Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Operation

Titel: Die Operation
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
zögern, ging Daniel direkt auf Ashley zu, packte ihn an der linken Schulter und drehte ihn um. »Herr Senator! Wie schön, Sie zu sehen!«
    Ashley blickte Daniel mit zusammengekniffenen Augen an. Sein Blick war unbewegt, die Pupillen groß. Die normalerweise sorgfältig gekämmten Haare waren zerzaust, als hätte jemand absichtlich darin herumgewühlt, was ihm ein wildes Aussehen verlieh.
    »Nimm deine Hand da weg, du kleiner Scheißer«, grollte Ashley ohne jede Spur eines Akzents.
    Daniel gehorchte sofort. Die für Ashley untypische Gossensprache erinnerte ihn an den Ausbruch im Operationssaal und versetzte ihn in Angst und Schrecken. Das Letzte, was er wollte, war, den Senator zu provozieren und so den Ausbruch des Anfalls noch zu beschleunigen. Er blickte Ashley direkt in die Augen, ohne dass er irgendeine Verbindung zu ihm herstellen konnte. Nichts an Ashley verriet, dass er Daniel erkannte. Einen Herzschlag lang verharrten sie beide regungslos, während Daniel in Windeseile überlegte, ob er ihm die Medikamente jetzt auf der Stelle geben sollte. Er entschied sich dagegen, weil er befürchtete, es könnte nicht klappen und würde alles nur noch schlimmer machen.
    »Carol hat mir erzählt, Sie hätten einen unangenehmen Geruch wahrgenommen«, setzte Daniel an. Er war sich unsicher, was er sagen oder wie er weiter vorgehen sollte.
    Ashley winkte geringschätzig ab und nickte dann. »Ich glaube, das war die Nutte da drüben in dem sexy roten Kleid. Deshalb bin ich ja an diesen Automaten hier gegangen.«
    Daniel blickte an der Reihe der Spielautomaten entlang. Dort stand eine junge Frau in einem roten Kleid, das, vor allem wenn sie den Hebel des Spielautomaten bediente, ein bemerkenswertes Dekolletee offenbarte. Daniel richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Ashley, der seine Beschäftigung an dem Spielautomaten wieder aufgenommen hatte und unentwegt Geldstücke hineinwarf.
    »Dann riechen Sie es jetzt also nicht mehr?«
    »Bloß noch ein bisschen, seitdem ich mich von dieser Schlampe weggesetzt habe.«
    »Nun ja, das ist gut«, sagte Daniel und gestattete sich einen Funken Hoffnung, dass die Aura sich vielleicht verflüchtigte, ohne dass der Anfall weiter voranschritt. Aber trotzdem wollte er, dass Ashley wieder zurück in die Poseidonsuite ging. Falls es im Casino zu einer Szene kam, dann würde die ganze Affäre zweifellos in allen Einzelheiten in den Medien ausgebreitet werden.
    »Herr Senator, ich möchte Ihnen auf Ihrem Zimmer etwas zeigen.«
    »Verpiss dich, ich hab zu tun.«
    Daniel schluckte nervös. Sein gerade erst aufkeimendes Hoffnungspflänzchen verkümmerte sofort wieder, als er erkannte, dass Ashleys Stimmung und sein Verhalten schon jetzt alles andere als normal waren, auch wenn es noch nicht völlig aus dem Rahmen fiel. Verzweifelt suchte er nach einer Möglichkeit, wie er Ashley in seine Suite locken konnte, aber es fiel ihm nichts ein.
    Da plötzlich zog Carol Daniel am Ärmel und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Daniel zuckte mit den Schultern. Er war bereit, alles zu versuchen, und sei es noch so lächerlich. »Herr Senator. Auf Ihrem Zimmer steht eine volle Kiste mit Bourbon.«
    Mit einer Schnelligkeit, die zuversichtlich stimmte, ließ Ashley den Hebel des Spielautomaten los, drehte sich um und schaute zu Daniel hinauf. »Ach, Herr Doktor, das ist aber eine Überraschung, Sie hier zu sehen«, sagte er. Sein Akzent war jetzt wieder zurückgekehrt.
    »Die Freude ist ganz meinerseits, Sir. Ich bin hergekommen, um Ihnen zu sagen, dass in Ihrem Zimmer eine Kiste Bourbon für Sie abgegeben wurde. Sie müssen nach oben kommen und den Empfang quittieren.«
    Zu Daniels Erleichterung ließ sich Ashley sofort von dem Hocker gleiten, der vor dem Spielautomaten im Boden verankert war, und stand auf. Es musste ihm kurz schwindelig geworden sein, da er schwankte, bevor er sich an der Ecke des Tresens festhalten konnte. Daniel griff nach seinem Oberarm, um ihn zusätzlich zu stützen. Ashley blinzelte, schaute Daniel an und lächelte zum ersten Mal seit dessen Ankunft.
    »Lassen Sie uns gehen, junger Mann«, sagte Ashley. »Den Empfang einer Kiste Bourbon zu quittieren, das ist es einem Burschen vom Lande wert, ein Spiel zu unterbrechen. Carol, meine Liebe, wenn Sie sich bitte um meinen Zaster kümmern wollen!«
    Die Hand weiterhin um Ashleys Oberarm gelegt, führte Daniel den Senator von den Spielautomaten weg. Er war Carol dankbar für ihren Vorschlag, auf den er selber nie gekommen wäre, und zwinkerte ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher