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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens
Autoren: Ildefonso Falcones
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Ziel, doch noch während er in Frankreich war, erhielt er eine weitere Botschaft des Sultans, die an die französische Gesandtschaft in Spanien weitergeleitet wurde: Es ging darum, dass Euch und Eurer Familie Vergebung gewährt werden solle … koste es, was es wolle. Und es hat einiges gekostet, das kann ich Euch versichern.« Hernando befriedigten diese Ausführungen offensichtlich nicht. »Mehr weiß ich leider auch nicht«, entschuldigte sich Ronsard, »man hat mir nur aufgetragen, dass wir uns an Don Pedro de Granada Venegas wenden sollten. Es hieß, dass er über Euer Schicksal Bescheid wisse. Mein Auftrag bestand außerdem darin, Don Pedro zu begleiten, um Euch den Brief des Sultans persönlich auszuhändigen.«
    Jetzt öffnete Hernando den Brief des Sultans. Die eleganten, farbig gestalteten arabischen Schriftzeichen wiesen auf die Hand eines wahren Könners hin. Hernando machte sich schweigend an die Lektüre. Fatima war, wie geplant, nach Konstantinopel gereist. Dort hatte sie dem Sultan persönlich das Barnabas-Evangelium überreicht. Ahmed I. beglückwünschte Hernando in dem Brief dafür, dass er den Islam verteidigt hatte, und bedankte sich für die Übermittlung des Evangeliums. Vor allem aber sprach er ihm seinen Dank dafür aus, dass er den Geist des Islam in der Moschee von Córdoba lebendig gehalten hatte, indem er vor dem Mihrab betete.
    Der Sultan, so stand ebenfalls in dem Brief, ließ derzeit zu Ehren Allahs und des Propheten in Konstantinopel eine prachtvolle Moschee errichten. Sie würde sechs hohe Minarette und eine gewaltige Kuppel erhalten, und außen sollte sie mit einem Mosaik aus Tausenden blauen und grünen Steinchen verziert werden. Dennoch, so beeindruckend diese Gebetsstätte in Konstantinopel auch sein würde, niemals würde sie die Strahlkraft jener Gebetsstätte erreichen können, die einst den Sieg über die christlichen Reiche im Westen symbolisiert hatte. Weiter hieß es:
    Es ist mein ausdrücklicher Wunsch und der aller Muslime, dass du weiterhin in den Mauern der bedeutendsten Moschee im Westen den Schöpfer ohnegleichen lobst und preist. Auch wenn es nur im Verborgenen geschehen kann, wünsche ich mir, dass dort weiterhin aus deinem Munde die ewigen Gebete zum einzigen Gott zu hören sein mögen, und wenn du nicht mehr bist, sollen deine Söhne und die Söhne deiner Söhne diese Aufgabe übernehmen. Mögen eure Stimmen beim Gebet eins werden mit dem Echo der Stimmen all jener Glaubensbrüder, die dort einst beteten, auf dass Vergangenheit und Gegenwart für immer verbunden bleiben, was mit der Hilfe des Allmächtigen zweifellos geschehen wird.
    Unsere Religionsgelehrten halten es für unerlässlich, das Original des Evangeliums zu finden, welches der Kopist zu Zeiten al-Mansurs versteckt haben will. Sei es der Wille Gottes, dass wir es eines Tages entdecken! Wir würden alles dafür geben, denn eine Kopie werden die Christen niemals anerkennen.
    Deine Gattin übermittelt dir alle Glückwünsche, und sie ermutigt dich, den Kampf fortzusetzen, den ihr gemeinsam begonnen habt. Wir werden sie behüten, bis der Tod euch einst wieder vereint.
    Fatima hatte ihm verziehen.
    Da hörte Hernando das Lachen seiner Kinder. Er sah zu ihnen hinüber: Im Spiel liefen sie unter den Olivenbäumen hin und her. Miguel feuerte sie an, und Rafaela hatte sie lächelnd im Blick. Hernando seufzte. Warum war dieses harmonische Zusammenleben nicht auch zwischen zwei Völkern möglich? Sein Blick fiel auf Muqla. Der Junge mit den blauen Augen beteiligte sich nicht am Spiel. Ruhig und ernst blickte er zu seinem Vater herüber. Sie alle waren seine Kinder, aber dieser Junge war der Erbe jenes Geistes, der sich in den acht Jahrhunderten der muslimischen Geschichte in diesem Land ausgebildet hatte. Und dieser Junge war dazu bestimmt, sein Werk fortzusetzen.
    Auf einmal bemerkte auch Rafaela die Seelenverwandtschaft zwischen Vater und Sohn, und als ahnte sie, was Hernando beschäftigte, ging sie zu Muqla, stellte sich hinter ihn und legte ihm die Arme über die Schultern. Der Junge suchte die Berührung mit seiner Mutter und verhakte seine Finger mit ihren.
    Hernando ließ seinen Blick zärtlich über seine Familie wandern, dann sah er über die Wipfel der Olivenbäume hinweg in den Himmel. Die Sonne stand im Zenit, und einen Moment lang bildeten die Wolken am strahlend blauen Himmel eine mächtige weiße Fatimahand für ihn, die sie alle zu beschützen schien.

Anmerkung des Autors
    D ie Geschichte der
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