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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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herumschlagen, der ihm tagtäglich irgendwelche geflügelten Worte um die Ohren haute.
    »Bette?«, rief Simon aus dem diskret abgeschirmten Postraum der Eingangshalle. »Hast du es doch noch geschafft?«
    Im nächsten Moment stand er auch schon vor mir, weiße Tenniskluft, die Schlägertasche über den breiten Schultern, und umarmte mich so herzlich, wie ich von einem Hetero noch nie umarmt worden war. Unser gemeinsames Essen am Donnerstag war ein Pflichttermin. Ihn zu verpassen, wäre einem Sakrileg gleichgekommen. Den Rest der Woche konnte ich von einer derart anregenden männlichen Gesellschaft höchstens träumen (den Brunch am Sonntag natürlich ausgenommen). Will war ein äußerst herzlicher, humorvoller Mann, berühmt für seine haarsträubenden politischen Ansichten und seine Abneigung gegen Kartoffeln. Egal in welcher Form, ob gebraten, gekocht oder püriert, ob als Salzkartoffeln, Pommes frites, Gratin oder Kroketten - sie kamen ihm nicht auf den Teller. Und das galt natürlich auch für seine Gäste. Will ernährte sich schon nach der Atkinsdiät, bevor sie überhaupt erfunden worden war.
    In den fast dreißig Jahren, die Will und Simon nun schon zusammenlebten, hatten sie verschiedene Rituale entwickelt. So kamen für sie zum Beispiel überhaupt nur drei Urlaubsziele in Frage: St. Barth im Januar (auch wenn es Will dort in letzter Zeit ein wenig »zu französisch« geworden war), Palm Springs im Frühling und hin und wieder ein spontanes Wochenende in Key West. Ihren Gin Tonic nahmen sie ausschließlich aus edlen Kristallgläsern zu sich. Die Montagabende waren von neunzehn bis dreiundzwanzig Uhr für einen Besuch im Restaurant Elaine’s reserviert. Jedes Jahr veranstalteten sie eine Weihnachtsfeier,
auf der immer einer von ihnen einen grünen Rollkragenpullover anhatte und der andere einen roten. Will war knapp eins neunzig. Er trug das graue Haar kurz geschoren und lief am liebsten in Pullovern mit Wildlederflicken auf den Ellbogen herum. Simon maß nur eins fünfundsechzig. Er hatte eine extrem sportliche Figur und war zu jeder Jahreszeit von Kopf bis Fuß in Leinen gewandet. Wie pflegte er immer zu sagen? »Als schwuler Mann hat man die Freiheit, sich über die Konventionen der Mode hinwegzusetzen. Ein Recht, das wir uns hart erkämpfen mussten.« Auch jetzt, eben erst vom Tennisplatz zurück, hatte er sich noch schnell ein weißleinenes Kapuzenshirt übergezogen.
    »Schönes Kind, wie geht es dir? Komm, komm. Will wundert sich bestimmt schon, wo wir bleiben. Und ich kann dir versprechen, dass uns das neue Mädchen etwas Fantastisches gezaubert hat.« Als der perfekte Gentleman, der er war, nahm er mir meine schwere Tasche ab, hielt mir die Fahrstuhltür auf und drückte den obersten Knopf, PH für Penthouse.
    »Wie war es beim Tennis?«, fragte ich. Wieso gab es eigentlich keinen Mann in meinem Alter, der so toll gebaut war?
    »Ach, du kannst es dir denken. Ein Haufen alter Knacker, die über den Platz hecheln und sich nach Bällen recken, an die sie sowieso nicht rankommen. Und jeder tut so, als ob er einen Aufschlag wie Andy Roddick hätte. Ein bisschen lächerlich, aber doch immer wieder amüsant.«
    Durch die Wohnungstür, die einen Spaltbreit offen stand, hörte ich, wie Will mit dem Fernseher redete. Er kann nicht anders. Früher war Will ein Topreporter gewesen, der als Erster über Liza Minellis Alkoholrückfall, RFKs Affären und Patty Hearsts Abstieg vom Societygirl zum Sektenmitglied berichtet hatte. Erst die »Sittenlosigkeit« in den Jahren der demokratischen Regierung brachte ihn schließlich dazu, sich von allem Glanz und Glamour ab- und der Politik zuzuwenden. Er nannte diesen Entschluss seine »ganz private Clinton-Wende«. Inzwischen
hatte sich Will zum Nachrichtenjunkie entwickelt und war politisch so weit an den Rand des konservativen Spektrums gerückt, dass er rechts außen höchstens noch von Attila, dem Hunnenkönig, hätte überholt werden können. Er war mit Sicherheit der einzige schwule, rechte Entertainment- und Gesellschaftskolumnist in ganz Manhattan, der die Themen Entertainment und Gesellschaft scheute wie der Teufel das Weihwasser. Auf dem größeren der beiden Fernsehapparate, die er in seinem Arbeitszimmer aufgestellt hatte, lief rund um die Uhr der Nachrichtensender Fox. Sein ständiges Lob? »Endlich ein Sender für meine Zielgruppe.«
    Und Simons unvermeidliche Antwort? »Na klar. Für die riesige Zielgruppe, die sich aus schwulen, rechten Entertainmentund
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