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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett
Autoren: Leonie Winter
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fürs Bett und gut für ein Omelette, aber niemand, den man heiraten will, mit dem man alt werden möchte, mit dem man alles, die guten und schlechten, die aufregenden und langweiligen Dinge des Lebens teilen will.
    Wenigstens das mit Benedikt habe ich auf kreative Art gelöst. Das wäre ja noch schöner gewesen. Er hat sich nicht mehr gemeldet, was mich doch ein bisschen wundert. Erst dachte ich, dass ich vielleicht die SMS nicht an seine Frau Gaby, sondern an irgendeine falsche Nummer geschickt hatte, aber ich habe mit Rufnummernunterdrückung bei Gaby angerufen, und sie ging mit »Brunnhuber« ran, und diesen Namen gibt es nicht sooo häufig. Mal schauen, was noch passiert.
    Während ich durch meinen kleinen Laden gehe, denke ich weiter nach. Eigentlich habe ich nichts außer einem ganz guten Aussehen und einer großen Oberweite.
    Leonhard tut mir leid. Ich bin so froh, dass es ihn gibt, aber er ist schrecklich unglücklich wegen dieser Sarah, die ich, wenn ich ganz ehrlich sein soll, nicht leiden konnte, obwohl ich sie nur zwei- oder dreimal getroffen habe. So lange waren die beiden ja nicht zusammen. Sarah war mir zu sehr von sich überzeugt und hat das ständig raushängen lassen. Vielleicht denke ich das auch nur, also dass Sarah das hat raushängen lassen, ich denke so was ja gerne mal, weil ich mich leicht verunsichern lasse. Aber wenn mich jemand schon mit der Frage »Und was hast du studiert?« begrüßt, werde ich unsicher und rot und beginne zu stammeln. Einmal habe ich bei einer solchen Frage den Fehler gemacht und »Medizin« gesagt, und mein Gegenüber, ein wirklich gut aussehender Mann mit sehr schönen braunen Augen, hat fast gejubelt, weil hier »endlich mal jemand Vernünftiges« sei, und er hat davon gefaselt, dass er jetzt Assistenzarzt in der Psychiatrie im Universitätsklinikum sei und ob ich mich denn auch spezialisiert hätte und blablabla. Und überhaupt seien ihm Leute, die nicht studiert haben, irgendwie suspekt, und dann sagte ich irgendwann: »Ich habe gar nicht studiert, ich habe nur Mittlere Reife.« Und er stockte kurz, dann sagte er »Schönen Abend noch« und ist gegangen, und ich habe noch blöder da rumgestanden mit meinem schalen Sekt.
    Glücklicherweise merkt meine Umgebung nicht gleich, wie ich bin. Die meisten denken, ich ernähre mich von meinem Selbstwertgefühl und habe das Leben komplett im Griff.
    Während ich ein paar silberne Kerzenleuchter anders hinstelle und überlege, was ich heute Abend essen soll, geht die Tür auf, und ein Mann in meinem Alter betritt den Laden. Er ist groß, blond und breitschultrig. Und er kommt mit raschen Schritten auf mich zu, umarmt mich, fängt an, mich zu küssen, und das mit einer Intensität, dass ich ein paar der Prismen, die ich eigentlich an Leuchter hängen wollte, fallen lasse.
    Ich bin zu schwach, um mich zu wehren, außerdem küsst er so wahnsinnig gut, so weich und … schön.
    Endlich hört er auf und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren. Ich bin völlig verwirrt. So etwas ist mir ja noch nie passiert.
    Und oh, es ist aufregend!
    Wer erlebt so etwas schon?
    Und vielleicht … vielleicht ist das ja so was wie Schicksal? Möglicherweise hat irgendeine höhere Macht beschlossen, dass ich jetzt doch mal mit dem Glückhaben an der Reihe bin.
    Auf einmal fühle ich mich wie mit vierzehn, als ich meinen ersten Kuss von meinem Klassenkameraden Armin bekommen habe. Er hat sich zwar anschließend dafür entschuldigt, aber es war schon sehr gut gewesen.
    Ich bleibe einfach stehen und warte ab. Er riecht gut. Er ist keiner dieser Männer, die zu viel After Shave benutzen und ihren Eigengeruch damit übertünchen. Er riecht nach Mann. Nach gutem Mann.
    Wo kommt er her, dieser Mann? Warum ist er in meinen kleinen Laden gestürmt und hat einfach angefangen, mich zu küssen? Hat Gott ihn geschickt oder einer seiner Bediensteten?
    Endlich löst der Mann sich von mir und schaut mich an. Seine Augen sind irgendwie … sehr rot. Sie sehen entzündet aus. Er kommt mit seinem Gesicht näher an meins heran und blinzelt.
    »Scheiße«, sagt der Mann und lässt mich nun ganz los.
    »Äh …«, mache ich ratlos und denke komischerweise darüber nach, dass mein Lippenstift gar nicht in seinem Gesicht ist.
    »Ich dachte … meine Güte! Sie müssen entschuldigen, ach herrje, ich, ich habe eine Bindehautentzündung, wissen Sie, und ich habe erst vor ein paar Minuten die Augentropfen benutzt, und da ist jetzt so ein Schleier, und ich sehe verschwommen.
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