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Die Nonne und die Hure

Die Nonne und die Hure

Titel: Die Nonne und die Hure
Autoren: Christa S. Lotz
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Euch ein Angebot«, meinte er. »Ihr bekommt Euren Stadtpalast zurück, und dort können Eure Eltern in Frieden leben. Ihr selbst werdet in meinen Räumen leben und mir zu Diensten sein, ebenso einigen anderen Herren, besonders einem.« Er grinste. »Das werde ich Euch reichlich lohnen.«
    Ein durch und durch unmoralisches Angebot, dachte Celina.
    »Und was ist mit dem Landgut in Bassano del Grappa?«, fragte sie.
    »Genau das wird der Ort des fröhlichen Lebens werden. Ich habe schon alles vorbereitet.«
    »Wenn ich mich darauf einlasse – werdet ihr mich gut behandeln?«
    »Kleines, Ihr wisst doch, wie Eure Freundin Andriana lebt. Ein solcher Luxus wird Euch ebenfalls umgeben. Ich habe noch keine Frau kennengelernt, die nicht angebissen hätte wie ein munterer Fisch.«
    »Was ist, wenn ich ablehne?«
    »Ihr werdet nicht ablehnen. Und wenn – die Süßigkeiten, die ich Euren Eltern geschickt habe, wären nur der Anfang gewesen. Eine andere Möglichkeit wäre, dich ins Kloster San Zaccaria zurückbringen zu lassen.«
    Celina erschrak zutiefst. Also hatte Christoph recht gehabt!
    »Ich schlage ein«, sagte sie. Mit der rechten Hand tastetesie nach ihrem Messer, das wie immer am Gürtel ihres Unterkleides hing. Die Dienerin erschien erneut.
    »Bereite der Dame ein Bad und gib ihr neue Kleider zum Anziehen«, sagte Breitnagel.
    Celina brachte ihr Messer am Gürtel des neuen Unterkleides an, während die Dienerin heißes Wasser in einen hölzernen Bottich schüttete, Seife und ein Handtuch zurechtlegte. Celina kleidete sich aus und bestieg die Wanne. Wie lange hatte sie so einen Luxus nicht erlebt! Das letzte Mal war in Konstantinopel gewesen, im Hause des Herrn Raischi. Sie ließ sich von der Dienerin den Rücken einseifen und die Haare waschen. Mit den neuen, duftigen Kleidern angetan, ging sie zurück ins Schlafzimmer Breitnagels. Der Deutsche hatte sein Frühstück inzwischen beendet. Er winkte sie zu sich her. Sie setzte sich auf den Bettrand, ließ es zu, dass er ihr ans Kinn fasste, an den Busen griff und den Rock hochstreifte. Er zog sie mit einer plötzlichen, tigerartigen Bewegung über sein Bett, zerrte die Decke weg und brachte sie auf sich zu liegen. Sie spürte sein großes, hartes Glied. Er umfasste ihre Hinterbacken. Ihre Hand glitt zum Gürtel des Unterkleides. Doch sie zögerte. Es würde ihr nichts nützen, ihn zu verletzen oder gar zu töten.
    »Alois«, sagte sie und versuchte ihrer Stimme einen sanften Ton zu verleihen, »ich weiß, wer der Mann mit der Maske ist!«
    Er zuckte zurück.
    »Was soll das?«, fragte er wütend. »Willst du, dass ich es nicht mit dir treiben kann?«
    »Alois, du bist zu tief in die Verbrechen dieser Stadt verstrickt. Du solltest lieber deinen Hals retten, als dich mit mir zu vergnügen.«
    Er warf sie vom Bett herunter, griff nach einer großenHandglocke und klingelte. Zwei große, muskulöse Männer in schwarzen Umhängen betraten den Raum.
    »Macht mit ihr, was ihr wollt, aber schafft sie mir aus den Augen«, schnaufte Breitnagel.
    Im Vorraum zum Schlafzimmer fesselten die beiden Männer Celina und steckten ihr ein Taschentuch als Knebel in den Mund. Sie wusste, dass Gegenwehr zwecklos sein würde. Aus dem Fenster erhaschte sie den Blick auf einen Kanal. Wo dieses Haus stehen mochte? Der Größe der Zimmer nach zu urteilen, konnte es eine der Villen in Castello oder auf der Giudecca sein. Einen kurzen Moment lang dachte sie an Andriana. Warum hatte sie, Celina, bloß niemandem gesagt, wohin sie gehen würde? Ihr fiel etwas ein. Was hatte Breitnagel erklärt? Besonders einem Mann sei daran gelegen, dass sie ihm zu Diensten sei? Sie dachte an die Stunden, die sie im Wassergeschoss des Palazzo Gargana verbracht hatte, in dem Haus, das nun Breitnagel bewohnte. Der Mann mit der Totenmaske hatte gesagt, seinen Herrn weise man nicht zurück. Wen konnte er damit gemeint haben? Lion? Breitnagel selbst? Der Mann mit der Maske konnte weder Breitnagel noch der Abt Lion sein, weil sich beide zu dieser Zeit in der Villa am Gardasee befanden. Wer hatte schon einmal etwas Ähnliches zu ihr gesagt? Die Wochen und Monate im Kloster San Zaccaria kamen ihr in den Sinn. Da waren Priester gewesen, die während der Beichte unzüchtige Dinge von ihr und den andern Mädchen verlangt hatten. Und da war noch einer gewesen … der Patriarch! Er hatte gesagt: »Ich warte aber nicht lange, einen Patriarchen lässt man nicht warten!« Warum war sie nicht früher darauf gekommen?
    Einer der Männer
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