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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens
Autoren: Ildefonso Falcones
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ähnliche Weise gelang, sich in die christliche Gesellschaft zu integrieren.
    Luis F. Bernabé Pons stellt in seinen Veröffentlichungen Los mecanismos de una resistencia: los Libros Plúmbeos del Sacromonte y el Evangelio de Bernabé (2002) und El Evangelio de San Bernabé. Un evangelio islámico español (1995) eine Beziehung zwischen den Bleibüchern und dem Barnabas-Evangelium her. Er bezieht sich dabei auf die 1976 erfolgte Entdeckung einer aus dem 18. Jahrhundert stammenden spanischen Teilabschrift des vorgeblichen Originals, auf die es bereits einige schriftliche Hinweise gab, vor allem in Tunis. Besagte Abschrift wird in der Universität Sydney aufbewahrt. Diese moderne Theorie stellt allerdings die Verschmelzung der christlichen und der islamischen Religion als ausschließliches Ziel der Bleibücher infrage. Der Gedanke liegt nahe, dass die Verfasser des Stummen Buchs – dessen Inhalt dem Prolog und einem anderen, durchaus erschließbaren Text der Bleibücher zufolge von einem König der Araber bekanntgemacht wer den sollte – das Erscheinen einer weiteren Schrift beabsichtigten. Allerdings ist nicht bekannt, ob es jemals dazu kam.
    Dass diese Schrift nun das Barnabas-Evangelium ist, das beträchtliche Gemeinsamkeiten mit den Bleibüchern aufweist, ist nur eine Hypothese. Keine Hypothese, sondern ausschließliches Produkt der Fantasie des Autors hingegen ist der Bezug zwischen dem Evangelium und dem fiktiven Exemplar, das der Verbrennung der großartigen Bibliothek des Kalifats von Córdoba entging. Diese Zerstörung hatte der im 10. Jahrhundert herrschende al-Mansur angeordnet, und sie ist leider ebenso belegt wie viele andere barbarische Bücherverbrennungen im Lauf der Geschichte der Menschheit, bei denen das Wissen zum Ziel des Hasses von Fanatikern wurde.
    Andererseits gibt es auch Arbeiten über die christlichen Märtyrer in den Alpujarras, wenn auch aus späteren Zeiten als im Roman geschildert: Von den ersten weiß man durch Berichte des Erzbischofs Pedro de Castro aus dem Jahr 1600. In den Akten von Ugíjar (1668), die die meisten Gemetzel an Christen in den Alpujarras aufzeichnen, wird ein Junge mit Namen Gonzalico erwähnt, der sein Opfer für Gott als »schön« bezeichnete, bevor er den Märtyrertod starb. Die Gräueltat, ein Herz durch den Rücken herauszureißen, wie im Roman erzählt, wird mehrfach in Chroniken als Beispiel für die Grausamkeit der Morisken gegenüber ihren christlichen Opfern angeführt.
    Córdoba ist eine wunderbare Stadt. Sie ist auch das größte städtische Gebiet in Europa, das zu einem Teil des UNESCO-Weltkulturerbes erklärt wurde. An einigen ihrer Stätten kann man die Fantasie auf die Reise schicken und die glanzvolle Epoche des islamischen Kalifats nacherleben. Eine davon ist zweifellos die Mezquita, die Moschee-Kathedrale. Kaiser Karl V. werden folgende Worte beim Anblick des Bauwerks zugeschrieben, dessen Errichtung er selbst genehmigt hatte: »Ich wusste es nicht. Hätte ich es gewusst, hätte ich niemals erlaubt, dass jemand Hand an dieses uralte Bauwerk legt. Ihr habt etwas erschaffen, was es andernorts bereits gibt, und dafür etwas zerstört, was einmalig auf der Welt war.«
    Tatsache ist aber auch, dass die Art, wie die Kathedrale in verschiedenen Etappen in die Säulenhalle der alten Moschee integriert wurde, eine nicht zu unterschätzende künstlerische Leistung darstellt. Selbstverständlich wurde dabei das Licht der Moschee gedämpft, ihre Geradlinigkeit gebrochen und ihre Ausstrahlung geschwächt, aber im Großen und Ganzen steht dort nach wie vor der Bau aus der Zeit des Kalifen. Warum wurde diese Moschee nicht wie so viele andere muslimische Gebetsstätten dem Erdboden gleichgemacht, um auf ihrem Boden eine neue christliche Kathedrale zu errichten? Von möglichen Interessen der maßgeblichen Stadträte und des Adels abgesehen, sollte man die Todesdrohung, die der Rat der Stadt gegen diejenigen aussprach, die es wagten, bei dem Neubau der Kathedrale mitzuarbeiten, nicht unterschlagen.
    Im Alcázar der christlichen Könige kann man immer noch die Überreste der alten Zellen des Inquisitionsgefängnisses sehen, die einen der Patios umgaben. Daneben befindet sich ein Gebäude, das den Besucher ebenfalls in jene Zeit zurückversetzen könnte: der königliche Marstall, den Philipp II. erbauen ließ, um dort eine neue höfische Pferderasse züchten zu lassen, die auch heute noch der Pferdezucht in Spanien Rang und Adel verleiht.
    Die Hand der Fatima
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