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Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Titel: Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse
Autoren: Tomas Sedlacek
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unserer heutigen Generation) geführt hat. Es geht vielmehr um die Brüche bei der Entwicklung, teils in bestimmten historischen Epochen (wie dem Zeitalter von Gilgamesch, der Hebräer, der Christen usw.), teils im Zusammenhang mit bedeutenden Personen, die die Entwicklung des ökonomischen Verständnisses der Menschheit beeinflusst haben (Descartes, Mandeville, Smith, Hume, Mill …). Kurz gesagt: Ich möchte die Geschichte der Ökonomie erzählen – anders ausgedrückt: die Entwicklung des ökonomischen Ethos . Wir werden Fragen stellen, die vor dem Beginn jedes ökonomischen Denkens kommen müssen – philosophisch und in gewissem Maße auch historisch. Dieses Gebiet liegt ganz an der Grenze der Ökonomie, oft sogar jenseits von ihr. Wir können es (unter Rückgriff auf die Protosoziologie) als Protoökonomie bezeichnen, vielleicht auch noch eher als Metaökonomie (unter Rückgriff auf die Metaphysik). In diesem Sinne gilt: »Die Beschäftigung mit der Wirtschaftswissenschaft ist zu eingeschränkt und zu lückenhaft, als daß sie zu gültigen Erkenntnissen führen könnte, es sei denn, sie würde durch eine Beschäftigung mit Meta-Wirtschaftswissenschaft ergänzt und vervollständigt.« 12 Die wichtigeren Elemente einer Kultur oder eines Forschungsgebiets wie der Ökonomie liegen in den Grundannahmen , von denen die Anhänger aller verschiedenen Systeme einer Epoche unbewusst ausgehen. Diese Annahmen erscheinen den Leuten so offensichtlich, dass sie gar nicht wissen, was sie annehmen – sie sind nämlich, wie der Philosoph Alfred North Whitehead in Abenteuer der Ideen bemerkt, noch nie auf die Idee gekommen, die Dinge anders zu betrachten.
    Was tun wir denn genau? Und weshalb? Dürfen wir (ethisch gesehen) alles machen, was wir (technisch) machen können? Und was ist der Zweck der Ökonomie? Wofür nehmen wir die ganze Anstrengung auf uns? Was glauben wir wirklich, und woher stammen unsere (oft unbewussten) Überzeugungen? Wenn die Wissenschaft, wie Polanyi sagt, »ein System von Glaubensanschauungen ist, an die wir gebunden sind«, wie sehen diese Glaubensanschauungen dann aus? 13 Da die Ökonomie heute ein ganz wichtiges Gebiet bei der Erklärung und Veränderung der Welt ist, sind das alles Fragen, die wir stellen müssen.
    Wir wollen uns der Metaökonomie auf etwas postmoderne Weise philosophisch, historisch, anthropologisch, kulturell und psychologisch nähern. Dieses Buch will zeigen, wie sich die Wahrnehmung der ökonomischen Dimension des Menschen entwickelt hat. Die Schlüsselkonzepte, mit denen die Ökonomie bewusst und unbewusst operiert, haben fast alle eine lange Geschichte; ihre Wurzeln erstrecken sich überwiegend über den Bereich der Ökonomie und oft sogar ganz über den der Wissenschaft hinaus. Wir wollen jetzt die Anfänge der ökonomischen Glaubensanschauungen untersuchen, die Entstehung dieser Ideen und ihren Einfluss auf die Ökonomie.
Auf die Buntheit der Ökonomie
    Die Mainstream-Ökonomen haben zu viele Farben der Ökonomie aufgegeben und sind zu stark vom schwarz-weißen Kult des Homo oeconomicus besessen, der die Fragen von Gut und Böse außer Acht lässt. Wir haben uns selbst blind gemacht, blind für die wichtigsten Triebkräfte der menschlichen Handlungen.
    Doch aus unseren Mythen und Religionen, von unseren Philosophen und Dichtern können wir ebenso viel Weisheit lernen wie aus exakten, strikten mathematischen Modellen für das ökonomische Verhalten. Die Ökonomie sollte daher nach ihren eigenen Werten suchen, sie entdecken und über sie sprechen, auch wenn man uns gelehrt hat, sie sei eine wertfreie Wissenschaft. Meiner Meinung nach stimmt das nicht – es gibt in der Ökonomie mehr Religion, mehr Mythen und Archetypen als Mathematik. Heutzutage legt die Ökonomie zu viel Gewicht auf die Methode statt auf die Substanz. Wir wollen zu zeigen versuchen, dass es für die Ökonomen und auch für ein größeres Publikum ganz wichtig ist, aus einem breiten Spektrum von Quellen zu lernen, wie dem Gilgamesch-Epos, dem Alten und dem Neuen Testament und Descartes. Wir können die Spuren unserer Denkweise besser verstehen, wenn wir uns ihre historischen Anfänge ansehen, als die Gedanken noch »nackter« waren – dort können wir die Ursprünge und Quellen vieler Ideen leichter erkennen. Nur so können wir herausfinden, was unsere wesentlichen (ökonomischen) Glaubensanschauungen sind – im komplizierten Gewebe der heutigen Gesellschaft, in der sie noch immer sehr stark sind, aber
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