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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett
Autoren: Leonie Winter
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offizielles Schreiben von der Polizei, und dann muss ich das Geld halt überweisen, das war es dann. Der eine Beamte meinte noch zu mir, ich solle mein Leben in den Griff kriegen und Alkohol sei auf Dauer keine Lösung und blablabla.
    Dann habe ich wieder bei Sarah angerufen, weil ich mir eine andere Taktik überlegt habe. Ich jammere nicht mehr auf ihre Mailbox, sondern versuche, mit kalter, harter Stimme eine Aussprache zu ertrotzen. Ich sage, dass ich das verdient hätte und dass es unfein wäre, so zu reagieren, wie sie reagiert. Ich versuche, sie an ihrer Ehre zu packen. Aber es gelingt mir nicht, weil ich sie ja nicht erreiche. Es ist zum Verrücktwerden.
    Jedenfalls stehen wir jetzt im Goldenen Handschuh , und auch wenn diese Lokalität sich seit einiger Zeit als kultige Kiez-Kneipe bezeichnet, kann man froh sein, hier niemanden näher zu kennen. Der Serienkiller Fritz Honka war in dieser Lokalität Stammgast und hat seine weiblichen Opfer, alles Prostituierte, hier kennengelernt.
    Ich bestelle Mr. Bean und mir zwei Bier und zwei Jubiläums-Aquavit.
    »Ich hätte lieber eine warme Milch mit Honig«, sagt Mr. Bean zum Wirt, einem tätowierten Schlächter mit Schlagring und glasigem Blick, der ein T-Shirt mit der Aufschrift Strahlende Kinderaugen sind mir scheißegal trägt. Hübsch, gerade jetzt, so kurz vor Weihnachten.
    Der Wirt blinzelt, und ich fange verzweifelt an, johlend zu lachen. »Der Flachwichser findet sich total witzig«, sage ich dann keuchend und hoffe, dass der Wirt diese Sprache versteht. »Es bleibt bei zwei Bieren und zwei Jubi.«
    Nachdem der Wirt sich endlich umgedreht hat und mit dem Zapfen beginnt, schlage ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Sag mal, hast du sie noch alle?«
    »Wieso?« Mr. Bean ist tödlich beleidigt. »Ich wollte wirklich warme Milch mit Honig. Mein Hals ist seit Tagen kratzig. Abends merke ich das immer am meisten. Ich hab keine Lust krank zu werden. Momentan sind fast alle erkältet. Da laufen die reinsten Virenschleudern durch die Stadt.«
    »Wir sind hier in der übelsten Spelunke von Hamburg«, kläre ich ihn auf. »Abgesehen vom Elbschlosskeller gibt es keine Kneipe, die sich mit dem Goldenen Handschuh vergleichen kann. Hier wird gesoffen, gehurt und gemordet. Und du bestellst warme Milch mit Honig?«
    Es ist nicht zu fassen.
    Der Wirt kommt zurück und knallt mir mein Bier und den Jubi hin. Vor Mr. Bean stellt er ein Glas Milch. »Ich kenn das«, sagt er leidend. »Bin auch völlig erkältet. Aber das hier wirkt Wunder. Ist noch ein bisschen Zimt drin. Geheimrezept von meiner Oma.« Er zwinkert Mr. Bean zu. »Aber schön heiß trinken, sonst wirkt’s nicht.« Mit seinem eigenen Glas Milch stößt er gegen das von Mr. Bean.
    »Prost«, sagt Mr. Bean glücklich, und dann unterhalten sich die beiden über Naturheilmittel. Der Kampfhund des Wirts, ein Kaukasischer Owtscharka, versucht unterdessen, sich hinter dem Tresen selbst in den Schwanz zu beißen. Das würde ich jetzt auch gern tun.
    Stattdessen kippe ich meinen Jubi runter, nehme mehrere große Schlucke Bier und schaue mich um. Man kann ja sagen, was man will, aber wenn man sich mal wirklich gut fühlen will, also attraktiv und begehrenswert, dann muss man einfach in den Goldenen Handschuh gehen. Hier sieht man nämlich automatisch super aus, weil 99 Prozent der Menschen, die sich hier aufhalten, alles andere als super aussehen. Da hilft auch kein Alkohol mehr.
    Apropos Alkohol, mir hilft er. Noch. Ich bestelle noch mal dasselbe und rutsche näher zu Mr. Bean, der seine Unterhaltung mit dem Wirt beendet hat.
    »Wusstest du, dass Hildegard von Bingen sich total gut mit Kräutern und deren Heilkraft auskannte?«, fragt er mich ehrfürchtig. »Hat Rocco mir erzählt. Roccos Großmutter hat wohl total viel mit Kräutern und so gemacht und vieles aufgeschrieben. Rocco will das irgendwann mal veröffentlichen. Aber erst, wenn er sein erstes Werk fertig hat. Rocco schreibt nämlich einen Ratgeber.« Mr. Bean macht eine Kunstpause.
    »Was denn für einen?«, frage ich pflichtschuldig.
    »Über Bodenbeläge in viel frequentierten Kneipen und Restaurants«, sagt Mr. Bean und schlürft seine Milch. »Ich finde, das ist Wahnsinn.«
    Das finde ich auch.
    Sarah
    »Und du wolltest an einem Freitag zu Hause bleiben«, sagt Bonnie und wirft Sarah einen Blick zu, als wolle sie sagen: »Wie gut, dass du auf mich gehört hast.«
    »Ja, es war richtig, auszugehen.« Sarah hakt sich bei ihr unter. »Wenn Leo jetzt mal
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