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Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Titel: Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse
Autoren: Tomas Sedlacek
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aus gesehen wirken solche Geschichten oft seltsam – unsere eigenen Geschichten werden den folgenden Generationen auch seltsam vorkommen. In ihnen verbirgt sich jedoch große Kraft.
    Eine dieser Geschichten ist die der Ökonomie, die schon vor langer Zeit begann. Xenophon schrieb etwa 400 v. Chr., selbst wenn jemand über keinen Reichtum verfüge, gebe es etwas wie eine Wissenschaft der Ökonomie.  [1] Einst war die Ökonomie also die Wissenschaft der Haushaltführung,  [2] später dann eine Teilmenge der religiösen, theologischen, ethischen und philosophischen Disziplinen. Im Laufe der Zeit scheint sie sich allerdings zu etwas völlig anderem entwickelt zu haben. Manchmal könnten wir das Gefühl haben, dass die Ökonomie allmählich all ihre Schattierungen und Färbungen an eine technokratische Welt verloren hat, in der Schwarz und Weiß herrschen. Die Geschichte der Ökonomie ist aber sehr viel bunter.
    So, wie wir sie heute kennen, ist die Ökonomie eine kulturelle Erscheinung, ein Produkt unserer Zivilisation – allerdings kein Produkt in dem Sinne, dass wir sie bewusst produziert oder erfunden hätten, wie einen Flugzeugmotor oder eine Uhr. Der Unterschied liegt darin, dass wir Flugzeugmotoren und Uhren verstehen, dass wir wissen, woher sie kommen. Wir können sie (beinahe) in ihre Einzelteile zerlegen und dann wieder zusammensetzen, wir wissen, wie sie loslaufen und wie sie stehen bleiben.Bei der Ökonomie ist das anders. Dort ist sehr, sehr vieles unbewusst entstanden, spontan, unkontrolliert, ungeplant, nicht unter dem Taktstock eines Dirigenten. Bevor sie ein eigenständiges Gebiet wurde, lebte die Ökonomie ganz zufrieden im Schoße der Philosophie (beispielsweise der Ethik); damals war sie himmelweit vom heutigen Konzept einer mathematisch-allokativen Wissenschaft entfernt, die auf die »weichen«, nicht exakten Wissenschaften mit einer Verachtung hinunterblickt, die auf positivistischer Arroganz beruht. Unsere tausendjährige »Bildung« steht jedoch auf einem tieferen, breiteren und oft auch festeren Fundament. Es lohnt sich, zu wissen, wie dieses Fundament aussieht.
Mythen, Geschichten und die stolze Wissenschaft
    Es wäre töricht, anzunehmen, dass die ökonomischen Untersuchungen erst mit dem Zeitalter der Wissenschaft begannen. Zuerst erklärten Mythen und Religionen den Menschen die Welt, die im Grunde die gleichen Fragen stellten wie wir heute; inzwischen hat die Wissenschaft diese Rolle übernommen. Um diese Verbindung sehen zu können, müssen wir uns also mit den Mythen und der Philosophie lange zurückliegender Zeiten beschäftigen. Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben: um in alten Mythen nach ökonomischen Gedanken zu suchen und auch umgekehrt nach Mythen in der heutigen Ökonomie.
    Als Geburtsstunde der modernen Ökonomie gilt die Veröffentlichung von Adam Smiths Wohlstand der Nationen im Jahre 1776. Unser postmodernes Zeitalter (das erheblich bescheidener zu sein scheint als sein Vorgänger, das Zeitalter der modernen Wissenschaft  [3] ) blickt aber weiter zurück und ist sich der Kraft der Geschichte (Pfadabhängigkeit), Mythologie, Religion und der Sagen und Märchen bewusst. »Die Trennung zwischen der Geschichte einer Wissenschaft, ihrer Philosophie und der Wissenschaft selber löst sich in nichts auf, desgleichen der Unterschied zwischen Wissenschaft und Nichtwissenschaft.« 1 Deshalb werden wir am frühesten Zeitpunkt beginnen, der angesichts des schriftlichen Erbes unserer Zivilisation möglich ist. Wir werden im Epos über den Sumererkönig Gilgamesch nach den ersten Spuren ökonomischer Untersuchungen forschen und uns damit befassen, wie die jüdischen, christlichen, klassischen und mittelalterlichen Denker ökonomische Fragen betrachteten, außerdem mit den Theorien, die die Grundlagen unserer heutigen Ökonomie gelegt haben.
    Die Untersuchung der Geschichte eines bestimmten Gebiets ist nicht, wie allgemein angenommen, ein nutzloses Aufzeigen seiner Sackgassen oder eine Ansammlung seiner Trials and Errors (die erst wir richtiggestellt haben) – sie bietet uns vielmehr den tiefstmöglichen Einblick in das betreffende Gebiet. Außerhalb unserer Geschichte gibt es sonst nichts. Die Ideengeschichte hilft uns dabei, uns von der intellektuellen Gehirnwäsche unseres eigenen Zeitalters zu befreien, durch die geistige Mode des Tages zu blicken und ein paar Schritte zurückzutreten.
    Wir befassen uns nicht nur mit alten Geschichten, damit die Historiker beschäftigt sind
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