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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett
Autoren: Leonie Winter
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Wortspiel?
    Ich weiß nun, dass Benedikt verheiratet ist und zwischen Hamburg und Lüneburg pendelt. Mir hat er den letzten Schwachsinn erzählt, was seine Wohnung in Lüneburg betrifft. Angeblich gibt es da einen altmodischen Hausbesitzer, der keinen Damenbesuch duldet, und Festnetzanschluss gibt es auch nicht, weil man sich mit der Telefongesellschaft streitet. Hallo? Hallo?! Wie blöde bin ich denn bitte, dass ich ihm das geglaubt habe? Hab ich es womöglich glauben wollen?
    Scheiße, nie hätte ich gedacht, dass ich mal so ein Klischee bedienen würde. Die heimliche Geliebte, die nichts rafft!
    Die quakenden Geräusche haben aufgehört, dafür klingelt das Telefon wieder. Ich lasse es klingeln.
    Benedikt kommt aus dem Bad, ein Handtuch um die Hüften.
    »Kannst du neues Duschöl besorgen? Du weißt doch, dass ich nur das eine vertrage. Meine Haut ist doch so empfindlich.«
    Ich starre ihn an.
    Klar besorge ich dein sauteures Duschöl aus der sauteuren Parfümerie, du Vollidiot.
    Du … du … Armleuchter.
    Gott, wie blöd. Armleuchter. Aber ich war noch nie gut in Fäkalsprache. Vielleicht sollte ich mir das mal angewöhnen.
    »Machst du uns Omelette mit Champignons?« Mit einem Handtuch rubbelt er in seinen Haaren herum.
    Ich sage nichts.
    Schon wieder schreit eine lallende Stimme meinen Anrufbeantworter voll. Wer ist denn das, zum Teufel noch mal?
    »Hat sich da jemand verwählt? Offensichtlich«, sagt Benedikt.
    »Ach, ich wollte mich ja noch rasieren. Dann kann ich mir das morgen sparen.«
    »Mach das«, sage ich, und Benedikt geht zurück ins Bad.
    Dann nehme ich mein iPhone und schicke eine recht lange und ausführliche SMS an Gaby. Die Nummer hole ich mir von Benedikts Telefon.
    Danach geht es mir besser.
    Dann schicke ich Benedikt nach Hause. Ich sage, dass ich Kopfschmerzen habe und allein sein will.
    Und ich freue mich auf den weiteren Verlauf seines Abends.
    Ich will diesen Vollidioten nie, nie, nie mehr wiedersehen.
    Leo
    »Na, Herr Sandhorst, geht’s denn besser?«
    Ich blinzle.
    Dann höre ich sofort auf zu blinzeln, weil sonst nämlich gleich mein Kopf nicht mehr existieren wird.
    »Äh …«, murmle ich schwach.
    »Am besten, Sie essen jetzt erst mal einen Rollmops«, sagt die freundliche Stimme, und Magensäure schießt meine Speiseröhre hoch. »Und dazu einen schönen kalten Tomatensaft mit ein paar Spritzern …«
    »Stopp«, keuche ich, während die Magensäure Richtung Mund weiterwandert.
    Die Stimme kichert. Sie gehört zu einer Frau.
    Ein nochmaliger Versuch, die Augen zu öffnen, zeigt, dass ich recht habe. Es ist eine Frau, eine ziemlich alte Frau. Ich kenne sie. Es ist Frau Krohn aus dem Stockwerk unter mir. Eine nette, sehr nette Frau, die Frau Krohn. Wir grüßen uns immer freundlich im Treppenhaus, sie meint grundsätzlich: »Arbeiten Sie nicht zu viel, das Leben ist so kurz.« Und ich sage grundsätzlich: »Nein, nein, tu ich schon nicht.« Und ein- oder zweimal habe ich ihr schwere Einkaufstüten hochgetragen, weil sie ja eine ältere Dame ist. Und ich war schon immer ein höflicher Mensch. Außerdem hat sie eventuell Gicht oder Arthrose, man weiß ja, wie das ist. Aber wenn ihre Urenkelkinder zu Besuch kommen, da kennt Frau Krohn nichts, da wird gekocht und gebacken, was das Zeug hält. Da fällt mir ein, dass sie mir schon mal ein paar Kostproben vorbeigebracht hat, die wirklich sehr gut waren. Und ich kann das beurteilen, denn ich verstehe etwas von gutem Essen. Schon von Berufs wegen. Ich, Leo Sandhorst, habe ja ein eigenes kleines Café mit Mittagstisch. So. Deswegen bestelle ich auch gern einfache Dinge beim Italiener. Wer immer nur so halbedle Sachen kocht, braucht manchmal etwas Einfaches.
    Das Café läuft gut. Wenigstens etwas. Beim Namen war ich auch sehr kreativ. Mein Café heißt nämlich Café Leo . Manchmal sind die einfachen Dinge die besten. Und nicht nur einmal bin ich in der Presse für meine »kreativen, phantasievollen Kreationen« gelobt worden.
    Schöner wäre natürlich gewesen, ich wäre für etwas anderes gelobt worden. Für meine Beziehungsfähigkeit beispielsweise. Aber ein positives Urteil für eine kurzgebratene Entenbrust an Orangen-Ingwer-Soße mit Cranberries und einem Kartoffel-püree mit Trüffelöl ist ja auch nicht zu verachten.
    Ich setze mich auf. Was mache ich hier eigentlich?
    »Was mache ich denn hier?«, frage ich Frau Krohn leicht ermattet und könnte sterben für sechs oder sieben Liter kaltes Wasser. Oder kalten Orangensaft, um den
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