Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett
Autoren: Leonie Winter
Vom Netzwerk:
Jedenfalls, also das können Sie ja nicht wissen, es ist so, dass ich mich mit meiner Frau gestritten habe, und sie, also meine Frau, ist weggerannt und ich ihr hinterher, und ich war mir sicher, dass sie hier in dieses Geschäft gelaufen ist.« Er macht eine Pause, atmet ein und aus und schnauft dabei wie ein Kaltblüter. Das Ganze muss ihm unendlich peinlich sein.
    Mir ist es auch peinlich, aber aus anderen Gründen.
    »Es tut mir wirklich leid, aber meine Frau sieht Ihnen in der Tat sehr ähnlich, wissen Sie, und ich … wollte einfach, dass … ja, dass alles wieder gut ist, verstehen Sie, ich … verzeihen Sie bitte.«
    »Schon gut«, sage ich lahm und lege die Prismen auf ein Beistelltischchen. »So was kann passieren.«
    Kann es nicht. Darf es nicht.
    »Ach, da bin ich beruhigt«, sagt der Mann, der nicht zu viel Rasierwasser aufgetragen hat. »So etwas ist mir wirklich noch nicht passiert, ich …«
    Die Tür geht wieder auf, und im Eingang steht eine Frau, die mir tatsächlich ähnlich sieht.
    »Du bist an mir vorbeigerannt«, sagt sie und lächelt so, als hätte sie ihm schon vergeben.
    Der Mann mit der Bindehautentzündung strahlt sie an und dann mich.
    »Heute ist nämlich unser Hochzeitstag«, sagt er, und dann verlassen beide mein Geschäft. Die Frau winkt mir noch freundlich zu.
    Ich muss mich erst mal setzen.
    Dann schaue ich auf die Uhr. Es ist noch nicht spät. Früh genug, um den Laden zu schließen und nach Hause zu gehen.
    Dieser Tag ist für mich gelaufen.
    Kurz überlege ich, Leo zu fragen, ob er was mit mir unternimmt, aber um ehrlich zu sein, möchte ich mir jetzt nicht schon wieder das Gejammer über Sarah anhören.
    Also sitze ich eine halbe Stunde später zu Hause auf dem Sofa und glotze eine verendende Topfpflanze an.
    Ich habe sie wohl nicht gegossen.
    Das muss ich begießen.
    Ich fange an, Sekt zu trinken, obwohl mir eigentlich gar nicht danach ist. Aber dann schmeckt er doch, und in meiner Verzweiflung schalte ich den Fernseher an und starre auf eine übergewichtige Wahrsagerin mit Wurstfingern, die einer Helga aus Dortmund die Karten legt und ihr dann mitteilt, dass sie einen Mann sieht. Einen Mann fürs Leben, der schon bald zu ihr kommen wird.
    »Wann denn?«, fragt Helga aufgeregt.
    »Bald«, sagt die Frau.
    »Morgen?«, fragt Helga.
    »Möglich ist alles«, antwortet die Frau.
    Ich schalte um und bleibe bei einem Verkaufssender hängen, und weil ich sonst nichts zu tun habe, bestelle ich einen Fleischwolf und drei Garnituren Sportunterwäsche aus Angorawolle. Und weil ich langsam betrunken werde, ordere ich gleich noch ein Puzzle mit siebentausend Teilen, das, wenn man es in einem Leben schafft, drei drollige Maulwürfe zeigt, die aus einem Erdloch heraus die Lage peilen.
    Dann bestelle ich mir eine Pizza mit doppelt Schinken und bekomme eine mit doppelt Salami geliefert, was mir aber auch egal ist. Dass sie nicht schmeckt, ist genauso wurscht.
    Ich bin unglücklich und fühle mich so wie eine Frau, die weiß, dass nun der Beginn des Klimakteriums da ist. Der ein Damenbart wächst und deren Stimme tiefer wird.
    Das Gefühl ist nicht schön.

    Leo
    Wenn man an einem Freitag nach Mitternacht auf dem Kiez unterwegs ist, hat man entweder nichts mehr zu verlieren oder man will was auch immer vergessen. Bei mir trifft selbstverständlich beides zu. Wenigstens habe ich meinen Baseballschläger nicht dabei. Den habe ich vorsichtshalber bei Frau Krohn gelassen, auch weil sie meinte, so sei sie besser gegen Einbrecher geschützt. Nachdem sie mir aber erzählt hat, dass sie in jungen Jahren Judo und Karate gelernt sowie eine Kampfschwimmerausbildung absolviert hat, war ich zwar der Meinung, dass das nicht unbedingt nötig sei, habe dem Vorschlag aber trotzdem zugestimmt. Immerhin hat sie mich vor dem Knast oder Schlimmerem bewahrt.
    Vorhin war ich noch auf der Polizeiwache und habe die Sachen geklärt. Ich hab was von entsetzlichem Liebeskummer gefaselt, und zu meinem Glück waren da zwei Beamte, die Verständnis für mich hatten. Letztendlich musste ich nur das kaputte Blaulicht, die Lackschäden und die Beulen und noch irgendetwas bezahlen, das mit nächtlicher Ruhestörung zu tun hatte, und ein Passant hat auch noch Geld verlangt, weil er angeblich nicht mehr schlafen konnte, nachdem er mich gesehen hatte, was man als Lob auffassen kann oder auch nicht. Das wurde aber auch von den Beamten geklärt, und jetzt wird der Passant mich auch nicht anzeigen, und irgendwann kommt noch ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher