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Die Operation

Titel: Die Operation
Autoren: Robin Cook
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Ausbildung vertraute Angst vor der eigenen Unfähigkeit im Angesicht eines Notfalls überfiel ihn wieder. Daniel hatte sich schon so viele Jahre nicht mehr mit der klinischen Medizin befasst, dass er das meiste verlernt hatte.
    »Es ist weniger das, was er macht, als vielmehr das, worüber er sich beschwert. Verzeihen Sie bitte die Ausdrucksweise, aber er sagt, er riecht Schweinescheiße. Sie haben gesagt, dass es wichtig sein könnte, wenn er ein seltsames Geruchsempfinden hat.«
    Daniel spürte, dass ihm das Herz stehen blieb, und sein vorhin gezeigter Optimismus schwand dahin. Jetzt hatte er nicht die Spur eines Zweifels mehr, dass Ashley eine Aura hatte, die einen weiteren Schläfenlappen-Anfall ankündigte.
    Im selben Augenblick schwand auch der letzte Rest von Daniels Vertrauen in seine eigene medizinische Kompetenz, da ihm klar wurde, dass er einen Anfall bekämpfen musste, der nach den Vorhersagen Dr. Nawaz’ schlimmer werden würde als der erste. »Hat er sich aggressiv oder sonst irgendwie streitsüchtig verhalten?«, fragte Daniel nervös. Fieberhaft blickte er sich nach dem schwarzen Täschchen mit dem Beruhigungsmittel und den Spritzen um. Gott sei Dank, es lag auf dem Tisch im Foyer.
    »Streitsüchtig wäre zu viel gesagt, aber er ist gereizt. Andererseits benimmt er sich schon seit einem Jahr ziemlich gereizt.« »Okay, bleiben Sie ganz ruhig«, sagte Daniel, und seine Worte waren genauso an Carol wie an ihn selbst gerichtet. »Ich komme sofort zu Ihnen aufs Zimmer.« Er schaute auf seine Armbanduhr. Es war halb drei Uhr morgens.
    »Wir sind nicht auf unserem Zimmer«, sagte Carol.
    »Wo sind Sie denn dann, verdammt nochmal?«
    »Wir sind im Casino«, ließ sich Carol kleinlaut vernehmen. »Ashley hat darauf bestanden. Ich konnte nichts dagegen machen, obwohl ich es versucht habe. Ich habe Sie nicht angerufen, weil mir klar war, dass Sie auch nichts dagegen machen können. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann gibt es keine Diskussionen. Ich meine, immerhin ist er Senator.«
    »Großer Gott!«, stöhnte Daniel. Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Haben Sie versucht, ihn zurück auf sein Zimmer zu bekommen, nachdem er den Schweinefurz gerochen hat?«
    »Das habe ich vorgeschlagen, aber er hat gesagt, ich soll rausgehen und in das Haifischbecken springen.«
    »Okay! Wo im Casino sind Sie jetzt genau?«
    »Wir sitzen vor einer Reihe Spielautomaten an der Meeresfront, hinter den Roulettetischen.«
    »Ich komme sofort runter. Wir müssen ihn zurück auf sein Zimmer schaffen!«
    Daniel sprang auf die Füße und schaute zu Stephanie hinüber, aber sie war schon wieder im Schlafzimmer verschwunden. Hastig stürzte er zur Tür und schaute hinein. Stephanie zog ihren Pyjama aus und die Kleider an.
    »Warte!«, rief sie. »Ich komme mit. Wenn Ashley so einen ähnlichen Anfall bekommt wie im Operationssaal, dann brauchst du so viel Unterstützung wie möglich.«
    »Okay«, sagte Daniel. »Wo ist das Handy?«
    Stephanie nickte in Richtung Kommode, während sie hastig ihre Bluse zuknöpfte.
    »Steck es ein! Wo sind die Telefonnummern von Newhouse und Nawaz?«
    »Hab ich hier«, sagte Stephanie und zog die Hose an. »In meiner Tasche.«
    Daniel lief zu dem Medizintäschchen. Er zog zur Sicherheit noch einmal den Reißverschluss auf. Der Anblick des Röhrchens und der Spritzen hatte etwas Beruhigendes. Jetzt kam es darauf an, Ashley die Medikamente zu verpassen, bevor das Unglück seinen Lauf nehmen konnte.
    Stephanie tauchte in der Schlafzimmertür auf. Sie kämpfte immer noch mit ihren Schuhen und stopfte dabei die Bluse in die Hose. Als sie bei Daniel angekommen war, hatte er schon die Tür zum Flur geöffnet. Gemeinsam rannten sie zum Fahrstuhl.
    Nachdem er die Abwärtstaste gedrückt hatte, nahm Daniel Stephanie das Handy ab, gab ihr das Medikamententäschchen und wählte Dr. Nawaz’ Nummer.
    »Komm schon«, sagte Daniel, während das Telefon läutete und läutete. Gerade als der Fahrstuhl ankam, meldete sich Dr. Nawaz mit schläfriger Stimme.
    »Hier spricht Dr. Lowell«, sagte Daniel. »Es kann sein, dass wir gleich keine Verbindung mehr haben, weil ich jetzt in einem Fahrstuhl bin.« Stephanie hatte die Erdgeschosstaste gedrückt und die Türen schlossen sich. »Können Sie mich verstehen?«
    »Schlecht«, sagte Dr. Nawaz. »Was ist los?«
    »Ashley hat eine olfaktorische Aura«, sagte Daniel. Er beobachtete die Stockwerksanzeige. Angeblich war das ein
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