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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd
Autoren: Jo Clayton
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leicht angegurtet, wobei seine Finger sicherer über die Sensoren tanzten, da er das Schiff besser kennenlernte, und sein Gesicht verfinsterte sich mehr und mehr, als die Nadelschiffe der Tikh’asfour dichter umherschwärmten und die Schutzschirme des Zerstörers - so stark sie auch sein mochten, wenn alle verfügbare Energie in sie hineinkanalisiert wurde - allmählich die Grenzen dessen erreichten, was sie absorbieren konnten.
    Aleytys tastete sich durch das Nadelschiff hindurch voran, wurde geschickter darin, den Geistfühler in dem Schiff zu halten, ganz gleich, wie es sich drehte oder wendete, als es die nächsten Zielangriffe auf den Zerstörer flog. Sie fand die entscheidende Stelle auf dem hinter Schichten der Abschirmung vergrabenen Antimaterie-Behältnis, durch keinen gewöhnlichen Angriff verwundbar. Fiebernd vor Triumph formte sie eine glühende Schlinge und zog sie um die Schwachstelle herum zusammen, entfesselte die in dem Behältnis gebändigten Energien, ließ sie heraustoben, bis sie Tikh’asfour und ihr Schiff nur mehr auf die sie bildenden Atome reduziert waren.
    Nachdem sich Aleytys in der Mikrosekunde vor der Zerstörung zurückgezogen hatte, begann sie jetzt nach einem anderen Schiff zu suchen und beinahe sofort, als sie das bekannte Kribbeln spürte, den Geistfühler hineinzuschlagen und das über Leben und Tod entscheidende Behältnis aufzureißen. Immer wieder tauchte sie in den Sturm außerhalb des umkämpften Zerstörers hinein und ließ ein Schiff nach dem anderen verpuffen, bis sie ein letztes mal hinausgriff… und nichts mehr fand. Erschöpft, entmutigt durch die Zahl der Toten, die nötig gewesen waren, den Angriff zu brechen, das unvermeidliche Erschlaffen nach einem langen Zeitraum erschöpfender Anstrengung verspürend, hob sie die Lieder, hakte ihr Absturz-Netz auf, streckte verkrampfte Arme und Beine, schaute schließlich auf den Bildschirm und sah einen kleiner werdenden Flecken - einige wenige Tikh’asfour-Schiffe, die dem Gemetzel entflohen. Sie sah ihnen nach, sah, wie sie verblaßten, seufzte, drehte sich um und begegnete Swardhelds Blick. „Diesmal…”
    Er streckte sich und lächelte sie an. „Diesmal.” Er justierte den Hauptschirm so, daß er einen Blick ins Innere des Laderaums gewährte.
    Die Valaada der Königlichen Wache sahen ein wenig mitgenommen aus; zwei von ihnen hielten Gewehre auf mürrische, murmelnde Aasfresser gerichtet, während sich die anderen um die Sphäre der Königin versammelt hatten. Zwei Hyänen lagen tot zwischen zusammengerollten Vaada, die wahllos, gleich abgeworfenen Hülsen, auf dem Boden verstreut waren, da sie jeden Halt am Leben aufgegeben hatten — jetzt, da sie nicht mehr gebraucht wurden, um ihre Königin zu schützen. Aleytys und Swardheld starrten noch ein paar Minuten auf den Schirm, dann schaltete Swardheld wieder nach draußen um.
    „Spaltersprung erfolgt in wenigen Augenblik-ken …” Er lehnte sich in den Sessel zurück. „Jetzt kann der Computer das Schiff solo fliegen.”
    Gleichzeitig schwangen sie herum, bis sie einander ansahen, beide lächelnd, beide mit einem eigenartigen Gefühl in sich, jetzt, wo es die Zerstreuung ihres Überlebenskampfes nicht mehr gab, um sie vor den ungelösten Spannungen zu schützen, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatten. „Es ist ein gutes Schiff”, sagte Aleytys und wählte diese Worte ohne langes Nachdenken, einfach nur deshalb, um das Schweigen zu brechen und ihr ein wenig Kontrolle über das, was geschah, zurückzugeben.
    „Robust und schnell …” Er schloß die Augen, als der Schirm flakkerte und der Transfer in den Zwischenraum stattfand, wobei sich das Sternenfunkeln durch schimmernde Wirbel in einen Sprühregen von schwarzem Staub in einem grauen Nichts verwandelte. Aleytys beobachtete ihn sorgenvoll, da sie sich fragte, ob der verzerrende, verdrehende, Übelkeit erregende, gnädig kurze Übergang von dem einen ins andere Kontinuum die Swardheld-Persön-lichkeit aus Quales Körper gelöst hatte. Als sich der Flug stabilisierte und das schwache Gefühl der Bedrückung irgendwo in den Tiefen ihres Bewußtseins hängenblieb - dort, wo es auch während der ganzen Reise verweilen würde
    , öffnete Swardheld die Augen und lächelte sie an.
    „Was wirst du tun?” Sie hatte ihn fragen wollen, wie er sich fühlte, aber diese Worte wollten einfach nicht über ihre Lippen kommen
    - als hätten sie eine Mauer zwischen sich errichtet, die Gemeinplät-ze durchließ, aber alles
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