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Die neue Rasse

Die neue Rasse

Titel: Die neue Rasse
Autoren: Vampira VA
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sie ... etwas spürte.
    Eine körperlose Berührung an ihrem Rücken. Als würde jemand sie anstarren!
    Aber das war unmöglich. Nichts und niemand lebte hier noch außer ihr selbst.
    Zum Sprung bereit kreiselte sie in ihrer kauernden Stellung herum, um aufzufahren und sich dorthin zu stürzen, von wo der Blick sie traf.
    Aber dort lag nur eine Leiche.
    Eine tote Frau, deren luftiges Gewand zerrissen und blutgetränkt und deren Körper eine zerklüftete Landschaft war.
    Und doch bewegte sich etwas an diesem Körper!
    Unverwandt spürte Lilith den Blick auf sich ruhen.
    Und noch in derselben Sekunde erkannte sie, wer sie da anglotzte.
    Oder - was?
    *
    Wissen war in den Homunkulus geflossen und verbarg sich noch in jenem schwarzen Blut, das ihn geweckt hatte.
    Wissen, das nun allmählich erblühte und Früchte trug.
    Eine dieser schwarzen Wissensfrüchte hatte die Warnung in sich getragen, sich von geweihtem Boden fernzuhalten. In einer anderen hatte der Homunkulus entdeckt, was >geweihter Boden< hieß.
    Er hatte auf seinem Weg ins Leben geweihten Boden gefunden.
    Und betreten, ohne daß irgend etwas geschehen wäre. Im Gegenteil, man hatte ihn willkommen geheißen.
    Würde es ihm aber auch möglich sein, hier -
    - zu töten?
    Ein Versuch mochte es weisen ...
    *
    Das Auge ließ Lilith nicht aus seinem Blick.
    Und die Halbvampirin konnte ihrerseits nicht den Blick von ihm wenden. Von diesem trübgrauen Etwas, das inmitten der Bauchde-cke der Toten saß und hinter dessen scheinbarer Ausdruckslosigkeit sich fortwährend stumme Hilferufe formten, die keinen Mund hatten, um sich kundzutun. Nur mit Blicken vermochte es sich zu verständigen.
    Auf allen vieren kroch Lilith näher, besah sich das Nabelauge der Toten noch genauer, das ihr dankbar zuzublinzeln schien, als sich Hautwülste wie die Lamellen einer Irisblende für einen Moment darüber schoben.
    Die Bewegung löste etwas von dem Blut, das sich darum gebammelt hatte, und Lilith hatte den Eindruck, als würde das Auge eine einzelne blutige Träne weinen.
    Der Anblick war furchtbar, schrecklich, widerlich - - und doch wohnte ihm auch etwas zutiefst Anrührendes inne.
    Etwas, dem Lilith sich nicht zu entziehen vermochte.
    Wie von einem Sog erfaßt, dem sie bereitwillig nachgab, flohen die Gedanken aus ihr. Sie sah sie beinahe wie einen flirrenden Strom hineintauchen in das schleimüberwobene Auge und darin versinken und aufgehen.
    Lilith verstand.
    Und sie sah mit Doreens Erinnerung .
    *
    ... wie der Homunkulus sich erhob. Nein, wie er hochfuhr wie von explodierender Kraft getrieben!
    Alles Sanfte, Schöne, Anmutige verschwand aus seinen Zügen; es fiel von ihm ab wie die Trümmer einer zerbrochenen Maske. Sein ganzer Körper verzerrte sich, als wollte etwas darin ihn von innen heraus neu formen, wenn es ihn schon nicht zerstören konnte. Und vielleicht war der daraus entstehende Schmerz die Triebkraft dessen, was folgen sollte.
    »Was tut er? Was passiert mit ihm?« schrie Henna. Doch sie faßte sich rasch und trat dem Tobenden, der in Bewegungen, die der Schmerz ihm aufzwang, alles um ihn her zerschlug, energisch entgegen. Als könnte sie dieser Allgewalt mit ihrer bloßen Präsenz Einhalt gebieten.
    Der Versuch war von sträflicher Lächerlichkeit.
    Und Hennas Strafe war der Tod.
    Ein so unspektakuläres Ende eines vielhundertjährigen Lebens .
    Der schwellende Arm des Homunkulus traf sie vor die Brust, schleuderte sie zurück. Die Vampirin stolperte und stürzte. Ihr Nacken schlug gegen die Kante des geöffneten Glastanks. Etwas knackte, und Hennas Kopf hing plötzlich in unmöglichem Winkel ab.
    Sie fiel vollends, und noch im Sturz wurde ihre Haut grau und brüchig, löste sich schließlich auf, wie alles darunter schon zu Staub und Asche geworden war.
    Noch immer von fremder Macht gesteuert wandte sich der Vampir, den wir und etwas anderes - vor allem etwas anderes! - erweckt hatten, uns zu.
    Sein nackter Körper sah längst nicht mehr aus wie zuvor. Er hatte sich in die Monstrosität verwandelt, die er in seinem Inneren seit Anbeginn gewesen sein mochte. Das Fremde hatte diese Urgestalt nun nach außen gezwungen.
    Es war eine Mordmaschine aus künstlichem Fleisch und Geist, die da auf uns einstürmte .
    ... und ich, allein ich, genoß es beinahe, als seine Klauen und Zähne meine Schwester Selina für all das bestraften, was sie der Natur und ihren ureigenen Geschöpfen in all den Jahren angetan hatte, nachdem sie ihre eigenen Gesetze aufgestellt hatte.
    Ich
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