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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens
Autoren: Ildefonso Falcones
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haben (Janer, Lea, Domínguez Ortiz und Vincent, Caro Baroja …), verweisen auch auf die Gräueltaten, die den Vertriebenen in den Barbareskenstaaten widerfuhren. Wenn man beispielsweise dem Chronisten Philipps III. folgt, Luis Cabrera de Córdoba, in seinen Relaciones de las cosas sucedidas en la corte de España desde 1599 hasta 1614 (Drucklegung 1857), so wurde rund ein Drittel der aus Valencia Deportierten dort ermordet: »[Sie] sind so entsetzt über die schlimme Behandlung und das Leid, das die Morisken aus Valencia in den Barbareskenstaaten erleiden mussten, wo mehr als ein Drittel von denen, die dorthin aufbrachen, gestorben sind, dass nur wenige geneigt sind, dorthin auszureisen.« König Philipp hingegen begrüßte die Aktion und beschenkte seinen Günstling – den Herzog von Lerma – anlässlich dessen geplanter Eheschließung mit der Gräfin von Valencia mit einhunderttausend Dukaten aus dem Besitz von Morisken.
    Nach der ersten Vertreibung folgte eine Reihe von Erlassen, die auf die Deportation jener Morisken bestanden, die dennoch in Spanien geblieben oder nach Spanien zurückgekehrt waren. Diese Erlasse sprachen zudem von Belohnungen für jedermann, der sie ermordete oder versklavte. Auch wenn sich die Vertreibungserlasse in den einzelnen spanischen Königreichen nicht völlig glichen, so waren die Unterschiede letztlich minimal. Aus dramaturgischen Gründen beziehe ich mich auf den ersten Erlass für das Königreich Valencia.
    Ein Fall aus der Stadt Córdoba ist besonders kurios. Auf Beschluss des Rates der Stadt vom 29. Januar 1610 wird der König um Erlaubnis gebeten, dass zwei alte, kinderlose Zaumzeugmacher in der Stadt bleiben dürfen, »zum Wohl, das dadurch geschieht, und für das Reitwesen der Stadt«. Außer diesem Ausnahmegesuch für die beiden alten Morisken, die weiterhin die Pferde versorgen sollten, sind mir keine weiteren bekannt. Ebenso wenig liegt mir die Antwort Seiner Majestät auf dieses Gesuch vor.
    1682 deklarierte Papst Innozenz XI. das Pergament aus der Torre Turpiana und die Bleibücher von Sacromonte, die er nach dem Tod von Erzbischof Don Pedro de Castro an sich genommen hatte, offiziell als Fälschungen. Zu den Reliquien, die die Kirche in Granada 1600 für authentisch erklärt hatte und die seither weiterhin verehrt werden, äußerte sich der Vatikan jedoch nicht. Die Situation ähnelt dem Fall, den der Protagonist des Romans erlebt: Die Dokumente, die bestätigten, dass dieser oder jener Knochen oder Ascherest zu einem bestimmten Märtyrer gehört, wurden vom Vatikan zu Fälschungen erklärt. Aber die Reliquien, deren Echtheit auf ebendiesen Dokumenten beruht – wie sollte man sonst einen Ascherest in einer Höhle einem heiligen Caecilius oder einem heiligen Ctesiphon zuordnen können? –, wurden in Absprache mit der Kirche von Granada als authentisch bewertet.
    Heute stimmen die meisten Wissenschaftler darin überein, dass die Bleibücher von Sacromonte und das Pergament aus der Torre Turpiana das Werk spanischer Morisken sind. Sie sehen darin den verzweifelten Versuch, die beiden Religionen miteinander zu verschmelzen. Es sollten Gemeinsamkeiten gefunden werden, die den Eindruck, den die Christen von den Muslimen hatten, verändern sollten, jedoch ohne dass diese ihre Glaubensgrundsätze aufgeben müssten.
    Man ist sich auch nahezu einig darüber, die Mediziner und offiziellen Arabischübersetzer Alonso del Castillo und Miguel de Luna als Urheber der Bleibücher anzusehen. Letzterer schrieb zumindest La verdadera historia del rey don Rodrigo (1589) mit einer beschönigenden Darstellung der arabischen Invasion der Halbinsel und des Zusammenlebens zwischen Christen und Muslimen. Die Beteiligung meines Protagonisten Hernando Ruiz daran ist natürlich fiktiv. Aber nicht die des Adligen Don Pedro de Granada Venegas, der in mehreren Arbeiten zitiert wird und der schließlich seinen Wappenspruch, das ruhmreiche »Lagaleblila« der Nasriden – eigentlich »la ghaliba illa llah«, also »Es gibt keinen Sieger außer Gott« – durch das christliche »servire Deo regnare est« – also »Gott dienen, heißt herrschen« – ersetzte. 1608, kurz vor der Vertreibung, veröffentlichte der Gelehrte Francisco Bermúdez de Pedraza das Buch Antigüedad y excelencias de Granada . Hierin preist er die Bekehrung des muslimischen Prinzen und Vorfahren von Don Pedro, Sidi Yahyah, nach der wundersamen Erscheinung eines Kreuzes vor ihm. Es gab viele muslimische Adlige, denen es auf
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