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Die namenlose Schoene

Die namenlose Schoene

Titel: Die namenlose Schoene
Autoren: Karen Rose Smith
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nahm sie auf die Arme, und sie betastete den Stern an seinem Hemd, berührte seine Wange und lächelte ihn wie ein Engelchen an. Das Gefühl die ses Kindes in seinen Armen brachte zahlreiche Erinnerungen zurück - Chad, wie er lachte und quietschte, wenn sein Vater ihn in die Luft warf … wie Tucker ihn auf der Schaukel hin und her schwang oder ihm eine Gutenachtgeschichte vorlas. Der Schmerz war mehr, als Tucker ertragen konnte.
    Er gab Emma die Kleine zurück. „Ein Kollege aus Omaha hat mich angerufen. Dort sucht ein Mann seine Tochter namens Emma. Das Foto, das ich gefaxt habe, kam nicht klar an. Jetzt möchte der Mann Sie sehen, um herauszufinden, ob Sie seine Tochter sind.”
    Emma wurde blass. „Wollen Sie gleich fahren?”
    „Ja. Ich rufe an und melde, dass wir unterwegs sind. Roy sagte, der Mann wäre jederzeit zu sprechen. Ich warte draußen auf Sie.”
    Steffie schlang Emma die Ärmchen um den Nacken und legte ihr das Köpfchen an die Schulter. Emma streichelte das Haar des Kindes und drückte der Kleinen einen KUSS auf die Stirn. Als sie wieder hochblickte, war Tucker schon im Vorraum und öffnete die Haustür.
    Der Sheriff war ihr ein Rätsel. Seine Reaktion vorhin auf Steffie … Sie hatte Schmerz und auch Sehnsucht in seinem Blick gefunden, bevor er seine Gefühle abschirmte und ihr Steffie zurückgab.
    Hannah hatte Sammy in einen Laufstall gesetzt. Eine Kette mit roten, gelben und blauen Kugeln lenkte ihn erst einmal ab. Hannah streckte die Arme nach Steffie aus, die sich nur zö gernd von der Frau nehmen ließ, die in den letzten zwei Mona ten für sie gesorgt hatte. „Viel Glück”, sagte Hannah.
    „Danke”, erwiderte Emma. „Ich wage kaum zu hoffen. Morgen komme ich wieder her und helfe, bis ich um halb vier zum Arzt muss.”
    „Geht es Ihnen gut?”
    „Aber ja. Der Neurologe möchte nur meine Kopfschmerzen kontrollieren.”
    „Hatten Sie denn in letzter Zeit welche?” fragte Hannah besorgt.
    „Nicht mehr seit dieser letzten Erinnerung … sofern man davon überhaupt sprechen kann.” Sie hatte gerade mit Steffie und Sammy gespielt, als sie sich schlagartig dunkel daran erinnerte, wie sie Babysachen auf eine Wäscheleine hängte. Sofort hatten heftige Kopfschmerzen eingesetzt. Das alles ergab auch keinen Sinn. Sie war Jungfrau und hatte eindeutig keine eigenen Kinder. Aber vielleicht hatte sie für Leute mit Kindern gearbeitet.
    „Dann bis morgen”, sagte sie zu Hannah und strich noch einmal zärtlich Steffie und Sammy übers Haar.
    Nachdem Emma sich auch von Tante Gertie verabschiedet hatte, holte sie ihren Mantel aus dem Dielenschrank und trat auf die Veranda, wo Tucker auf sie wartete.
    Sobald sie die Main Street mit ihren Geschäften hinter sich gelassen und freies Feld erreicht hatten, fragte Emma: „Was war da drinnen los, Tucker?”
    Er schwieg sekundenlang. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.”
    „Mit Steffie. Mir fiel auf, dass Sie sich grundsätzlich von Kindern fern halten.”
    „Sie bilden sich etwas ein”, antwortete er schroff.
    „Ich habe mein Gedächtnis verloren, Tucker, aber meine Augen sind sehr gut. Mögen Sie Kinder nicht?”
    „Doch. Ich bin nur kein … kein Familienmensch. Das ist alles.”
    „Wo ist denn Ihre Familie?” drängte sie, weil sie mehr über ihn erfahren wollte. Wieso war er so schweigsam?
    „Ich habe keine Familie.”
    „Ihre Eltern leben nicht mehr?” fragte sie zögernd.
    Er warf ihr einen Blick zu, ehe er antwortete. „Meine Mutter verließ meinen Vater, als ich noch Kind war. Sie wollte nicht mit einem Polizisten verheiratet sein und wünschte sich ein anderes Leben. Eine Zeit lang schickte sie noch Postkarten, und dann hörten wir gar nichts mehr von ihr.”
    „Und Ihr Dad?”
    Wieder schwieg er eine Weile. „Mein Dad starb im Dienst, als ich noch auf der Polizeischule war. Danach suchte ich meine Mutter und fand heraus, dass sie schon drei Jahre davor bei einem Autounfall ums Leben kam.”
    „Es tut mir Leid, Tucker.”
    Er zuckte die Schultern. „Das Leben geht weiter.”
    Das klang für ihre Ohren zu harmlos und erklärte auch nicht sein Verhalten Kindern gegenüber. Doch sie merkte, dass er nicht darüber sprechen wollte. Und er war seit dem Überfall so gut zu ihr gewesen und hatte sie so bereitwillig beschützt, dass sie ihn nicht unter Druck setzen wollte.
    Er warf ihr noch einen Blick zu. „Was sollen alle diese Fragen, Emma?”
    Sie spielte mit dem Sicherheitsgurt. „Ich muss mich ablenken. Ich kann nicht
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