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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323
Autoren: Elfriede Fuchs
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niemals
wiedersehen würde. Schließlich kam die Stadtmauer mit dem mächtigen Tor in
Sicht.
    Paruschjati hatte alles verloren, was ihr jemals wichtig
gewesen war, doch über den Schmerz des Verlustes legte sich etwas wie
Zuversicht und gespannte Erwartung. Denn sie trug ihren Namen zu Recht: Sie
hatte tatsächlich viel Glück gehabt – sie hatte den Tod von drei Großkönigen
überlebt, nein von vieren sogar, wenn man Alexander dazurechnete.
    Plötzlich erinnerte sie sich an seine Vision einer
friedlichen und geeinten Welt. Immer noch war sie nicht sicher, was sie davon
halten sollte – hatte er tatsächlich daran geglaubt oder war alles nur ein
Vorwand gewesen, um seinen maßlosen Eroberungshunger zu rechtfertigen? Aber
eines war sicher: Seine Vision war mit ihm gestorben. Keiner von denen, die
sich zu seinen Erben aufgeschwungen hatten, würde auch nur einen Gedanken an
sie verschwenden. Aber vielleicht war sie nicht für immer gestorben, dachte
Paruschjati, als sie auf dem unbequemsten Wagen, auf dem sie je gefahren war,
ihrer Zukunft entgegenrumpelte. Vielleicht würde seine Vision eines Tages
Wirklichkeit werden. Und sei es erst in tausend Jahren.

Nachbemerkung
    Über die persische Prinzessin Paruschjati (griechisch
Parysatis) ist aus der historischen Überlieferung kaum etwas bekannt. Ihr Name
fällt nur ein einziges Mal, im Zusammenhang mit der sogenannten Massenhochzeit
von Susa, bei der sich Alexander der Große mit Statira (Stateira) vermählte,
der Tochter Dareios’ III. Eine einzige Quelle erwähnt die Existenz einer
zweiten Braut – Paruschjati, die jüngste Tochter Artaxerxes III. Ihre Person
wird nur noch bei einer weiteren Gelegenheit erwähnt: Nach der Schlacht von
Issos 333 v. Chr. waren die Familien vieler persischer Würdenträger in
Gefangenschaft geraten, darunter auch die Witwe sowie drei Töchter Artaxerxes’
III. Eine davon dürfte Paruschjati gewesen sein, obwohl ihr Name an dieser
Stelle nicht explizit genannt wird.
    Aus der Geschichte sind weitere Ereignisse bekannt, die
Paruschjatis Leben bestimmt haben. 338 v. Chr. wurde ihr Vater zusammen mit
fast allen seinen Söhnen ermordet. Den einzigen überlebenden Sohn (Arses,
Thronname Artaxerxes IV.) ereilte zwei Jahre später ein ähnliches Schicksal.
Das Königshaus wurde bei diesen blutigen Palastrevolutionen fast völlig
ausgelöscht, Paruschjati gehörte mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern
zu den wenigen Überlebenden.
    Mehr ist über ihr Leben nicht bekannt. Insbesondere ihr
Schicksal nach Alexanders Tod bleibt im Dunkeln. Hat Paruschjati die
erbitterten Kämpfe um die Thronfolge überlebt? Die Tatsache, dass Statira und
ihre Schwester einem Mordanschlag zum Opfer fielen, gibt wohl keinen Anlass zum
Optimismus.
    Die Existenz der meisten Personen, die im Roman auftreten,
ist historisch bezeugt. Gelegentlich sind ihre Namen nicht überliefert, so etwa
bei Paruschjatis Mutter und ihren beiden Schwestern; sie haben Namen erhalten,
die anderweitig in der Überlieferung belegt sind. Völlig frei erfunden sind
lediglich Faiduma und Mannuja sowie das Palastpersonal. Bei den übrigen
Gestalten ist das Verhältnis von Fakten und Fiktion sehr unterschiedlich
ausgeprägt. Die Spannweite verdeutlichen am besten Vidarna (Hydarnes) und
Perdikkas. Das Bild des Letzteren im Roman stimmt weitgehend mit dem der
historischen Quellen überein. Dagegen ist über Vidarna, den Sohn des Satrapen
Mazaios, nur bekannt, dass er im Krieg eine (überschaubare) Rolle spielte und
später in Alexanders berittene Leibgarde aufgenommen wurde. In dieser Funktion
dürfte er zur Zeit von dessen Tod tatsächlich in Babylon gewesen sein. Sein
verwandtschaftliches Verhältnis zu Paruschjati und alle sich daraus ergebenden
Implikationen sind jedoch rein fiktiv.
    Viele der im Roman auftretenden historischen
Persönlichkeiten hatten in der Zeit der Diadochen, der „Erben“ Alexanders, ein
interessantes, oft wild bewegtes, häufig aber auch tragisches Schicksal.
    Alexanders Halbbruder Arridaios war als Philipp III. König
von 323 bis 317 v. Chr. Wegen seiner Behinderung regierte er niemals selbst,
sondern stand unter wechselnder Vormundschaft, bis er seiner rachsüchtigen
Stiefmutter Olympias in die Hände fiel und von ihr ermordet wurde.
    Raukschana (Roxane) brachte kurz nach Alexanders Tod einen
Sohn zur Welt. Als Alexander IV. war er König von 323 bis 310 v. Chr. Mit
dreizehn Jahren wurde er zusammen mit seiner Mutter beseitigt, von Kassandros,
dem
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