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Die oder keine

Die oder keine

Titel: Die oder keine
Autoren: Miranda Lee
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wieder mit ihm einlassen, wenn er zurückkommen würde?” fragte er.
    Muriel schnitt ein Gesicht. „Liebe macht oft blind.”
    Jason musste ihr zustimmen. Nur gut, dass er nicht in Heather verliebt war. Er wollte die Entscheidungen, die sie betrafen, mit dem Kopf treffen und nicht mit dem Herzen.
    „Bis morgen, Muriel”, sagte er und nahm sein Essen vom Tresen. Er hatte schon Viel zu lange in der Bäckerei verweilt. Muriel würde alles genüsslich weitererzählen, was sie von ihm erfahren hatte.
    Allerdings spielte es keine Rolle, denn er hatte sich entschieden und würde noch an diesem Abend, nach der Sprechstunde, die Initiative ergreifen. Er hatte nicht die Absicht, zu warten, bis dieser Dean auftauchte. Und er wollte auch keine Zeit verschwenden, indem er Heather um ein Rendezvous bat. Er würde gleich zur Sache kommen - indem er ihr einen Heiratsantrag machte.

2. KAPITEL
    Allmählich wurde er nervös, und das war höchst ungewöhnlich.
    Aber es ist kein Wunder, entschied Jason, als er die seitliche Pforte öffnete, die zur Rückseite von Heathers Haus führte. Schließlich machte man nicht jeden Tag einer Frau einen Heiratsantrag - schon gar nicht einer Frau, die man nicht liebte und mit der man nicht einmal ausgegangen war, geschweige denn geschlafen hatte. Die meisten Leute hätten ihn für verrückt erklärt. Alice ganz bestimmt.
    Der Gedanke motivierte Jason jedoch, denn alles, was sie für verrückt hielt, war vermutlich sehr vernünftig.
    Entschlossen, seine Meinung nicht zu ändern, machte er die Pforte zu und ging den Weg entlang. Erleichtert stellte er fest, dass in einem der Fenster auf der Rückseite des Hauses Licht brannte und irgendwo Musik zu hören war. Heather war also zu Hause.
    Drei ausgetretene Stufen führten zur Hintertür. Jason betrat die erste Stufe und blieb dann stehen, um seine Krawatte und sein Jackett zurechtzurücken.
    Nicht, dass es unbedingt nötig gewesen wäre. Schließlich trug er einen seiner teuersten und schicksten italienischen Anzüge -anthrazitfarben und aus einem knitterfreien Woll-Seiden-Gemisch -, in dem er sich immer großartig fühlte. Die graue Seidenkrawatte mit den blauen und gelben Diagonalstreifen passte perfekt dazu. Es war ein modernes, aber unaufdringliches Outfit. Er hatte sogar etwas von seinem Lieblings-Eau-de-Toilette aufgesprüht, das er nur zu besonderen Gelegenheiten benutzte.
    Da er wusste, dass er keine leichte Aufgabe hatte, überließ er nichts dem Zufall und setzte alle ihm zur Verfügung stehenden Waffen ein, um in Heathers Augen attraktiv zu erscheinen. Er wollte all das repräsentieren, was Dean Ratchitt mit Sicherheit nicht war.
    Und er wollte Heather all das bieten, was Dean Ratchitt ihr nicht geben konnte. Eine stabile Ehe mit einem Mann, der ihr niemals untreu sein würde und auf den sie stolz sein konnte.
    Nachdem Jason einmal tief durchgeatmet hatte, ging er die restlichen beiden Stufen hoch und klopfte an die Tür. Ich hätte vorher etwas essen sollen, dachte er, als sein Magen in einem erneuten Anflug von Nervosität zu knurren begann. Doch er musste erst Heathers Antwort hören.
    Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass Heather ihn ebenfalls für verrückt erklären könnte, und Jason wurde unsicher. Auch das war höchst ungewöhnlich.
    Sie wird dir einen Korb geben, Mann, meldete sich die Stimme der Vernunft. Sie ist romantisch veranlagt, und sie liebt dich nicht.
    Nun drehte sich der Knauf, und die Tür ging auf, so dass Jason das Licht ins Gesicht fiel. Er konnte nur Heathers Silhouette erkennen.
    „Jason?” fragte Heather verwirrt.
    Er hatte Wochen gebraucht, um sie dazu zu bringen, ihn beim Vornamen zu nennen.
    Doch selbst danach hatte sie ihn gelegent lich noch mit „Dr. Steel” angesprochen. Zum Glück hatte sie es eben nicht getan.
    „Hallo, Heather”, erwiderte er und war erstaunt, wie kühl seine Stimme klang. „Darf ich kurz reinkommen?”
    „Reinkommen?” wiederholte Heather.
    Seit dem Tod ihrer Tante hatte er sie nicht mehr besucht. Er war zwar zur Beerdigung gegangen, hatte danach aber wegen eines Notfalls gleich in die Praxis zurückkehren müssen. Wahrscheinlich dachte sie, ihre Freundschaft - falls man überhaupt davon sprechen konnte -, hätte mit dem Tod ihrer Tante geendet.
    „Ich möchte Sie etwas fragen”, fügte er hinzu.
    „Oh … Kommen Sie doch bitte rein.” Heather wich einen Schritt zurück und stand nun im Licht.
    Jason folgte ihr stirnrunzelnd. Sie wirkte gefasster als am Tag der Beerdigung,
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