Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
verfinstert. Sturmwind war aufgekommen und trieb düstere Wolken von Norden her, die sich wie hungrige Wölfe auf das lichte Blau gestürzt hatten, um es zu verschlingen. Gleichzeitig stießen Blitze aus der Schwärze und schienen sich ins Meer zu bohren, das sich aufbäumte wie ein waidwundes Tier. Sein Rauschen und Rumoren mischte sich mit dem Heulen des Winds, der grässliche Laute herantrug: ein Zetern und Stöhnen, als würden unzählige gefolterte Seelen auf seinen Schwingen reisen – was vermutlich auch der Wahrheit entsprach.
    Und im gleißenden Licht der Blitze erblickten die beiden Zauberer die Schiffe, die mit zum Bersten geblähten Segeln von Norden heranfuhren und sich mit beängstigender Geschwindigkeit näherten.
    Nicht nur ein paar Dutzend.
    Sondern Hunderte.
    So weit das Auge reichte, erstreckte sich die feindliche Flotte auf dem wogenden Meere – und die scheußlichen Symbole, mit denen die Segel beschmiert waren und die das flackernde Licht aus der Dunkelheit riss, ließen nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Macht des Bösen auch nach den Fernen Gestaden griff. Die Schiffe – stählerne Galeeren aus Margoks finsteren Waffenschmieden, aber auch hölzerne Segler mit Katapulten und turmartigen Aufbauten – waren randvoll mit Kriegern beladen, die nur darauf warteten, ihrer Mordlust freien Lauf zu lassen: Unholde beiderlei Geschlechts, die der Dunkelelf selbst herangezüchtet hatte, aber auch Menschen, die in seinen Diensten standen und sich von seinen falschen Versprechungen hatten verführen lassen. Und im dunklen Wasser, in dem es zu gären und zu brodeln schien, ringelten sich die Fangarme einer grässlichen Kreatur, die die Macht des Bösen aus den Tiefen Erdwelts gerufen hatte und deren einziger Daseinszweck die Vernichtung zu sein schien.
    Der Anblick machte der Zauberin Angst, und sie fragte sich bang, ob dies das Ende war, der Untergang allen Lebens und der Anbruch des Chaos, das alle Elfen fürchteten. Doch dann besann sie sich auf ihre Pflicht und den Auftrag, dessentwegen sie zu den Fernen Gestaden entsandt worden waren.
    »Der Kristallschirm!«, schrie sie gegen das Brausen und Tosen des Windes an. »Wir müssen rasch handeln!«
    Der Blick, den Rothgan ihr zukommen ließ, verunsicherte sie, denn er war kaltblütig und ohne Teilnahme, so als sei ihr Gefährte nicht im Geringsten erschrocken angesichts der Streitmacht, die der Dunkelelf aufgeboten hatte. Träge nickte er, und sie kehrten zurück unter die Kuppel und den Kristall, dessen inneres Licht infolge des Bösen, das sich näherte, unstet zu flackern begonnen hatte. Heiser wies Yloryn seine Untergebenen an, die Pforten des Kristallturms zu schließen. Das Brausen des Windes verstummte, der grelle Schein der Blitze, die über den dunklen Himmel irrlichterten und durch die halb transparente Kuppel schimmerten, blieb jedoch und warf gespenstische Schatten.
    Erneut trat die Zauberin in das dreizackige Sternsymbol – Rothgan jedoch blieb davor stehen, und auf einmal spielte ein grausames Lächeln um die ebenmäßigen, von langem Haar umrahmten Züge des Magiers.
    »Rothgan!«, rief sie entsetzt – und im nächsten Augenblick war es ihr, als würde sich hinter ihrem Rücken etwas bewegen. Es waren ihre magischen Sinne, die sie warnten, und sie fahr herum und wurde Zeugin eines dramatischen Schauspiels.
    Im leeren Raum begann die Luft plötzlich zu flimmern wie unter großer Hitze. Schon im nächsten Moment verzerrte sie sich, und ein Wirbel bildete sich, in dem sich die Umgebung – der Kristall, die Säulen, die Kuppel sowie die ungläubig starrenden Turmdiener – spiegelte. Immer schneller drehte sich der Strudel, dessen Zentrum plötzlich in unerreichbare Fernen zu entschwinden schien – und in dem einen Herzschlag später die Umrisse von grauenhaften Kreaturen zu sehen waren. Sie näherten sich und waren immer besser zu erkennen: tumbe, grünhäutige Wesen mit grässlichen Hauern und gelben Augen, in denen die nackte Blutgier leuchtete.
    Margoks Kreaturen!
    Oder wie sie sich selbst nannten: Orks!
    Ihr Hecheln und Grunzen, das Geklirr ihrer Kettenhemden und das Stampfen ihrer eisenbeschlagenen Stiefel drangen aus dem Schlund, der sich so plötzlich geöffnet hatte, dass die Zauberin kaum begriff, was geschah. Rein instinktiv griff sie selbst nach ihrer Klinge, um den mordlüsternen Angreifern zu begegnen.
    In diesem Moment traf eine schwere Erschütterung den Kristallturm. Als hätten sich alle Blitze, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher