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Die Navigatorin (German Edition)

Die Navigatorin (German Edition)

Titel: Die Navigatorin (German Edition)
Autoren: Norma Banzi
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Minengebiet vor. Das ehrgeizige Projekt dauerte Wochen, in denen Mucar zu Kyrells Schatten wurde. Es schien, als habe er an Bord keine andere Aufgabe, als sie zu überwachen und zu beschützen. Nach und nach arrangierte sie sich mit seiner ständigen Präsenz, ohne sich gänzlich mit ihr abzufinden. Meistens ignorierte sie ihn stumm. Sie redeten kaum miteinander. Manchmal war er hilfreich. Nie irrte er sich beim Anbringen der Steckverbindungen an ihrem Kopf. Bald hörte sie auf, sich dabei unterbewusst gegen eine mögliche Rückkoppelung zu wappnen. Wenn sie eines der ul'chanischen Nahrungsmittel nicht mochte, sorgte er diskret für schmackhaften Ersatz. Außerdem achtete Mucar darauf, dass Kyrell ihre Pausen einhielt und genug Schlaf bekam. Weil die Hektik auf der Brücke sich negativ auf ihre Konzentration auswirkte, erlaubte Patarin Karst ihr, mit der Navigatorstation in einen stillen Nebenraum umzuziehen. Dort war sie die meiste Zeit mit Mucar allein, der ihr gegenüber an einer Kommandostation zu arbeiten pflegte. Sie gewöhnte sich an seinen Anblick. Sein Gesicht kam ihr bald auch nicht mehr so hässlich vor. Sie entdeckte eine Struktur in den Brandings, die ihr vorher nicht aufgefallen war. Während einer Arbeitspause fragte sie ihn danach.
"Weshalb lassen sich die Ch'tarr im Gesicht branden?", wollte Kyrell wissen.
"Weil es dort besonders schmerzhaft ist", antwortete Mucar.
"Haben Sie denn noch woanders Brandings?"
"Ja!", antwortete Mucar einsilbig. Kyrell blickte ihn so gespannt an, dass er fortfuhr:
"Manche Ch'tarr lassen sich am ganzen Körper Motive und Muster einbrennen. In meiner Familie ist es üblich, sich nur das Gesicht und den Rücken branden zu lassen."
"Hat das Branding immer eine rituelle Bedeutung?"
"Manchmal ist es rituell, manchmal dient es nur der Verschönerung des Körpers. Ein Chiren will sich morgen auf der Brust branden lassen. Ich könnte es arrangieren, dass Sie zusehen dürfen", schlug Mucar vor.
"Ich weiß nicht ..."
"Sie halten wohl nicht viel von der Lebensweise der Ch'tarr, oder?", erkundigte sich Mucar.
"Wie kommen Sie darauf?", fragte Kyrell vorsichtig.
"Nun, Ihre wenige Freizeit verbringen Sie stets in Ihrer Kabine, unser Essen schmeckt Ihnen nicht und jedes Mal, wenn Sie jemanden mit ausgeprägten Gesichtsbrandings sehen, runzeln Sie die Stirn oder rümpfen die Nase."
"Es ist nun einmal so, dass Brandnarben im Gesicht nicht gerade dem Schönheitsideal der Hassol entsprechen. Außerdem ist es kräftezehrend, den ganzen Tag nach getarnten Minen zu orten. Ich habe abends keine Energie mehr, mich in Ihr Bordcasino zu begeben. Und was sollte ich dort tun, mich prügeln oder Akar-Wein in mich hineinkippen, wie Ihre Krieger? Ein Tropfen Alkohol würde genügen, um mein Talent für mindestens zwei Tage zu beeinträchtigen."
"Haben Sie Probleme, das Arbeitspensum durchzuhalten?", fragte Mucar stirnrunzelnd.
"Das habe ich nicht gesagt", zischte Kyrell. "Aber wenn ich hier schon unter Lebensgefahr die militärischen Altlasten der Ch'tarr beseitige, darf ich ja wohl erwarten, dass man mir nach Feierabend genießbares Essen serviert und mich in der Abgeschiedenheit meiner Kabine von den Strapazen des Tages erholen lässt."
"Wie Sie wünschen", knurrte Mucar und wandte sich wieder seiner Konsole zu. Den Rest des Tages behandelte er sie noch distanzierter und einsilbiger, als er es ohnehin schon tat. Abends, als sie wie jeden Tag allein in ihrer Kabine speiste, überwältigten sie Stress und Einsamkeit. Schluchzend warf sie sich auf ihre Koje und heulte sich in den Schlaf. Als sie wieder erwachte, mit verquollenen Augen und dröhnenden Kopfschmerzen, hielt ihr jemand ein Glas Wasser vor die Nase. Vor Schreck kreischte Kyrell auf.
"Wie kommt es, dass Sie von den Ch'tarr nur das Schlimmste erwarten?", hörte sie Mucar fragen.
"Was machen Sie in meiner Kabine?", wollte Kyrell misstrauisch wissen.
"Ich fresse kleine Frauen von den Hassol", brummte Mucar. Wider Willen musste Kyrell lachen.
"Einer der Leibwächter machte sich Sorgen um Sie, weil Sie ihr Essen haben stehen lassen und zusammengekrümmt auf der Koje lagen. Brauchen Sie einen Arzt?"
"Ich habe nur etwas Kopfschmerzen."
"Kein Wunder, Sie sind viel zu verspannt, bekommen zu wenig Bewegung. Erst sitzen Sie den ganzen Tag auf Ihrem Sessel, dann in Ihrer Kabine."
"Was soll ich auf einem Scouter der Ch'tarr denn sonst tun?", fauchte Kyrell.
"Wir haben eine Offiziersmesse und ein Casino für die Mannschaft. Beide Orte sind Ihnen
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