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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens
Autoren: Ildefonso Falcones
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Morisken – von der Eroberung Granadas 1492 durch die Katholischen Könige bis zu ihrer endgültigen Deportation, die sich im Jahr 2009 zum 400. Mal jährt – ist eines der zahlreichen Kapitel der spanischen Geschichte, das von Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit bestimmt ist. Andere bekannte Beispiele sind die Angriffe von al-Mansur gegen die Juden und Christen im späten 10. Jahrhundert sowie die Vertreibung der spanischen Juden durch die Katholischen Könige. Bei der Einnahme von Granada waren für die Mauren äußerst großzügige Bedingungen vereinbart worden: Sie durften weiterhin Arabisch sprechen, den Islam praktizieren sowie ihre Sitten bewahren und zudem ihren Besitz und ihre Autoritäten behalten. Doch acht Jahre später befahl Kardinal Cisneros die Zwangsbekehrung der Muslime sowie die Auslöschung ihrer Kultur. Er führte eigens für die inzwischen als » Neuchristen « beziehungsweise » Morisken « bezeichnete Volksgruppe hohe Steuern ein und schaffte ihre Selbstverwaltung ab. Die Morisken wurden zu ausgebeuteten und zugleich verhassten Menschen, und ihre alten Rechte wurden drastisch eingeschränkt.
    Der Moriskenaufstand in den Alpujarras – eine Gebirgsgegend im südlichen Andalusien von beeindruckender Schönheit – war die Folge der zunehmenden Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen. Wir wissen davon durch die ausführlichen Berichte der Chronisten Luis de Mármol Carvajal ( Historia del rebelión y castigo de los moriscos del Reino de Granada ; 1600) und Diego Hurtado de Mendoza ( Guerra de Granada hecha por el Rey de España Don Felipe II contra los moriscos de aquel reino, sus rebeldes: historia escrita en cuatro libros ; 1627). In diesem Krieg gingen beide Seiten mit äußerster Brutalität vor, auch wenn die Übergriffe der Morisken aufgrund der Parteilichkeit der christlichen Chronisten besser überliefert sind. Einer der wenigen, der versuchte, ihre Exzesse zu erklären, wenn auch nicht zu entschuldigen, war der spanische Gesandte in Paris. In seinem Schreiben aus dem Jahr 1568 an König Philipp II., das hier zu Beginn des zweiten Kapitels zitiert wird, berichtet er von den Beschwerden eines ganzen Dorfes: Die Frauen wurden vom Pfarrer vergewaltigt, und die Kinder trugen das Stigma seiner blauen Augen, wie im Fall des Protagonisten dieses Romans. Aber auch von christlicher Seite kam es zu grausamen Exzessen. Bei den Gemetzeln stellt das Dorf Galera zwar ein Extrem dar, aber die Versklavung der Besiegten und Plünderungen waren an der Tagesordnung. Die Vorfälle, die die Chronisten überliefern, wirken durchaus glaubhaft, wie der Tod von mehr als eintausend Frauen und Kindern auf dem Hauptplatz von Juviles und die öffentliche Versteigerung von ebenso vielen Frauen und Kindern in Granada.
    Diese Gräueltaten wurden von Truppen begangen, die aus Soldaten und Anführern bestanden, die nicht zu den regulären Einheiten gehörten und die sich nur persönlich bereichern wollten. Berichte über die Verteilung der Kriegsbeute, über Soldaten, die desertierten, wenn sie genug erbeutet hatten, und über strategielose Einsätze, die nur aus Habgier unternommen wurden, nehmen in den Chroniken einen wichtigen Raum ein.
    Darüber hinaus habe ich in meinem Roman versucht, ein Bild der Konflikte und Lebensbedingungen im aufständischen Lager zu zeichnen, bis die Morisken, die – wie zuvor und auch später wieder – von den Algeriern und den Türken ihrem Schicksal überlassen wurden, sich den spanischen Tercios geschlagen geben mussten. Dazu gehören beispielsweise der Konsum von Haschisch, um den Kampfgeist anzustacheln, der wegen seiner Frauengeschichten in Ungnade gefallene Aben Humeya, der Hochmut der Janitscharen, die man aus Algier auf die Iberische Halbinsel schickte, die Korsaren und die Neigung einiger von ihnen zu jungen Männern. Über alle diese Ereignisse wurde von den zeitgenössischen Chronisten berichtet. Auch die in meinem Roman erzählte Episode, der zufolge nach arabischer Überlieferung einige der Waffen des Propheten bis nach al-Andalus gelangten, ist in dem Werk Mahoma (1992) von Juan Vernet Ginés wiedergegeben.
    Der Alpujarras-Aufstand endete mit der Deportation der Morisken von Granada in andere Königreiche Spaniens. Juan Aranda Doncel weist in seiner Publikation Los moriscos en tierras de Córdoba (1984) nach, dass etwa ein Siebtel der vertriebenen Morisken, die wie die Figuren im Roman nach Córdoba gebracht werden sollten, auf dem langen Weg zu Tode kamen.
    Die
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