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Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Titel: Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse
Autoren: Tomas Sedlacek
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um Objekte zu untersuchen (Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus , 5.6ff.). Es ist immer notwendig, aus ihm herauszutreten, und wenn das nicht möglich ist, wenigstens einen Spiegel zu benutzen. In diesem Buch werden anthropologische, mythische, religiöse, philosophische, soziologische und psychologische Spiegel verwendet – alles, was uns ein Spiegelbild liefert.
    Hier sind zumindest zwei Apologien angebracht. Zum einen erhalten wir oft ein bruchstückhaftes, disparates Bild, wenn wir in allem um uns herum unser eigenes Spiegelbild sehen. Dieses Buch will kein allumfassendes System präsentieren (so ein System gibt es nämlich gar nicht). Es wird sich nur mit dem Erbe unserer westlichen Kultur befassen, nicht mit dem Islam, dem Konfuzianismus, Buddhismus, Hinduismus und den zahlreichen anderen Religionen und Lehren (obwohl wir dort mit Sicherheit viele anregende Ideen finden könnten). Zudem wird nicht die gesamte sumerische Literatur unser Thema sein. In dem Buch geht es um das hebräische und christliche ökonomische Denken, aber nicht um die antike und mittelalterliche Theologie in ihrer Gesamtheit. Ziel ist es, die wesentlichen Einflüsse und die revolutionären Konzepte herauszugreifen, aus denen der ökonomische Modus Vivendi unserer heutigen Zeit erwachsen ist. Eine so breit gefächerte und in gewisser Weise unzusammenhängende Vorgehensweise lässt sich durch eine Idee rechtfertigen, die Paul Feyerabend schon vor langer Zeit aufbrachte: »Anything goes.«  [5] Wir können nie vorhersagen, aus welcher Quelle die Wissenschaft Inspiration für ihre weitere Entwicklung ziehen wird.
    Die zweite Apologie betrifft die eventuelle Vereinfachung oder Verzerrung jener Bereiche, die mir wichtig erscheinen, obwohl sie zu ganz anderen Gebieten gehören. Heute verstecken die Wissenschaftler sich gern hinter einer Wand aus Elfenbein, die hier aus der Mathematik besteht, dort aus dem Lateinischen oder Griechischen, aus der Geschichte, aus Axiomen und anderen geheiligten Ritualen, und schaffen sich so ein unverdientes Refugium vor Kritikern aus anderen Gebieten und vor der Öffentlichkeit. Die Wissenschaft muss jedoch offen sein – sonst wird sie, wie Feyerabend ganz richtig schreibt, eine elitäre Religion für die Eingeweihten, die ihre totalitaristischen Scheinwerfer auf die Öffentlichkeit richtet. Um es mit den Worten von Jaroslav Vanek, einem amerikanischen Ökonomen tschechischer Abstammung, zu sagen: »Unglücklicher- oder vielleicht glücklicherweise ist die Neugier des Forschers nicht auf sein Arbeitsgebiet begrenzt.« 14 Wenn dieses Buch dank der Verschmelzung der Ökonomie mit anderen Gebieten zu neuen Erkenntnissen anregt, hat es seine Raison d’être erfüllt.
    Nicht die ganze Geschichte des ökonomischen Denkens ist Gegenstand des Buchs. Das Ziel besteht vielmehr darin, bestimmte Kapitel dieser Geschichte durch eine umfassendere Betrachtung und Analyse derjenigen Einflüsse zu ergänzen, die der Aufmerksamkeit der Ökonomen und der breiteren Öffentlichkeit oft entgehen.
    Dieser Text enthält eine Vielzahl von Zitaten. So können die Leser sich selbst ein Bild von der authentischen Form der nützlichen Ideen ferner Zeiten machen. Wenn die alten Texte lediglich indirekt wiedergegeben würden, würden ihre Autorität und der damalige Zeitgeist schlicht verpuffen – und das wäre ein großer Verlust. Die Anmerkungen bieten dem Leser die Möglichkeit, sich intensiver mit den angesprochenen Problemen zu beschäftigen.
Zum Inhalt: Sieben Epochen, sieben Themen
    Dieses Buch gliedert sich in zwei Teile. Der erste folgt einem roten Faden durch die Geschichte; es geht dort um sieben Themen, die im zweiten Teil dann zusammengefasst werden. Der zweite Teil ist also thematisch aufgebaut, dort fahren wir die Ernte der historischen Themen ein und integrieren sie. In dieser Hinsicht ähnelt das Buch einer Matrix – man kann es historisch oder thematisch verfolgen, aber auch historisch und thematisch. Hier ein Überblick über die sieben Themen:
Die Gier nach immer mehr: Die Geschichte des Konsums und der Arbeit
    Hier beginnen wir bei den ältesten Mythen, in denen die Arbeit als ursprüngliche Berufung des Menschen behandelt wird, als etwas, was Freude macht, später (aufgrund unserer Unersättlichkeit) jedoch zu einem Fluch wird. Gott oder die Götter verfluchen die Arbeit (Genesis, griechische Mythen) oder zumindest zu viel Arbeit (Gilgamesch). Wir werden die Geburt des Begehrens, der Ansprüche und der
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