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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett
Autoren: Leonie Winter
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nicht neidisch sein« gesagt, woraufhin ich ihm am liebsten eine auf die Zwölf gehauen hätte. Aber ein kluger Mr. Bean hat mich weitergezogen und somit Schlimmeres verhindert. Ja, und dann haben wir in irgendeinem irischen Pub am Hans-Albers-Eck noch einen oder zwölf Absacker getrunken und uns danach ein Taxi genommen. Ach, jetzt weiß ich es wieder – Mr. Bean hatte gefragt, ob er bei mir schlafen kann, weil er seinen Schlüssel vergessen hat und Edda nachts nicht aus dem Bett klingeln wollte.
    Weil ich ein guter Vorgesetzter bin, habe ich ihn mitgenommen. Man lässt seinen Chefsommelier ja nicht auf der Straße pennen.
    Und dann sind wir einfach nur ins Bett gegangen und haben geschlafen.
    »Aaaaaah«, Mr. Bean wacht neben mir auf, entlässt mich aus seiner Umklammerung und streckt sich.
    »Guten Morgen«, sage ich betont frisch.
    Er dreht sich zu mir um und grinst.
    »War das geil, oder?«, fragt er dann.
    Ich zucke zusammen.
    Also doch.
    »Äh«, mache ich.
    »Geiler Abend. Das machen wir bald wieder.«
    »Äh«, sage ich.
    »Ich glaube, es ist zwölf oder dreizehn Jahre her, seit ich zuletzt mal so richtig auf dem Kiez unterwegs war«, erklärt er mir. »Dabei macht das ja richtig Spaß.«
    Ich nicke. Bitte, bitte sag nicht, dass du gut gekommen bist.
    »Ich bin froh, dass wir gut nach Hause gekommen sind«, sagt Mr. Bean und streckt sich noch mal. »Das machen wir bald wieder, und bald finden wir auch eine neue Frau für dich. Aber heute Abend, da kommst du erst mal mit mir mit.«
    Ich bin sehr froh. Und sehr dankbar.
    »Klar. Wohin denn?« Von mir aus gehe ich auch auf eine Tupperparty. Ich bin nicht schwul, ich bin nicht schwul. Aber Mr. Bean ist es ja auch nicht. Gut. Ich bin nicht bi, ich bin nicht bi.
    »Ich habe Edda versprochen, mit ihr auf so eine Emanzipationsveranstaltung für lesbische Frauen zu gehen. Alleine halte ich das nicht aus.«
    Ich schließe die Augen. Schwul ist doch gar nicht so schlecht.
    Später schreibe ich Sarah erst eine Mail, dann zwei, dann drei, und insgesamt werden es siebzehn. Es kommt keine Antwort, noch nicht mal eine automatische Abwesenheitsmitteilung. Selbst das hätte mir momentan schon genügt. Das wäre wenigstens eine Reaktion gewesen.
    Ich rufe sie wieder an. Und wieder.
    Nichts.
    Mia
    Am nächsten Morgen sieht die Welt doch immer gleich ganz anders aus. So oder so ähnlich heißt es doch. Ich wache auf, öffne die Augen, schließe sie wieder und habe das Gefühl, dass Fremdkörper darin sind.
    Es sind Fremdkörper drin, und zwar meine Eintageskontaktlinsen, die ich gestern Abend nicht rausgenommen habe. Panisch renne ich ins Bad und will die Linsen herausfummeln, aber ich bekomme nur eine zu fassen, was nur einen Schluss zulässt: dass die zweite Linse bereits hinters Auge gerutscht ist und nun anfängt, durch meinen Körper zu wandern. Innerhalb kürzester Zeit wird die nicht sterile Linse, an der allerlei Bakterien kleben, dafür sorgen, dass sich etwas in meinem Inneren entzündet, die Milz oder der Dickdarm oder was weiß ich.
    Meine Augen sind so krebsrot wie die des Mannes mit der Bindehautentzündung, weil ich mit bloßem Finger darin herumgerieben habe, und vor lauter Verzweiflung fange ich an zu heulen, auch weil mir sehr schlecht ist, was daran liegt, dass ich gestern zu viel getrunken habe, außerdem bin ich allergisch gegen zu viel Fett, in diesem Fall in Form von Pizzasalami und -käse, und jetzt habe ich lauter rote Pusteln im Gesicht. Davon mal ganz abgesehen sind meine Haare fettig, und nun klingelt es auch noch an der Tür.
    Ich kann doch jetzt nicht aufmachen ‒ aber wenn es was Wichtiges ist, was dann? Außerdem frage ich mich sonst tagelang, wer geklingelt haben könnte, weil ich mir immer blöde Gedanken um nichtige Dinge mache. Das ist nun mal so bei mir.
    Ich öffne blind die Tür. Wahrscheinlich soll ich sowieso nur ein Paket für meine verreisten Nachbarn annehmen. Ich verstehe das nicht. Warum bestellen die immer Sachen bei Amazon oder ersteigern irgendwas auf eBay, wenn sie direkt danach für vier Wochen in die Karibik fliegen? Und ich hab dann hier den Mist in meinem Flur rumliegen.
    Vor mir steht eine blonde, sehr attraktive Frau, was ich aber auch nur erkennen kann, weil sie wirklich direkt vor mir steht. Wo ist nur meine Brille? Sie strahlt mich mit makellosen und ‒ im Gegensatz zu meinen ‒ bestimmt auch geputzten Zähnen an und hält mir einen wunderhübschen Blumenstrauß entgegen.
    »Sind Sie von Fleurop?«, frage ich
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