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Die Operation

Titel: Die Operation
Autoren: Robin Cook
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zu, als ihre Blicke sich kurz begegneten. Während Carol hastig Ashleys Münzen einsammelte, begleiteten Daniel und Stephanie den Senator durch die Massen der Spielwütigen.
    Es lief alles glatt, bis sie vor den Fahrstühlen angelangt waren und kurz warten mussten. Als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben, so plötzlich verschwand Ashleys Lächeln aus seinem Gesicht. An seine Stelle trat ein finsterer Blick. Daniel hatte das Mienenspiel des Senators beobachtet und die Verwandlung bemerkt. Er wollte ihn gerade fragen, woran er dachte, ließ es aber sein aus Angst, den Status quo zu gefährden. Sein Gefühl sagte ihm, dass Ashleys Verbindung zur Realität und damit auch seine Selbstkontrolle nur noch an einem seidenen Faden hing.
    Unglückseligerweise betraten außer ihnen noch zwei Paare den Fahrstuhl. Ashley hatte sie über Daniels Schulter hinweg bereits gesehen. Jemand drückte auf die Taste für den dreißigsten Stock. Daniel unterdrückte einen Fluch. Er hatte gehofft, dass sie den Fahrstuhl für sich alleine hatten. Die Angst, dass Ashleys Verhalten in der Gegenwart von Fremden vollkommen aus der Bahn geraten könnte, verursachte ihm Herzrasen. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißtropfen. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte er zu Stephanie hinüber. Sie wirkte genauso entsetzt wie er.
    Als er sich wieder auf Ashley konzentrierte, da musterte der Senator die beiden beschwipsten Paare, die sich ausgelassen und aufreizend benahmen, bereits mit wütenden Blicken.
    Daniel öffnete den Reißverschluss des Medikamententäschchens. Er betrachtete das Glasröhrchen und die Spritzen und überlegte, ob er schon eine Kanüle aufziehen sollte. Das Problem war, dass die anderen ihn dabei beobachten konnten und möglicherweise erschraken.
    »Na, was gibt’s denn, Opa?«, fragte eine der Frauen neckisch, nachdem sie Ashleys feindseligen, starren Blick bemerkt hatte. »Bist du neidisch, Alterchen? Möchtest wohl auch gerne was erleben?«
    »Fick dich, du Schlampe!«, keifte Ashley.
    »He, so redet man aber nicht mit einer Dame«, platzte der Begleiter der Frau heraus. Er schob sie zur Seite und baute sich vor Ashley auf.
    Ohne die Folgen zu bedenken, quetschte sich Daniel zwischen die beiden. Er konnte die Knoblauch-Alkohol-Fahne des Mannes genauso riechen, wie er Ashleys Blicke auf seinem Hinterkopf spürte.
    »Ich entschuldige mich für meinen Patienten«, sagte Daniel. »Ich bin Arzt, und der Herr hier ist krank.«
    »Wenn er sich nicht bei meiner Frau entschuldigt, dann ist er gleich noch sehr viel kränker«, drohte der Mann. »Was fehlt ihm denn, vielleicht ein paar Tassen aus seinem Schrank?« Der Mann lachte spöttisch, während er versuchte, an Daniel vorbei einen besseren Blick auf Ashley zu bekommen.
    »So etwas Ähnliches«, sagte Daniel.
    »Nutte!«, rief Ashley, während er eine obszöne Geste in Richtung der Frau machte.
    »So, das reicht jetzt!«, schimpfte der Mann. Er versuchte mit der einen Hand, Daniel zur Seite zu schieben, während er die andere zur Faust geballt hatte.
    Stephanie fiel ihm in den Arm. »Der Doktor hat Recht«, versicherte sie ihm. »Der Herr ist nicht bei Sinnen. Wir bringen ihn auf sein Zimmer, um ihm seine Medikamente zu geben.«
    Der Fahrstuhl hatte den dreißigsten Stock erreicht und die Türen glitten zur Seite.
    »Vielleicht sollten Sie ihm lieber ein neues Gehirn verpassen«, sagte der Mann, während seine lachenden Begleiter ihn aus dem Fahrstuhl zerrten. Er riss sich los und blieb starren Blickes so lange stehen, bis die Türen sich wieder geschlossen hatten.
    Daniel und Stephanie tauschten einen nervösen Blick. Die Katastrophe hatte sich gerade noch einmal verhindern lassen. Daniel schaute Ashley an, der mit den Lippen schmatzte, als hätte er einen unangenehmen Geschmack im Mund. Die Fahrstuhltüren glitten im zweiunddreißigsten Stockwerk zur Seite.
    Mit Carol an Ashleys einem und Daniel an seinem anderen Arm schafften sie es, ihn aus dem Fahrstuhl heraus und den Flur hinunter zu bugsieren. Er wehrte sich zwar nicht, aber er bewegte sich wie ein Roboter. Vor der Meerjungfrauentür ließ Carol Ashley so lange los, bis sie die Schlüsselkarte hervorgeholt und Stephanie gegeben hatte, die dann die Türe öffnete. Als Daniel und Carol Ashley vorwärts schieben wollten, schüttelte er sie ab und ging ohne Hilfe hinein.
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte Stephanie, während sie die Tür ins Schloss drückte.
    Außer dem Kronleuchter im Foyer brannte nur noch eine
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