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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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Gesellschaftskolumnisten in Manhattan zusammensetzt.«
    Der kleinere Apparat zeigte abwechselnd CNN, CNN Headline News, C-Span und MSNBC, für Will samt und sonders Helfershelfer einer »liberalen Verschwörung«. Auf diesem Fernseher stand auch ein handgeschriebenes Warnschild: KENNE DEINEN FEIND.
    Auf CNN führte Bill Hemmer gerade ein Interview mit Frank Rich über die Medienberichterstattung im Umfeld der letzten Wahl. »Bill Hemmer ist ein Warmduscher, ein Turnbeutelvergesser UND ein Sauna-unten-Sitzer!«, raunzte Will, stellte sein Kristallglas ab und schleuderte einen maßgefertigten Schuh nach dem Gerät.
    »Hallo, Will«, sagte ich.
    »Da haben wir in diesem Land Dutzende von hellen Köpfen, die qualifiziert wären, über Politik zu diskutieren und sich intelligent darüber zu äußern, ob und in welcher Weise die Berichterstattung den Ausgang der Wahl beeinflusst hat, und dann lädt man sich wen ins Studio ein? Einen Idioten von der New York Times ? Das stinkt doch drei Meilen gegen den Wind! Und diesen Mist muss ich mir anhören?«
    Ich verkniff mir ein Lächeln. »Musst du nicht, Onkel Will.
Mach die Kiste doch einfach aus.« Er starrte wie hypnotisiert auf den Bildschirm. Nun konnte es eigentlich nicht mehr lange dauern, bis er die New York Times mit der Iswestija verglich oder sie als Revolverblatt bezeichnete, das die ehrliche, hart arbeitende amerikanische Bevölkerung für dumm verkaufte.
    »Soll ich mir etwa Bill Hemmers voreingenommene Kommentare zu Frank Richs voreingenommenen Kommentaren entgehen lassen? Im Ernst, Bette. Wir wollen doch nicht vergessen, dass wir es hier mit einer Zeitung zu tun haben, bei der sich die Reporter, wenn der Redaktionsschluss droht, noch schnell irgendwelche frei erfundenen Artikel aus den Fingern saugen.« Er trank einen Schluck und zielte mit der Fernbedienung auf die beiden Apparate, die augenblicklich verstummten. Er hatte bis zum Abschalten nur fünfzehn Sekunden gebraucht - ein einsamer Rekord.
    »Genug Müll für heute«, sagte er und umarmte mich. »Du siehst fantastisch aus, Darling. Wie immer. Aber könntest du nicht vielleicht doch ab und zu einmal ein Kleid anziehen?«
    Ein, wie ich fand, etwas ungeschickter Übergang zu seinem zweitliebsten Lieblingsthema: meinem Leben. Onkel Will war neun Jahre älter als meine Mutter, und obwohl beide schworen, dass sie von denselben Eltern abstammten, konnte man es kaum glauben. Mutter, die für ihr Leben gern in Kaftan und Espadrilles herumlief, war entsetzt gewesen, als ich meine neue Stellung in der Investmentbank antrat, weil dort eine seriösdezente Einheitskluft vorgeschrieben war, während es mein Onkel als Zumutung empfand, dass ich zur Arbeit in Kostüm oder Hosenanzug zu erscheinen hatte statt in einem umwerfenden Valentino-Modell und hochhackigen Riemchensandalen von Louboutin.
    »In meinem Beruf muss man sich nun mal gediegen kleiden.«
    »Das scheint wohl so zu sein. Ich hätte bloß nicht gedacht,
dass du irgendwann einmal unter die Banker gehst.« Die alte Leier.
    »Dabei dachte ich immer, für dich und deinesgleichen wäre der Kapitalismus das Höchste«, witzelte ich. »Und mit ›deinesgleichen‹ meine ich natürlich die Republikaner, nicht die Schwulen.«
    Er zog die buschigen grauen Augenbrauen hoch. »Reizend. Ganz reizend. Ich habe ja auch nichts gegen das Bankgewerbe, Darling. Das müsstest du eigentlich wissen. Bei einer Bank hat man die schönsten Aussichten auf eine ehrenwerte Karriere. Besser so eine Stelle als ein Job als Weltverbesserer, wie er deinen Eltern vorschwebt. Aber du bist mir einfach noch zu jung, um in einem langweiligen Büro zu versauern. Du musst unter Menschen. Du solltest auf Partys gehen, Leute kennen lernen, deine Jugend genießen, alles mitnehmen, was New York dir zu bieten hat, statt in der Abteilung für Privatvermögen den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen. Es geht doch darum, was du dir vom Leben wünschst.«
    Auf diese Frage war mir noch nie eine überzeugende - oder auch nur halbwegs annehmbare - Antwort eingefallen. Dabei war sie durchaus berechtigt. Als ich noch zur Schule ging, glaubte ich, dass ich nach dem Studium beim Friedenskorps landen würde. Für meine Eltern wäre das der einzig logische Schritt gewesen. Aber dann lernte ich an der Uni Penelope kennen, die aus einem völlig anderen Elternhaus kam als ich. Sie fand es spannend, dass ich nicht jede Privatschule in Manhattan kannte und noch nie in Martha’s Vineyard gewesen war, und ich fand es
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