Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neue arabische Welt

Die neue arabische Welt

Titel: Die neue arabische Welt
Autoren: Annette Großbongardt
Vom Netzwerk:
verlor Syrien die Golanhöhen an Israel, auch der Krieg 1973 endete mit einer
Niederlage. Im libanesischen Bürgerkrieg von 1975 bis 1989 lieferten sich Syrien und Israel schwere Gefechte; danach blieb Syrien die alles bestimmende Macht im Zedernstaat. Erst 2005 zog Damaskus unter Druck seine Truppen zurück. General Hafis al-Assad, seit 1970 Präsident, machte den Staat zu einer Ein-Mann-Diktatur. 1982 ließ er eine Revolte der Muslimbrüder niederschlagen, bis zu 30 000 Anhänger der Islamisten sollen in Hama getötet worden sein. Assads Sohn Baschar, der 2000 die Führung übernahm, enttäuschte die Hoffnungen auf Liberalisierung und Demokratie. Zwar liberalisierte der in London ausgebildete Augenarzt die Wirtschaft und schuf eine Art kollektiver Führung, doch Kritiker wurden weiter verfolgt. 2011: Anhaltende Proteste, vor allem in der Provinz, ließ Assad mit äußerster Härte niederknüppeln, er schickte Panzer und sogar die Luftwaffe. Bis Mitte Juli starben mehr als 1600 Menschen, Tausende Regimegegner wurden verhaftet. Die USA kritisierten das Vorgehen als »barbarisch«.
    Tunesien
Tunesische Republik
    Hauptstadt: Tunis
Staatsoberhaupt: Übergangsregierung
Politisches System: Präsidialrepublik
Bevölkerung: 10,5 Millionen
Uno-Entwicklungsindex: Rang 81
BIP pro Kopf: 8273 US-Dollar
     
    Einst Kornkammer des Römischen Reiches und Teil des christlichen Byzanz, kam Tunesien im 7. Jahrhundert unter islamische Herrschaft. 1574 wurde es osmanische Provinz, die jedoch weitgehende Autonomie genoss. Auch als französisches Protektorat
ab 1881 blieb eine gewisse Selbständigkeit erhalten. Von 1920 an versuchten die Tunesier, die Fremdherrschaft abzuschütteln, was 1956 gelang: Im Juli 1957 rief Habib Bourgiba die Republik aus. Industrialisierung und Liberalisierung der Wirtschaft brachten die Arbeitermassen in oft prekäre Verhältnisse, es kam zu Unruhen, und 1987 setzte Zine el-Abidine Ben Ali den »Vater der Unabhängigkeit« ab. Erklärtes Ziel des Umsturzes war Demokratisierung: Ein Mehrparteiensystem sollte entstehen, Menschenrechte geachtet werden. Doch angesichts von Erfolgen der Islamisten bei Kommunalwahlen und unter dem Eindruck des Bürgerkriegs in Algerien etablierte Ben Ali ein strenges Überwachungsregime. Die islamistische Bewegung al-Nahda verbot Tunis 1991 nach ersten Wahlerfolgen. Korruption und Selbstbereicherung der Machtelite uferten aus. 2002 ließ Ben Ali per Referendum die Verfassung so ändern, dass er Präsident bleiben konnte.
    Nach außen galt Tunesien aufgrund der wirtschaftlichen Öffnung, der Gleichberechtigung von Frauen und Männern sowie seiner demokratisch wirkenden Institutionen als Musterland. Doch die Unzufriedenheit wuchs, zumal im »akademischen Proletariat«: 60 Prozent der Arbeitslosen hatten einen Hochschulabschluss und sahen keinerlei Perspektiven in ihrem Land. 2011: Mit der Selbstverbrennung des 26-jährigen Gemüsehändlers Mohammed Bouazizi am 17. Dezember 2010 begannen die Massenproteste, die am 14. Januar 2011 zum Sturz und Exil Ben Alis führten und den »arabischen Frühling« einläuteten. Doch Tunesien kam auch danach nicht zur Ruhe.

    Vereinigte Arabische Emirate
Hauptstadt: Abu Dhabi
    Staatsoberhaupt: Emir Chalifa Bin Sajid Al Nahajan
Politisches System: Föderation der sieben Bundesstaaten Abu
Dhabi, Dubai, Schardscha, Adschman, Umm al-Kaiwain,
Fudschaira und Ras al-Chaima
Bevölkerung: 4,7 Millionen (etwa 80 Prozent Ausländer)
Uno-Entwicklungsindex: Rang 32
BIP pro Kopf: 57 744 US-Dollar
     
    Als die Bewohner der unwirtlichen Wüstenregion sich im 7.Jahrhundert zum Islam bekannten, gab es mit Ausnahme der Oasenstadt al-Ain keine dauerhaften Siedlungen. Später enstanden Handelshäfen, doch die Region war vor allem als »Piratenküste« berüchtigt. Die Briten zerstörten 1819 den Haupthafen der Freibeuter, Ras al-Chaima, und beendeten den »Piratenkrieg«. Die ganze Region wurde britisches Protektorat.
    Die drei wichtigsten Städte der VAE entwickelten sich erst im 20. Jahrhundert: Zunächst war Schardscha britische Residenz, dann Dubai, das Zentrum des Goldhandels; Abu Dhabi erstarkte als Zentrum der Erdölförderung, die zusammen mit dem internationalen Handel nach 1945 die Perlentaucherei als wichtigste Einnahmequelle ablöste. 1968 kündigte London an, bis 1971 seine gesamten Streitkräfte »östlich von Suez« abzuziehen. Die Mehrheit der kleinen Emirate am Golf entschieden sich daraufhin für eine Föderation; Katar und Bahrain schlossen sich nicht an,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher