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Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer

Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer
Autoren: Margot Berger
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die zum oberen Bett führte. »Natürlich oben«, sagte sie und seufzte glücklich.
    Zum ersten Mal durfte sie in einem Etagenbett schlafen. Bei allen Klassenreisen in Jugendherbergen, wo es diese wunderbaren Betten gab, musste sie bisher zu Hause bleiben. Zur Sicherheit.
    Gleich neben ihrem Bett führte eine Terrassentür nach draußen. Charlotte drückte ihre Nase an die Glasscheibe. Über die große Terrasse hinweg sah sie in den blühenden Garten.
    »Schön hier«, sagte Charlotte zufrieden und warf ihre Jacke auf das obere Bett am Fenster. Sie stutzte und steckte ihren Kopf in die Höhle des unteren Bettes.
    »Ich dachte, wir sind nur zu dritt im Zimmer? Wem gehören dann die Kleider hier?«
    »Mir.«
    Charlotte und Klara drehten sich zu der piepsigen Stimme um, die aus einem Kleiderschrank kam, der verdeckt hinter der Flurtür stand.
    »Emma ..., du?«, fragte Klara erstaunt. »Ich dachte, du bist längst mit deinen Eltern auf Grönland.«
    Charlotte musste lachen, als sie das Mädchen, das Emma hieß, entdeckte.
    Es war eine blasse, blonde Gestalt, etwa elf Jahre, die mit angezogenen Beinen im leeren Kleiderschrank saß. In ihrem Rücken steckte ein dickes Kopfkissen, auf ihren Knien lag ein aufgeschlagenes Buch. Die Schiebetür war ein Stück beiseitegeschoben. Auf dem Fußboden direkt vor dem Schrank stand eine Stehlampe und warf Licht auf die Seiten.
    Emma Hansen kletterte aus dem Schrank. Sie trug eine abgetragene Reithose und zu große Reitstiefel.
    »Wir fliegen erst heute Nacht«, sagte Emma ohne Begeisterung, zerrte die Stiefel von den Beinen und zog die Reithose aus. Ihre dünnen weißen Beine sahen aus, als hätten sie noch nie Sonne gesehen. Rasch schlüpfte Emma in ihre Jeans. Die Reitsachen reichte sie Klara. »Gibst du sie Lea zurück?« Emma streifte ihre Turnschuhe über. »Ich bin froh, wenn diese blöde Grönlandreise vorbei ist«, stöhnte sie. »Zehn Tage ohne meine Shettys, ohne euch und meine Reitsachen ...«
    Sie griff nach dem Pferdebuch, in dem sie gelesen hatte. »Weißt du, warum meine Eltern nach Grönland wollen? Nicht, weil es dort schön ist. Nein, weil es da so kalt ist, dass es angeblich keine Keime gibt und keine Krankheiten. Ich muss gehen ... Grüß Lea!«
    Schon war sie aus der Tür.
    Verblüfft starrte Charlotte ihr nach. »Halte mich nicht für merkwürdig«, sagte sie, »aber ... das ist doch nicht üblich, dass man auf Reiterhöfen mit Stiefeln im Schrank sitzt und liest! Ist diese Emma normal?«
    Klara stellte die Stehlampe wieder auf den Tisch, auf den sie gehörte.
    »Emma schon. Aber ihre Eltern nicht.«
    Gezielt pfefferte Klara das Kopfkissen aus dem Schrank zurück aufs Bett.
    »Sie verbieten Emma zu reiten, obwohl sie zwei Shettys hat. Das ist doch krank. Nicht mal Reitsachen darf sie sich kaufen, die Arme. Lea hat Emma altes Reitzeug von sich gegeben. Das zieht sie heimlich bei uns an. Emma kommt jeden Tag - sie wohnt in Westerbüll und geht in Leas Klasse.«
    »Verrückt.«
    Kopfschüttelnd stieß Charlotte die Tür zum Garten auf. Ein besonderer Duft stieg ihr in die Nase - von Blüten und Heu, von Weidegras, Pferdeäpfeln und Sattelleder. Mit geschlossenen Augen atmete Charlotte ein.
    »Total cool«, schwärmte sie. Sie zog das Gummiband aus dem straffen Pferdeschwanz, schüttelte ihre Haare zurecht und genoss den Wind.
    Sie schlenderte über die Pflastersteine und setzte sich auf die Mauer, die sich rings um die Terrasse zog. Weiße Margeriten wucherten aus jeder Fuge zwischen den Feldsteinen. Eine Pforte in der Mauer führte in den Garten. Dort stand ein langer Tisch mit zwei Bänken, auf denen ein paar Mädchen lümmelten und würfelten. Ein Sandweg weiter hinten trennte den Garten von den Pferdeweiden.
    »Pack doch erst aus, Char... Sophie!«, rief Klara von drinnen. »Der Garten läuft nicht weg. Aber deine Reitstunde, die verpasst du ohne Hose und Kappe. Übrigens: Die Tür in der Mauer muss immer zu sein. Sonst stehen eins, zwei, drei die Pferde auf der Terrasse.«
    »Wäre doch süß.« Charlotte kicherte und kam herein. »Ein Friese im Etagenbett.«
    »Mama und Papa sehen das leider nicht so.« Klara warf ihr zwei Kleiderbügel zu.
    Charlotte bückte sich nach ihrer Tasche und packte aus. Jedes Mal, wenn sie aus der Hocke hochkam, sah sie im Wandspiegel die Terrasse mit den Margeriten. Als sie sich zum dritten Mal aufrichtete, stutzte sie. Hatte sie vorhin nicht etwas großes Graues im Spiegel gesehen? Ein Schatten, dachte sie. Als sie sich wieder
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