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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd
Autoren: Jo Clayton
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andere, was persönlicher Natur war, abschirmte. „Die Haestavaada werden das Schiff für dich reparieren und auftanken. Das sind sie mir schuldig, verdammt, nachdem sie uns dermaßen im Stich gelassen haben.” Sie sah sich um, als wären auf den Vertäfelungen und den Sensorpunkt-Reihen und Anzeigen verborgene Antworten zu sehen. Als er schwieg, schaute sie wieder in sein Gesicht.
    Seine Augen waren geschlossen, öffneten sich jetzt langsam und starrten auf einen Punkt irgendwo über ihrer Schulter. „Weitermachen als Aasfresser, nehme ich an. Eine Weile jedenfalls. Keine Papiere erforderlich. Ein wenig Schmuggel, vielleicht irgend etwas nicht Genehmigtes befördern. Könnte Arel, deinen Schmugglerfreund, aufspüren … Anfangen durchzuchecken, was Quale in seinem Computer gespeichert hat. Fünf Tage, bis wir auf Duvaks landen. Zeit genug, Pläne zu schmieden, wenn wir mehr Informationen haben.”
    Fünf Tage, dachte sie mit einem Hauch von Entsetzen - hervorgerufen sowohl von der bevorstehenden Trennung als auch von der Aussicht auf das erzwungene Zusammensein innerhalb der engen Grenzen des Schiffes. Inmitten ihres Vertieftseins öffneten sich Bernsteinaugen in ihrem Kopf. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit nach innen, dankbar für diese Ablenkung. „Frag ihn, wie er in diesen Körper paßt”, verlangte Harskari und ignorierte ihrerseits die Turbulenz um sie herum. Aleytys spürte die Unruhe in den mit verhaltener Leidenschaft gesprochenen Worten. Die Stimme knisterte vor Energie, und das Gesicht, das um die Augen herum entstand, war gefurcht und von Hunger gekennzeichnet. Aleytys war kurz zwischen der Befriedigung, ein anderes Wesen zu sehen, das ihre Beunruhigung teilte, und der Scham über diese Befriedigung hin und her gerissen, dann schob sie beides beiseite. „Harskari möchte wissen, ob du irgendwelche Probleme mit dem Körper hast”, sagte sie zu Swardheld.
    Er hob eine Augenbraue. „Er gehört mir.” Nach einer kurzen Stille schwenkte er sich herum, betrachtete die Reihen von Sensortasten und fügte schließlich hinzu: „Ein paar Monate, dann kann ich nicht nur sagen, er gehört mir, sondern - er ist ich. Quale existiert nicht mehr … höchstens noch in Form einiger verbliebener Muskelreflexe, die dann und wann überraschend auftreten können.” Die letzten Worte klangen schroff, endgültig. Er zog den Computer-Kommunika-tor über den Kopf und lauschte mit einer Intensität, die die Mauer zwischen ihnen wieder errichtete, und jetzt gab es auch für die harmloseste aller Fragen keine Öffnungen mehr.
    Aleytys schloß die Augen. „Nun?”
    Harskari blinzelte langsam. Shadith materialisierte, und sie beide schienen sich ungeduldig umherzubewegen. Wie Flöhe in meinem Kopf, dachte Aleytys und lächelte, als Harskari ärgerlich wirkte. Die Zauberin kniff ihre üppigen Lippen zusammen und lächelte dann widerstrebend. „Es ist schwer, geduldig zu sein. All diese Jahre, Jahrtausende, all die Möglichkeiten, damit fertig zu werden, die ich mir beigebracht habe … Sie sind nicht mehr anwendbar. Doch ich muß geduldig sein — ah! Ich will einen Körper, Lee! Den Körper einer jungen Frau, stark und gesund. Eine gerade erst gestorbene junge Frau … durch einen Unfall gestorben … Wie kann ich nur darum beten
    - und was kann ich dafür, daß ich darum bete?”
    Shadith seufzte. „Ich weiß, wie das ist. Und ich warne dich, Lee …
    wenn du mir einen stocktauben Körper besorgst, dann komme ich zurück und suche dich heim.”
    „Ihr wälzt ja eine ganze Menge auf meine Schultern, ihr beiden.”
    „Wissen wir”, meinte Shadith und blickte zu Harskari, die still grübelte, noch sichtbar, allerdings nur mehr verschwommen, da sie sich bemühte, mit mehr Emotionen fertig zu werden, als sie zu bewältigen gewohnt war. „Zufall - das ist es, was uns bringen wird, was wir wollen. Genau wie bei Swardheld. Aber du kannst dich wenigstens umhören, nicht wahr, dich bereithalten, aus diesem Zufall einen Vorteil zu ziehen. Das ist wirklich alles, um was wir dich bitten, Lee. Halt die Augen offen.”
    Fünf lange, schwierige Tage krochen vorüber. Aleytys versorgte Drij, die ihre Stunden jetzt in Fötalstellung zusammengerollt verbrachte, rollte sie auf, damit sie essen konnte, wusch sie, redete mit ihr, obwohl sie nie eine Antwort bekam, und zwang sie, in der kleinen Kabine immer rundherum zu gehen. Wenn sie nicht bei Drij war, ging sie nach hinten, in den Frachtraum, und verbrachte einige Zeit damit, sich mit
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