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Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)

Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)

Titel: Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)
Autoren: Hubert Wolf
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Deutsch geschriebenen anstößigen Brief des Americano gezeigt habe. Sallua musste deshalb Genaueres über diesen ominösen Brief und seinen Verfasser in Erfahrung bringen.
    Von verschiedenen Zeugen erfuhr er, dass Peter Kreuzburg ausgerechnet von Pater Peters, der ihn offenbar schon von Kindesbeinen an kannte, in Sant’Ambrogio eingeführt worden war und dass der Jesuit versucht hatte, Kreuzburg durch einen Exorzismus von seinen «fünf Dämonen» zu befreien.
    Anders als heute waren im 19. Jahrhundert Exorzismen an der Tagesordnung, was mit der damaligen Vorstellung vom Teufel und den Dämonen zusammenhängt.[ 4 ] Dabei stellte der Teufel kein zweites ewiges Prinzip neben Gott dar. Der Satan und seine Anhänger, die Dämonen, wurden vielmehr als von Gott geschaffene Engel angesehen, die sich aus eigener Schuld dem Bösen zugewandt hatten und deshalb aus dem Himmel gestürzt waren. Dämonen und den Teufel stellte man sich mit einem luftartigen Leib vor, weshalb sie durch alle Körperöffnungen in den Menschen eindringen und diesen so besetzen konnten, insbesondere beim Geschlechtsverkehr. Der Exorzismus stellt eine rituelle Vertreibung oder Verbannung böser Geister oder des Teufels selbst aus besessenen Personen dar.[ 5 ] Das Rituale Romanum von 1614 schränkte die Möglichkeit, als Exorzist tätig zu werden, auf besonders erfahrene Priester ein, die nur in enger Rücksprache mit ihrem Bischof tätig werden durften. Laien und insbesondere Frauen konnten keine Teufelsaustreibung vornehmen.
    Die Liturgie des Exorzismus sah einen Dreischritt aus Wort, Zeichen und Versiegelung vor. Zunächst wurde der Name Gottes angerufen, dann folgte die direkte Anrede des Teufels oder der Dämonen mit einer Drohung Gottes, schließlich der Ausfahrbefehl. Nicht selten kam es zu ekstatischen Schreien des Besessenen, Krampfanfällen, Nasenbluten und einer totalen Erschöpfung. Das Ganze wurde durch eine Handauflegung, ein Kreuzzeichen und eine Salbung oder Anhauchung abgeschlossen. Da die Dämonen in der Regel heftigen Widerstand leisteten, musste man sich auf einen lang andauernden Kampf mit dem Bösen einstellen und den Exorzismus vielfach wiederholen, um einen Besessenen ganz zu befreien. Auch wenn die Dämonen ausgefahren waren, blieb der Besessene weiter für das Böse anfällig.
    Kreuzburg lernte Maria Luisa kennen, als er am Gottesdienst in der auch der Öffentlichkeit zugänglichen Klosterkirche teilnahm. Peters hatte sie ihm als eine mit besonderen himmlischen Gaben begnadete Heilige vorgestellt. Nachdem der Jesuitenpater als Exorzist bei Kreuzburg gescheitert war, betraute er Maria Luisa nicht nur mit der spirituellen Leitung Kreuzburgs, sondern auch mit der Teufelsaustreibung und stellte sich damit eindeutig gegen die kirchenrechtlichen Vorgaben. Unter diesem Vorwand traf sie sich öfter mit dem Americano innerhalb und sogar außerhalb des Klosters und kam nicht selten schwer lädiert von diesen Begegnungen zurück.
    Rechtsanwalt Franceschetti, der Kreuzburg ebenfalls über Peters kennengelernt hatte, konnte Sallua mit wichtigen Informationen weiterhelfen. «Pater Peters hat mir unter dem strengsten Geheimnis offenbart, dass Doktor Kreuzburg ein Besessener ist, wegen dem er eine Auseinandersetzung mit den Jesuiten eines Hauses in der Schweiz[ 6 ] hatte.» Es sei dabei um einen erfolglosen Exorzismus gegangen, bei dem ein Pater «ein großes Gepolter im ganzen Haus hörte; danach fand man eine extrem schwere Tür am Boden liegen, obgleich diese mit großen Eisenpflöcken befestigt war». Peters erzählte ihm, dass er Kreuzburg in seiner Autorität als Beichtvater verpflichtet habe, eine Wiedergutmachung dafür zu leisten, dass er bei dem gescheiterten Exorzismus Heilige geschmäht hatte. Daher sah er den Americano, wie er sich «in die Luft» erhob, um die Heiligenbilder in der Kirche «sauber zu machen» und ihnen dadurch «seine Ehrerbietung zu bezeugen». Der Amerikaner sei vom Teufel «durch immense Räume transportiert» worden, «mal über die Meere, mal in die Luft». Dabei ist von Levitationen die Rede, einem Schweben durch die Luft, das auch von Mystikern berichtet wird.[ 7 ] In diesem Fall aber identifizierte Peters die Levitationen als Werk des Teufels.
    Kreuzburg habe besonders von der Heiligen Jungfrau immer wieder Hilfe erfahren, weshalb der Pater ihn im Grunde für eine gute Seele halte. Franceschetti berichtete auch über die recht seltsamen Lebensumstände Kreuzburgs. Er habe ihn unter anderem glauben
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