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Die netten Nachbarn

Die netten Nachbarn

Titel: Die netten Nachbarn
Autoren: Ephraim Kishon
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Onkel«, beruhigte mich Danny. »Aber keine Sorge, du bist bald wieder o. k. Ich mach dir jetzt einen starken Kaffee.«
    Er stellte Wasser auf, rief den Arzt an und fragte mich, ob es mir etwas ausmachte, einige Minuten lang allein zu bleiben. Nach kurzer Zeit kam er mit einer Schachtel milder Beruhigungstabletten zurück. Dann bettete er mich auf die Couch und blieb solange neben mir sitzen, bis ich einschlief. Als die Jecheskels nach Hause kamen und mich aufweckten, war ich ganz der alte.
    »Wir wissen gar nicht, wie wir Ihnen danken sollen«, sprudelten sie vor Freude, »wir stehen tief in Ihrer Schuld.«
    Ich sagte, es wäre nicht der Rede wert, ich hätte nur meine Pflicht getan, und wandte mich zum Gehen.
    Im Flur hielt mich der kleine Danny auf. »Macht 120 Schekel, Onkel«, sagte er. »Der Nachttarif für einen Babysitter.«

Geteilte Rechnung
    »Das ist alles nichts«, sagte Jossele, kaum dass wir in Gustis Café Platz genommen hatten, »jetzt erzähle ich dir meine Geschichte. Noch nie im Leben wurde ich so aufs Kreuz gelegt wie von dieser Person.«
    Ich bestellte zwei große Mokka. Jossele nahm einen kräftigen Schluck.
    »Sie hieß Libby«, begann er. »Ich lernte sie vor etwa zehn Tagen kennen und hatte den Eindruck, dass sie meine Zuneigung erwiderte. Wir gingen ein paarmal miteinander spazieren, und nach der Werbewoche lud ich sie ein. Ich schlug vor, mit einem Drink in einer kleinen, schummrigen Bar zu beginnen, dann wollten wir uns dieses neue Musical ansehen, und danach käme ein Dinner in einem erstklassigen Restaurant. Libby war einverstanden. ›Nur eines‹, sagte sie. ›Ich bin ein modernes Mädchen und möchte nicht, dass du für mich zahlst.‹ Ich erklärte ihr, es sei unter meiner männlichen Würde, jede Rechnung zu halbieren. ›Gut, Jossele, dann werden wir uns beim Zahlen abwechseln‹, entschied sie. Und damit fing das Unglück an.«
    Jossele stürzte seinen Mokka hinunter, ehe er fortfuhr.
    »Wir trafen uns in der Stadtmitte und fuhren im Bus zur Eden-Bar. Beim Einsteigen drehte sich Libby mit den Worten ›Damen haben Vortritt‹ zu mir um und löste zwei Fahrscheine zu je einem Pfund. In der Eden-Bar konsumierte sie einen französischen Cognac, drei Portionen Salzmandeln und fünf oder sechs dieser infam kleinen Brötchen, die sie mit noch einem französischen Cognac hinunterspülte. Obwohl ich mich auf einen heimischen Weinbrand und eine Handvoll Kartoffelchips beschränkte, zahlte ich zum Schluss etwas über 60 Pfund, weil ich an der Reihe war. Die Busfahrt zum Theater zahlte dann wieder Libby, so dass die Eintrittskarten für das Musical meine Sache waren. Sie kosteten – denn Libby ist ein wenig kurzsichtig und muss ganz vorne sitzen –, sie kosteten zusammen 100 Pfund. Die Garderobengebühr dagegen machte nur ein halbes Pfund für uns beide aus. Das erledigte Libby. Dann begann die Vorstellung. Der erste Akt gefiel mir recht gut. Tröstete ich mich doch insgeheim damit, dass ich die Busfahrt zum Restaurant zahlen würde und Libby, gemäß unserer Vereinbarung, das Abendessen.«
    An dieser Stelle bat Jossele den Ober um ein Glas Wasser. Er hatte es nötig.
    »Als es nach dem ersten Akt eine Pause gab, stand Libby auf. Wir sollten uns im Foyer ein wenig die Füße vertreten, meinte sie. Vergebens entgegnete ich, es wäre doch nur eine kurze Pause und wir säßen hier doch sehr gemütlich. Libby war schon unterwegs zum Buffet und verschlang genüsslich eine Mandeltorte. Der unverschämt hohe Preis störte mich weniger als die Tatsache, dass damit die richtige Reihenfolge durcheinandergeraten war. Beim Bakkarat nennt man das ›faute tirage‹, und wenn so etwas passiert, sind alle Spieler sehr erbittert. Auch ich war es. Denn jetzt würde Libby den Bus zahlen, und das Abendessen … Da kam mir ein rettender Gedanke. ›Wie wär’s mit einem Fruchtsaft?‹, fragte ich. Libby lehnte ab. Sie hätte keinen Durst. ›Aber ich‹, stieß ich geistesgegenwärtig hervor und stürzte ein Glas Orangeade hinunter. ›Zahl schön, Liebling‹, sagte ich nicht ohne Hohn. Libby zahlte. Da wir ein Land der Zitrusfrüchte sind, kostete die Orangeade nur ein halbes Pfund, was jedoch nichts daran änderte, dass ich den ganzen zweiten Akt im frohen Bewusstsein verbrachte, die Bustickets bezahlen zu können.
    In der zweiten Pause kramte ich ein altes Fußleiden hervor und weigerte mich, ins Foyer zu gehen. Libby sah mich aus dunklen Augen mitleidig an. ›Macht nichts‹, sagte sie. ›Ruf den
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