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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sohn finden.
    Dabei kann ich dir nicht helfen. Ich weiß nicht, wo er ist. Früher einmal habe ich es gewusst. Aber dieses Wissen ist fort. Einfach fort.« Er war bereits jetzt nur mehr eine leere Hülse seines früheren Ichs, und mit jedem Atemzug, jedem Herzschlag nahm die Summe seiner Erinnerungen weiter ab. Er glaubte zu wissen, dass er sich einst bemüht hatte, Jeremiahs Verstand vor Lord Fouls schädlichem Einfluss zu schützen, aber er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern. »Alles, woran ich mich erinnere, ist zerbrochen, und mit jedem Augenblick schwindet es mehr. Mein Verstand reicht nicht aus, um es zu bewahren.«
    Zurück blieben nur Fragmente, verborgen in den Spalten seines Bewusstseins. Geriet er zufällig in eine dieser Spalten, verlor sein Verstand die Verbindung zu seinem ungewohnt neuen Körper.
    »Linden?«, fragte Liand bittend. »Was sollen wir tun? Was bleibt uns noch? Wir können ihn nicht weiter schlagen. Kann er sich wirklich nicht daran erinnern, wo …«
    »Nein.«Linden schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nein.« Sie wich einen Schritt zurück, und der strahlende Glanz des Krill erhellte ihre Gestalt, ließ ihre Gesichtszüge jedoch im Schatten. »Das ist falsch. So kann es nicht sein. Sag mir: Was sollte ich tun? Als du mich aufgefordert hast, dich zu finden, was hätte ich da deiner Ansicht nach erreichen können?«
    Schweig, dachte Covenant. Lasst mir Zeit, mich zurechtzufinden. Sekundenlang standen ihm Riesen-Schiffe vor Augen, zogen ihn mit sich hinab. Er sah, wie die Steinschiffe der Entwurzelten von Turiya Sippenmörder versenkt wurden, während die Riesen in ihren Häusern den Tod erwarteten. Der Sog der kenternden Schiffe schien ihn mit sich in die Tiefe zu reißen. Keines von ihnen war auf See geblieben; alle waren nach Coercri zurückgekehrt, um mit Kielen und Ruderblättern aus Güldenfahrt ausgerüstet zu werden, damit sie heimfinden und ihre lange Zeit der Trauer beenden konnten …
    Covenant schüttelte den Kopf. Um Lindens willen musste er in der Gegenwart bleiben. Schwankend, mit ungelenken Bewegungen zwang er sich dazu, sich aufzurichten und ihr zuzuwenden. »Das hängt nicht von mir ab.« Er konnte seine Hände und Füße kaum mehr spüren. »Ich wollte nur nicht …« Seine Finger zuckten unwillkürlich, als griffe er nach etwas, aber er merkte es nicht. Sie waren so unnütz wie das Wissen, das aus ihnen herausgeblutet war. »Dieser alte Mann. Der Bettler. Der Schöpfer. Er hat dich im Stich gelassen, noch ehe du überhaupt hergekommen bist. Ich wollte nicht, dass du glaubst, ich hätte dich ebenfalls im Stich gelassen.«
    »Der Zeitenherr ist geschwächt«, erklärte Infelizitas Linden. Ihre Stimme klang rau, wie nach einer großen Anstrengung. »Ehe er weniger wurde, als er war, hoffte er, es würde dir gelingen, ein weniger tödliches Mittel zu finden, um den Abgrund zwischen den Lebenden und den Toten zu überbrücken. Er träumte davon, du könntest dir dieses erweiterte Bewusstsein verdienen oder es ihm entlocken, ohne diese Schöpfung zum Untergang zu verdammen.«
    Du würdest dich nicht von fälschlicher Liebe dazu verleiten lassen, das Ende aller Dinge zu bewirken!
    Vielleicht hatte Infelizitas recht behalten. Oder auch nicht. Auch diese Erinnerungen hatte waren Covenant gänzlich verloren gegangen.
    Wenige Schritte hinter dem Krill hatten die Haruchai - die Gedemütigten - Stave losgelassen. Covenant konnte sich fast an ihre Namen erinnern. Stave wandte sich an Infelizitas: »Dann fällt die Last dir zu, Elohim. Auch dein Wissen ist groß. Wo ist der Sohn der Auserwählten? Wie können die Verderbnis und ihre Diener besiegt werden? Wie kann die Schlange wieder in Schlaf versetzt werden?«
    Endlich gelang es Covenant, mit seinem fragmentierten Verstand Mahrtiir, den Mähnenhüter, zu identifizieren. Im Kampf um Erstes Holzheim war er schrecklich verwundet worden. Und die junge Frau und der Mann in seiner Begleitung waren … sie waren … Einmal mehr suchte Covenants trauernder Blick Lindens Gesicht. Die Ramen, die den Mähnenhüter begleiteten, waren seine Seilträger. Pahni und Bhapa.
    »Habe ich nicht schon davon gesprochen?«, erwiderte Infelizitas. »Wie die Trägerin des Weißgoldes ist ihr Sohn - und auch der des Zeitenherrn und seiner Gefährtin - ein Schatten auf unseren Herzen. Ihr Sohn ist vor uns versteckt worden. Und die Schlange lässt sich nicht wieder in Schlaf versetzen. An Bergen gemessen ist sie nicht sehr groß, nicht größer als
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