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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut
Autoren: Jane Feather
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Zuvor sah sie ein wenig spitz aus.«
    »Und mit Tintenflecken übersät«, sagte P r udence lachend und eilte zur Treppe. Auf halbem Weg hielt sie inne und fragte über die Schulter: »Wissen Sie, ob Lord Duncan heute zu Hause speist?«
    »Ich glaube nicht, Miss Prue. Mrs. Hudson hat für Sie und Miss Chas eine delikate Fleischpastete mit kaltem Lammfleisch vom Sonntagsbraten vorbereitet.«
    Wenn man schon Reste essen muss, ist Lamm ungleich schmackhafter als Fisch, ging es Prudence durch den Kopf. Sie öffnete die Tür zum Salon, den sie sich mit ihren Schwestern seit dem Tod ihrer Mutter vor vier Jahren teilte. Es war ein gemütlicher, gern frequentierter Raum, ein wenig schäbig und verblichen und ziemlich unaufgeräumt. An diesem Nachmittag noch ärger als sonst. Inmitten von zerknüllten Bogen Papier, Beweisen ihrer frustrierenden literarischen Versuche, saß Chastity am Sekretär. Sie drehte sich um, als ihre Schwester eintrat.
    »Ach, bin ich froh, dass du kommst! Jetzt kann ich damit Schluss machen.« Sie fuhr sich durch das gelockte rote Haar, das sich unter der Mühe des Textschreibens aus den Bändern gelöst hatte und ihr lose auf die Schultern fiel. Müde streckte sie sich und ließ die Schultern kreisen. »Ich hätte ja nie gedacht, dass mir mein Mitgefühl für diese geplagten Seelen abhanden kommen könnte, aber manche sind so kindisch und verwöhnt... Ach, warte. Ich muss dir was zeigen. Jenkins hat es vor einer halben Stunde gebracht.«
    Ihr Ton hatte sich völlig verändert, als sie aufsprang und voller Energie ans Sideboard ging. »Sieh hier.« Sie schwenkte eine Zeitung. »Die Pall Mall Gazette. Con hat ja immer gesagt, dass es so weit kommen würde.«
    »Was denn?« Ein Blick auf die erste Seite genügte, und Prudence wusste sofort, worum es ging. Sie stieß einen lautlosen Pfiff aus, als sie die Schlagzeile las: PEER IN SITTENSKANDAL VERWICKELT Sie fing an zu lesen: »Der Earl of Barclay wurde in dem anonym erscheinenden Blättchen The Mayfair Lady beschuldigt, seine jungen weiblichen Hausangestellten zu missbrauchen und sie dann schwanger und mittellos auf die Straße zu setzen.«
    Ihre Stimme wurde leiser, als sie für sich weiterlas, da Chastity den Artikel inzwischen ja sicher auswendig kannte. Am Ende angelangt, blickte sie auf. Ihre Schwester schaute sie erwartungsvoll an. »Die haben doch tatsächlich die von Con in diesem Artikel erwähnten Frauen interviewt.«
    »Und jetzt sprechen sie auf ihre typische Art das Verdammungsurteil über den zügellosen Peer«, bemerkte Prudence. »Mit geradezu religiöser Inbrunst wird hier die Verurteilung seines schändlichen Verhaltens gefordert, während man die Leser mit skandalösen Details in wohlige Erregung versetzt.«
    »Genau, was wir uns erhofft hatten«, sagte Chastity. »Und just vier Wochen nach Erscheinen des ersten Artikels in The Mayfair Lady. Damals wurde nur hinter vorgehaltener Hand hin und wieder geflüstert, und gelegentlich trafen Barclay böse Blicke sittenstrenger Damen der Gesellschaft. Sein Freundeskreis aber scherte sich keinen Deut darum, und er selbst ignorierte den Artikel anscheinend völlig. Ich dachte schon, es wäre inzwischen Gras darüber gewachsen. Aber wenn die breite Öffentlichkeit und die Klubs und Salons davon Wind bekommen, wird es für ihn ein echtes Spießrutenlaufen.«
    »Ja.« Prudence gab ihr Recht, doch es hörte sich ein wenig unsicher an. Sie öffnete ihre Handtasche und zog den amtlich wirkenden Umschlag heraus. »Der war in der Post.«
    »Was ist das?«
    »Sieht aus, als käme es von einer Anwaltskanzlei.«
    »Ach.« Chastity nahm den Umschlag und drehte ihn um, als könne sie intuitiv seinen Inhalt erkennen. »Ich glaube, wir müssen ihn öffnen.« Prudence reichte ihr ein Papiermesser, mit dem sie den Umschlag aufschnitt. Sie zog den dicht beschriebenen Bogen Büttenpapier heraus und fing an zu lesen, wobei Prudence ihr über die Schulter guckte.
    »Ach, verdammt!«, stieß Prudence hervor, als sie fertig war. Trotz der schrecklichen juristischen Fachausdrücke war der Text nicht miss zu verstehen.
    »Warum verklagt Barclay uns - oder vielmehr The Mayfair Lady - wegen Verleumdung und nicht die Patt Mall Gazette?«, fragte Chastity verwundert. »Die ist doch viel schlagkräftiger als wir.«
    »Die Gazette ist ja erst heute erschienen«, erwiderte Prudence finster. »Unsere Salve wurde schon vor einem Monat abgefeuert. Er hatte vier Wochen Zeit, um die Klage einzubringen. Hat er damit Erfolg, kann er
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