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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
Autoren: Michael Peinkofer
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weißer, nach Moder riechender Dampf aufstieg, und von der Festung Crysalion, einst geistiges Zentrum der Insel und Hort des Lichts, war nichts mehr übrig als jede Menge dunkler Höhlen, die den Berg durchzogen.
    Was mit den Menschen und den Elfen geschehen war, konnten Rammar und Balbok nur vermuten. Wahrscheinlich, nahm der dicke Ork an, hatten sie in aller Hast ihre Schiffe bestiegen und waren davongesegelt, zurück aufs Festland oder sonst wohin. Die Brüder jedoch waren auf der Insel zurückgeblieben, die nun ihre Insel war.
    Und sie waren dort nicht allein.
    Wie sich herausstellte, hatten auch viele der Orks, die in den Tiefen des Bergs gefangen gewesen waren, das Inferno überlebt, zusammen mit den Trollen und den Gnomen, die sich in den Wäldern herumtrieben. Und da die Macht der Dunkelelfen und der Bann des Kristalls gebrochen waren, würden sie wieder zu ihrer wahren Natur zurückfinden.
    Wenn auch ganz langsam.
    Noch Generationen später taten sich die Unholde schwer, das wilde und freie Leben ihrer Vorfahren zu führen. Und da es sonst niemanden gab, der nach der Herrschaft trachtete, wurden Rammar der schrecklich Rasende und Balbok der Brutale erneut Häuptlinge eines bolboug – das diesmal allerdings nicht aus ein paar jämmerlichen Felslöchern bestand, sondern aus den Katakomben einer einstmals stolzen Festung, die sich bis tief ins Innere des Berges erstreckten. Und da sie schon dabei waren und es weit und breit keine Konkurrenz zu befürchten gab, riefen sich die beiden auch noch gleich zu Königen aus, zu Herrschern nicht nur über ihr Dorf, sondern über die ganze Insel.
    Auf einem riesigen, aus Kristallsplittern errichteten Thron fläzend, der so breit war, dass er zwei asar'hai ausreichend Platz bot, nahmen sie die Huldigungen ihrer neuen Untertanen entgegen, die sich ihren Befreiern bereitwillig unterwarfen. Im Gegenzug gaben Balbok und Rammar ihnen Namen, die sie fortan als freie Orks tragen würden. Da für die zahllosen Unholde, die von den Dunkelelfen als Sklaven gehalten worden waren, entsprechend viele Namen gebraucht wurden, mussten die Brüder mangels Phantasie improvisieren: Den einen nannten sie Gobcha, weil er als Schmied gearbeitet hatte, einen anderen Snagor, weil seine Zunge gespalten war, einen weiteren Bodash, weil er steinalt war, und wieder einen anderen Pochga, weil er seine Körpergase nicht für sich behalten konnte.
    Den schmächtigen Ork, der sich als Kastellan betätigte und mit bebender Stimme jeden Unhold ankündigte, der vor den Thron trat, nannten sie Klogionn, weil sein kahler Schädel sein hervorstechendstes Merkmal war. Klogionn war ein alter Bekannter. Er war der Vorarbeiter gewesen, der die Brüder am Tag ihrer Ankunft in den Minen in Empfang genommen und sie in ihre Sklaventätigkeit eingewiesen hatte. Nun gaben Balbok und Rammar die Anweisungen – und das mit unverhohlenem Genuss.
    Gerade verbeugte sich wieder ein Ork vor ihrem Thron – ein narbenübersäter grünhäutiger Hüne, der noch viel zu schmächtig war für seine Körpergröße.
    »Schwörst du uns, deinen Königen, ewige Treue?«, rief Rammar herrisch und fuchtelte drohend mit dem linken Arm, an dem er die Spitze eines neu geschmiedeten saparak als Prothese trug.
    »Das tue ich«, kam es unterwürfig zurück.
    »Dann steh gefälligst auf, umbal!«, fuhr Rammar ihn an. »Ein Ork aus echtem Tod und Horn beugt vor nichts und niemandem das Haupt, merk dir das!«
    »Ja, Herr.«
    »Ja, mein König!«, verbesserte Rammar.
    »Ja, mein König«, sagte der Untertan und entblößte sein lückenhaftes Gebiss zu einem breiten Grinsen. »Umbal ist euer ergebener Diener.«
    »Umbal? Wer soll das sein?«
    »Ich natürlich«, erklärte der Ork im Brustton der Überzeugung. »Du selbst hast mir den Namen doch gerade gegeben.«
    »Was soll ich getan haben?« Während Rammar noch zu verstehen versuchte, verfiel Balbok in wieherndes Gelächter.
    »Sieht so aus«, meinte er vergnügt, »als wäre ich nicht mehr der einzige umbal hier.«
    »Offensichtlich.« Rammar seufzte und bedeutete ihrem Untertanen, sich vom Thron zu entfernen. »Wie viele noch?«, erkundigte er sich beim Kastellan.
    »Iomash«, gab dieser die korrekte Antwort, obwohl er als Vorarbeiter in den Minen der Dunkelelfen den Umgang mit Zahlen gelernt hatte. Doch Rammar hatte ihm ausdrücklich verboten, zu zählen oder gar zu rechnen. Schließlich konnte es nicht angehen, dass der asar schlauer war als der koum. »Soll ich den Nächsten
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