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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt
Autoren: Terry Pratchett
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Sitzplätze ergattert hatten.
    »Wie läuft’s?«, fragte Ridcully. »Denk daran, Junge: Die Show muss weitergehen!«
    »Es ist alles in Ordnung, soweit ich das feststellen kann«, flüsterte Rincewind. »Keine Spur von Elfen. Wir haben einen Fischhändler in der Menge bemerkt – der Bibliothekar hat ihn ins Reich der Träume geschickt und hinter dem Theater versteckt, nur für den Fall.«
    »Wisst ihr …«, sagte der Professor für unbestimmte Studien und blätterte im Skript, »dieser Bursche könnte weitaus bessere Stücke schreiben, wenn er keine Akteure in ihnen auftreten lassen müsste. Sie scheinen fast immer im Weg zu sein.«
    »Gestern Abend habe ich Die Komödie der Irrungen gelesen«, sagte der Dekan. »Die Irrungen wurden mir sofort klar. Von einer Komödie kann überhaupt keine Rede sein. Zum Glück gibt es Regisseure.«
    Die Zauberer betrachteten das Publikum. Es benahm sich nicht so gut wie zu Hause. Die Leute veranstalteten Picknicks und kleine Partys. Das Bühnenstück schien den Zuschauern kaum mehr zu bedeuten als eine Art Hintergrundgeräusch für ihr geselliges Beisammensein.
    »Woher wissen wir, dass die Vorstellung beginnt?«, fragte der Dozent für neue Runen.
    »Oh, Fanfaren erklingen«, erklärte Rincewind. »Und dann treten zwei Schauspieler auf die Bühne und sagen sich, was sie längst wissen.«
    »Nirgends ist etwas von Elfen zu sehen.« Der Dekan hielt sich ein Auge zu und ließ den Blick umherschweifen. »Mir gefällt das nicht. Es ist zu ruhig.«
    »O nein, nein«, widersprach Rincewind. »An der gegenwärtigen Situation gibt es nichts auszusetzen. Sie sollte uns nicht gefallen, wenn’s plötzlich ganz laut wird und alles drunter und drüber geht.«
    »Begib dich jetzt mit Stibbons und dem Bibliothekar hinter die Bühne«, sagte Ridcully. »Und versuch, nicht auffällig zu wirken. Wir dürfen kein Risiko eingehen.«
    Rincewind trat hinter die Bühne und versuchte, nicht auffällig zu wirken. Die Premiere ging mit einer Ungezwungenheit einher, die er daheim nie erlebt hatte. Die Leute schienen einfach nur umherzuwandern. Zuhause gab es so viel Schein und Maske . Hier bemühten sich die Schauspieler, Personen zu sein, und die Personen vor der Bühne versuchten, zu einem Publikum zu werden. Der Gesamteffekt war recht angenehm. Die Stücke hatten etwas Verschwörerisches. Macht es interessant genug, sagten die Zuschauer, dann glauben wir alles. Wenn nicht, veranstalten wir eine Party mit unseren Freunden und bewerfen euch mit Nüssen.
    Rincewind nahm hinter den Kulissen auf einer Kiste Platz und beobachtete, wie das Stück begann. Er hörte die gehobenen Stimmen der Schauspieler und die leisen Geräusche eines geduldigen Publikums, das bereit war, selbst eine recht breite Darlegung des Plots zu tolerieren, wenn es am Ende etwas Lustiges oder einen Mord gab.
    Nichts deutete auf Elfen hin; nirgends zeigte sich ein verräterisches Schimmern in der Luft. Das Stück wurde gespielt. Gelegentlich ertönte Gelächter, und dann hörte Rincewind die tiefe Stimme des Erzkanzlers – sie schien immer dann besonders laut zu werden, wenn die Clowns auf der Bühne waren.
    Auch die gespielten Elfen kamen gut an. Bohnenblüte, Spinnweb, Motte und Senfsamen … Geschöpfe aus Licht und Luft. Nur Puck erinnerte Rincewind an ihm vertraute Elfen, und selbst er wirkte mehr wie ein Schelm. Natürlich konnten Elfen auch Schelme sein, insbesondere dann, wenn ein Pfad dicht neben einer gefährlichen Schlucht verlief. Und den Glamour, den sie verwendeten … Nun, hier war er bezaubernd …
    Und dann stand die Königin da, nicht mehr als zwei Meter entfernt. Sie erschien nicht plötzlich, sondern kam aus den Kulissen. Eine Gruppe von Linien und Schatten war die ganze Zeit über da gewesen und wurde, ohne sich zu verändern, zu einer Gestalt.
    Sie trug ein Gewand aus schwarzer Spitze, besetzt mit Diamanten. Darin sah sie aus wie die wandelnde Nacht.
    Die Elfenkönigin wandte sich Rincewind zu und lächelte.
    »Ah, Kartoffelmann«, sagte sie. »Wie wir sehen, sind deine Zaubererfreunde hier. Aber sie können nichts ausrichten. Diese Show wird weitergehen. So wie sie geschrieben steht.«
    »… wird … weitergehen …«, murmelte Rincewind. Er konnte sich nicht bewegen. Die Königin hatte ihn mit ihrer vollen Kraft getroffen. Verzweifelt versuchte er, sein Denken mit Kartoffeln zu füllen.
    »Wir wissen , dass ihr ihm eine entstellte Version erzählt habt«, sagte die Königin und ging um den zitternden
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