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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett
Autoren: Leonie Winter
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einen besseren kaum haben kann. Selbst wenn er einmal weg ist, kommt er schon bald wieder. In Form einer neuen Flasche. Mein bester Freund, der Alkohol.
    »Hör mal, Leo, das geht so nicht.« Mr. Bean steht vor mir wie der leibhaftige Racheengel. In seiner rechten Hand hält er ein Filetiermesser, in der linken ein Stück Fleisch. »Du musst mal wieder arbeiten. Ich schaffe das nicht allein. Ich weiß noch nicht mal, wie ich das hier schneiden soll.«
    »Schneid’s halt irgendwie.«
    Zum tausendsten Mal drücke ich auf Wahlwiederholung, meine Rufnummer habe ich schon längst unterdrückt. Aber Sarah geht nicht ran. Sie geht einfach nicht ran. Ich lege das Handy weg.
    Mr. Bean glotzt das Fleisch an. »Was ist das überhaupt?«
    »Rinderhüfte, glaub ich.«
    »Rinderhüfte, glaub ich, Rinderhüfte, glaub ich. Herrje, Leo, du bist nicht der erste Mensch, der von einer Frau verlassen wurde! Ich bin auch schon von einer Frau verlassen worden.«
    »Ja, von deiner Mutter. Als sie von Hamburg nach Frankfurt gezogen ist.«
    »Was willst du damit sagen?« Das Messer kommt ein Stückchen näher.
    »Nichts.«
    »Doch, damit wolltest du etwas sagen.«
    »Ich habe es doch gesagt.«
    »Was?«
    »Dass deine Mutter dich verlassen hat.«
    »So ein Blödsinn. Sie hat mich nicht verlassen, ich habe sie aus freien Stücken gehen lassen.«
    Jetzt lache ich böse und gieße mir noch einen Single Malt ein. Ohne Eis.
    »Das hast du ja schön gesagt. Ich wusste gar nicht, dass deine Mutter von dir gefangen gehalten worden ist.«
    Mr. Beans Ohren werden zinnoberrot. »Ich habe mich eben ein bisschen unglücklich ausgedrückt. Jedenfalls habe ich sie nicht daran gehindert, im Gegenteil, ich freue mich darüber, dass sie mit Hotte immer noch glücklich ist.«
    »Ach richtig«, sage ich und proste ihm zu. » Hotte . Wie auch immer man mit einem Hotte glücklich werden kann, ich gönne es ihr. War Hotte nicht der, der keine Schuhe trägt, weil ihm die Hornhaut an seinen Füßen reicht?«
    »Dazu sage ich jetzt nichts«, sagt Mr. Bean und beginnt, die Rinderhüfte zu kneten, als sei er ein Chirurg in einer dieser Defibrillator-Romantik-Serien, der am offenen Herzen operieren muss, um das Leben des Patienten zu retten. Bestimmt ruft Mr. Bean gleich »Kammerflimmern!«, und von draußen stürzen die Gäste zu uns in die Küche, um uns zu assistieren.
    »Hast du eigentlich damals die Eigenurinbehandlung gemacht, die der schlaue Hotte dir empfohlen hat?«, frage ich hämisch.
    Hotte war eine Zumutung. Ein Vollschwachmat Mitte fünfzig, der bestimmt die Grünen gewählt hätte, hätte man ihm erklärt, wie man ein Kreuzchen macht. Hotte hat sich selbst als Wunderheiler bezeichnet, warum, wusste niemand so richtig.
    Jedenfalls hat er auf Wochenmärkten vollbärtig dagestanden und selbstgemachten Kram verkauft, der angeblich irgendwas bewirkt hat. Er hat auch Warzen besprochen.
    Ich war sehr froh, als Hotte gemeinsam mit Mr. Bean’s Mutter nach Frankfurt an der Oder gezogen ist, weil dort die Luft angeblich besser ist als in Hamburg. Jetzt haben wir nur noch das Problem mit Edda, Mr. Bean’s Schwester, die hier manchmal aushilft. Edda und Mr. Bean wohnen zusammen, und Edda bezeichnet sich selbst als Kampflesbe, zeichnet aber in ihrer Freizeit Aquarelle mit Insekten drauf und strickt Socken mit extrastarker Ferse. Und Edda hat eine Laktoseintoleranz, was sie wirklich ständig erwähnt. Außerdem verhindert sie, dass ihr Bruder eine längerfristige Beziehung eingeht, weil sie alle Frauen vergrault. Also, so gesehen könnte Edda eigentlich meine Schwester sein.
    Aber wo waren wir? Richtig, bei der Eigenurinbehandlung. Erwartungsvoll schaue ich Mr. Bean an.
    »Nein, habe ich nicht«, sagt der und knallt das Fleisch auf ein Holzbrett. »Leo, du säufst zu viel!«
    Ach echt?
    »Ich saufe nicht, ich genieße diesen köstlichen Single Malt.«
    »Du schüttest ihn runter wie Wasser.«
    »Er schmeckt ja auch wie Wasser.«
    »Ich denke, du genießt ihn?«
    »Tu ich ja auch.«
    »Hör mal, Leo, ich mach das echt nicht mehr mit. Bitte ruf doch Sarah an und frag sie, was genau denn jetzt Sache ist mit euch, und dann mach hier deinen Job. Die Gäste wollen schon wissen, was los ist. Das Essen schmeckt nämlich nicht mehr. Und zwar, weil ich kein besonders guter Koch bin.«
    Langsam stehe ich auf und setze mich gleich wieder.
    »Ich bin ein Versager«, seufze ich bekümmert.
    »Noch nicht«, lautet Dr. Beans Antwort. »Aber wenn du so weitermachst, kann ich dir nur
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