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Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer

Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer
Autoren: Margot Berger
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umdrehte, war da erneut der große Schatten im Spiegel. Diesmal hatte er lange Ohren.
    Charlotte kam nicht dazu, weiter über den Ohrenschatten nachzudenken, denn aus dem Garten drang lautes Lachen und Schreien.
    Sie stürzte zur Tür, gefolgt von Klara.
    »Ach nein«, sagte Charlotte verdutzt, als sie sah, dass der Ohrenschatten gar kein Schatten war, sondern ein höchst lebendiges Wesen, das mit schlafwandlerischer Sicherheit über die Mauer an der Terrasse balancierte.
    Das Tier - so groß wie ein Haflinger - hatte lange Ohren wie ein Esel, sah aber ansonsten wie ein Pferd mit weißem Maul aus. Behutsam setzte das graubraune Eselpferd seine zierlichen Hufe voreinander, ohne eine Blume zu zertreten.
    Klara schien nicht überrascht zu sein. »Er hat es wieder geschafft, unser Ausbruchkünstler! Darf ich vorstellen: Marques de Murrieta y Conde de la Mancha.«
    Charlotte war schwer beeindruckt. Was für ein Name! »Heißt der ..., das so? Was ist das eigentlich?«
    »Ein Maultier«, erklärte Klara. »Mutter Pferd - Vater Esel. Er ist ein Wallach und kommt aus Spanien. Sein Name ist tatsächlich so irre, weil er aus einer ganz edlen Zucht stammt. Wir nennen ihn aber nur Muli.«
    »Und was macht er auf der Mauer?«
    Klara seufzte. »Maultiere können leider sensationell klettern.«
    Klara trat auf die Terrasse und bedeutete den Mädchen im Garten, ruhig zu bleiben.
    Die vier waren von der Bank aufgespungen. Vanessa und Amber machten Luftsprünge vor Begeisterung über den vierbeinigen Bergsteiger.
    Muli wackelte mit seinen Riesenohren. Er gelangte am Ende der Mauer an, drehte geschickt auf der Hinterhand um und stolzierte über die Steine zurück.
    »Wir haben Muli erst seit einer Woche hier.« Geschmeidig bewegte sich Klara auf den Klettermax zu und flüsterte über die Schulter: »Nur Papa und ich kümmern uns um ihn. Maultiere brauchen lange, bis sie sich eingewöhnen, weißt du.«
    Sie stieg über die Mauer in den Garten und griff nach Mulis Halfter. Er blieb stehen und sprang dann zu ihr ins Gras. Zuerst verharrte er bockig neben Klara, riss den Kopf nach oben und unten und wieherte heiser. Dann folgte das Grautier ihr ein paar Schritte, sprang zurück, ging wieder nach vom, brach plötzlich zur Seite aus, aber Klara marschierte unbeirrt mit ihm weiter zur Weide. Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und schaffte es, das Maultier sicher zurückzubringen.
    Muli bewohnte mit Rambo und Zorro die karge Shetty- wiese hinter dem Reitplatz, weil Maultiere - wie Shetlandponys - normales Gras in Mengen nicht vertragen. Als Klara zurückkehrte, sah sie die Bescherung. Charlotte stand auf der Terrasse und vor ihr sprangen Vanessa und Amber hin und her. Lisa und Anna standen dabei und musterten Charlotte abschätzend. Klara beschleunigte ihre Schritte. Die Situation beunruhigte sie.
    Zu Recht - denn weder Klara noch der Rest der Eichhorn-Familie wussten, dass Vanessa eine große Autogrammsammlerin war. Von vielen Stars besaß sie Bilder. Auch von Charlottes Mutter, Isabel Lech. Das machte Charlottes Lage von einer Minute zur anderen äußerst schwierig.
    »Du siehst aus wie Isabel Lech!«, kreischte Vanessa in einem fürchterlichen Singsang und hüpfte um Charlotte herum. »Ich hab ein Autogramm von ihr. Warte ...«
    Vanessa riss die Tür zum Shettyzimmer auf. Drinnen polterte und rumorte es. Mit Getöse fiel ein Koffer vom Schrank. Kurz darauf fegte sie mit einem Album in der Hand zurück auf die Terrasse. Ungeduldig blätterte sie hin und her.
    »Hier.« Sie hielt eine Seite mit einer eingeklebten Autogrammkarte hoch, ein Foto von Isabel Lech. »Die kennt doch jeder, Isabel Lech, die Schauspielerin.« Blitzschnell sprang Vanessa auf die Mauer und hielt das Bild neben Charlottes Gesicht.
    In diesem Moment kam Klara zurück. In Gedanken schimpfte sie mit Charlotte, weil sie ihren Pferdeschwanz gelöst hatte. So bemerkte jeder Blinde die Ähnlichkeit zwischen ihr und ihrer Mutter.
    »Grüne Augen, die gleichen Haare ... und aus München kommst du auch. Ich wette, du bist ihre Tochter. Stark! Genial! Frag deine Mutter, ob ich mal in einem Film mitspielen kann.«
    Mit hängenden Armen stand Charlotte zwischen Amber und der völlig durchgedrehten Vanessa und lief abwechselnd rot und weiß an. Damit hatte sie nicht gerechnet! Bevor sie überhaupt den Fuß in einen Steigbügel setzen konnte, war sie schon enttarnt. Von einer Zehnjährigen! Klara versuchte zu retten, was zu retten war. »Sophie«, rief sie, »komm rüber, Sophie
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