Toten kommunizieren konnte, war er, was das betraf, vermutlich sicher.
    „Du musst Summer dazu bringen, den Zauber zurückzunehmen“, sagte ich.
    Jimmy hatte seinen Vampir hinter den Mond verbannt. Anders ausgedrückt: Er wurde nur bei Vollmond zum Monster. Die restlichen paarundzwanzig Tage des Monats war er einfach nur Jimmy. Höllisch gefährlich zwar, aber nicht so verflucht nahe daran, völlig
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