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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd
Autoren: Jo Clayton
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…” Sie setzte sich auf, stampfte mit ihrer Ferse auf den Stein hinunter und brach das Loch weiter auf, legte soviel wie möglich von der Quelle frei, bis der Stein massiv genug war, ihren Körper zu tragen. Neben der Quelle rollte sie sich zusammen, und die Wärme unter ihr verband sich mit der Müdigkeit und einem neu entstandenen Gefühl der Sicherheit und ermöglichte ihr einen tiefen und traumlosen Schlaf.
    Dieses Mal erwachte sie erst am späten Nachmittag. Sie kochte zwei Knollen in heißem Wasser, aß, brach dann wieder auf, bewegte sich in einem langsamen Trab, noch ein wenig steif und wund von ihrem Schlaf und dem vorausgegangenen schmerzhaften Sturz. Für einige Zeit ließen sie die Geister in Ruhe, dann kamen sie zurückgeschwebt. Glücklicherweise hatte sie die Rute mitgenommen, und so konnte sie sie auf Distanz halten und rannte, so schnell es ihr möglich war, durch das trostlose, dampfende Land. Als sie endlich die harte, graue Wölbung des Eies sah, empfand sie eine große Erleichterung und fast so etwas wie Zuneigung.
    Die Lichtung rings um das Ei war mit Bruchstücken von der festen Haut der Dämonen übersät, die weichen inneren Teile waren weggefressen. Sie lag unter dem blattlosen Gestrüpp am Rande des freien Geländes, kratzte an den kleinen Schnitten an ihren Schultern, hervorgerufen von dem Unterholz, durch das sie sich gezwängt hatte, wobei sie diesen Schmerz allerdings akzeptierte - er war der Preis, den sie für den Schutz vor den Geistern bezahlte -, und rieb an Insektenstichen herum, während sie auf das Ei starrte, auf das darin klaffende runde Loch, auf die Dampf Schwaden, die dahinter in Rauch aufstiegen. „Brenne!” flüsterte sie und lächelte das Ei zärtlich an.
    „Brenne mit mir!”
    Sie riß sich zusammen, brach dann in einem geduckten Lauf aus dem Gestrüpp hervor. Die Geister ballten sich über ihr zusammen, und sie schlug mit dem Dornenzweig nach ihnen, peitschte ihn immer wieder durch den Schwarm und schickte sie in rasender Flucht davon.
    Verzweifelt und unbeholfen ließ sie den Zweig über dem Kopf hin und her sausen und stolperte weiter, über die Lichtung, erreichte das Ei und schwang sich durch das Loch in seiner Flanke.
    Ängstlich, voller Widerwillen, pirschte sie durch die Ei-Höhle, schaute immer wieder zurück zu dem hellen, grauen Rand der Öffnung, dem letzten Licht, dem einzigen Licht. Das Innere strahlte die Witterung der Nebelländer aus - ihr modriger Gestank überlagerte selbst den stechenden Geruch der Dämonen. Bevor sie damit rechnete, erreichte sie das Ende dieser Höhle, spähte ein sehr kurzes Stück einer anderen Höhle entlang und sah wenig mehr, als daß es sie gab.
    Roha kauerte sich an der Kreuzung der beiden Höhlen nieder, unfähig, sich tiefer in diese stinkende Schwärze hineinzu-zwingen, unfähig, sich von der einzigen Helligkeit loszureißen. Sie hockte da, bis der Geruch Übelkeit in ihr weckte, bis sie wußte, daß sie weitergehen oder weggehen mußte, und sie konnte es nicht ertragen wegzugehen.
    Zitternd und angeekelt richtete sie sich wieder auf und tastete sich in die lichtlose Höhle hinein, stolperte über Dinge, die sie nicht sehen konnte: Stücke des Eies. Innen herrschte eine schlimme Zerstörung; das war ihr bisher noch gar nicht aufgefallen, obgleich ihre Hände über zerrissene und geknitterte Kanten geglitten und ihre Füße auf dem elastischen Boden gegen zertrümmerte Gegenstände gestoßen waren. Ihre Finger wischten über ein glattes Etwas, einem wassergeglätteten Stein ziemlich ähnlich. Es war kühl unter ihren Fingern, etwas Angenehmes, deshalb streichelte sie es und erschrak, als lange Streifen von etwas Glattem um sie her zu leuchten begannen, wie eine dünne Schicht aus weißem, durchsichtigem Gestein, das sie vor langer Zeit einmal in einem Bachbett hoch droben auf dem Berg gesehen hatte. Zögernd berührte sie das leuchtende Ding, und auch das war kühl unter ihren Fingern. Sie konnte viele weitere Streifen erkennen.
    Manche davon - die meisten - waren noch tot, andere jedoch erhellten diese Höhle für sie.
    Einige Zeit lang wanderte sie durch das Ei. Als sie Vertrauen faßte, machte sie sich daran, Dinge zu berühren, besonders die glatten, runden, die wie das erste waren, das die leuchtenden Streifen zum Leben erweckt hatte. Allmählich fiel ihr ein tiefes Summen auf, das durch das Ei zitterte, ein Summen, das lauter wurde, als sie fortfuhr, die glatten Rundungen zu berühren. Manchmal leuchteten
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