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Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)

Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)

Titel: Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)
Autoren: Hubert Wolf
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andauernden Lähmung. Peter Maria Kreuzburg starb am 14. März 1889 in Pau, seine Frau Gertrud 1909. Die Töchter Cesaria und Angela waren in Pau als Lehrerinnen in einer Schule tätig, die heute bezeichnenderweise in der «Avenue Kreuzburg» liegt.
Der Strick um Katharinas Hals
    Dass es nach der Lektüre des obszönen Briefes des Americano durch die Fürstin zu einer wachsenden Entfremdung zwischen ihr und der Novizenmeisterin kam, bestätigten zahlreiche Schwestern in ihren Vernehmungen.[ 10 ] Sie berichteten dem Inquisitor, Maria Luisa sei zunehmend verärgert über die Novizin Luisa Maria gewesen und sie habe fortwährend schlecht über sie geredet. Im Kloster kursierte das Gerücht, sie habe Katharina den «Brief eines Deutschen lesen lassen, der einer Klosterfrau unwürdig» war. Maria Luisa tat dies als üble Nachrede der Fürstin ab und sah wie die beiden Beichtväter eine «teuflische Täuschung» am Werk. Leziroli und Peters hätten, weil sich die Fama hinter den Klostermauern immer weiter verbreitete, mit der Novizenmeisterin über den angeblichen Brief gesprochen, die aber «alles entschieden leugnete». Da «aber die Beichtväter feststellen mussten, dass dieser Brief wirklich existierte und man die anderen Fakten ebenfalls nicht bestreiten konnte, urteilten beide, alles sei ein böses Werk des Teufels, der der Novizin Prinzessin in der Gestalt Maria Luisas erschienen» sei.
    Katharina, der die meisten ihrer Mitschwestern prinzipiell echten «Gehorsam» und «große Folgsamkeit» attestierten, war in diesem Punkt nicht bereit, nachzugeben oder sich der Interpretation der Beichtväter zu beugen. Im Gegenteil: Da sie «sich der Tatsachen sicher war, versuchte sie, die Meisterin dazu zu bewegen, alles zu gestehen».
    Von diesem Gesprächsversuch am Morgen des Hochfestes der Unbefleckten Empfängnis Mariens,[ 11 ] dem 8. Dezember – einem Mittwoch – hatte Katharina in ihrer Klageschrift ausführlich berichtet. Im Chor der Klosterkirche stellte sie die Novizenmeisterin, vermutlich nach der Laudes, als man sich gemeinsam zum Morgengebet versammelt hatte, zur Rede. Es kam zur Konfrontation zwischen beiden. Katharinas Darstellung wurde durch eine Reihe von Schwestern bestätigt, die die Szene aus nächster Nähe beobachtet hatten. Als besonders gute Zeuginnen erwiesen sich Maria Giuseppa, Giuseppa Maria und Agnese Celeste. So berichtete Giuseppa Maria Sallua am 2. April 1860:[ 12 ]
    «Eines Morgens, am Tag der Immaculata 1858, stieg ich nach der Kommunion in den unteren Chor hinab, um die Meisterin zu rufen, die dort geblieben war. Dort sah ich zu meiner Verwunderung Luisa Maria, die Prinzessin, die sich von einem Kniefall vor der Meisterin aufrichtete und sich einen Strick vom Hals nahm.
    Die Meisterin verließ mit verwirrtem Gesichtsausdruck zusammen mit mir den unteren Chor, da nach ihr gerufen wurde. Unterwegs sagte sie mit festem Ausdruck: ‹Wer hätte jemals gedacht, dass unter einem Mantel an Gutmütigkeit eine solche Boshaftigkeit lauert?›
    Kurze Zeit später befragte ich die kranke Maria Giacinta nach dem Geschehenen, die mir antwortete, dass die Prinzessin Luisa Maria die Kühnheit gehabt hatte, sich im unteren Chor den Strick um den Hals zu legen und der Meisterin zu sagen, dass sie alles dem Pater offen und ehrlich gestanden habe, dass sie getäuscht worden sei und sich etwas vorgemacht habe. Die Prinzessin bete wegen all dem und noch ähnlichen Gründen für Maria Luisa, da sie um ihr Seelenheil besorgt sei. Die Meisterin antwortete aber, sie habe gedacht, die Prinzessin sei eine Novizin und die Art, wie sie sie angesprochen habe, sei anmaßend und tollkühn. Dieselbe Maria Giacinta erzählte mir am folgenden Tag, die Meisterin habe ihr gesagt, sie habe während der Kommunion den Herrn wegen dieser Äußerungen Luisa Marias der Meisterin gegenüber entrüstet gesehen, und der Herr habe als Strafe den Tod der Prinzessin angeordnet.»
    Knapp zwei Wochen zuvor, am 17. März 1860, hatte Sallua Schwester Maria Giacinta selbst befragt. Ihre Aussage deckt sich fast wörtlich mit der von Giuseppa Maria.[ 13 ] Sie berichtete von einer Vision Maria Luisas, in der ihr der Herr offenbart habe, dass «die Prinzessin als Strafe für ihren Hochmut sterben würde und er dies bereits veranlasst» habe. Agnese Celeste gegenüber verstieg sich Maria Luisa angesichts der Szene im Chor zu der Aussage, «die Prinzessin gebärde sich unter den Novizinnen wie Judas unter den Aposteln».
    Damit brachte die
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