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Die namenlose Schoene

Die namenlose Schoene

Titel: Die namenlose Schoene
Autoren: Karen Rose Smith
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sie war. Doch gleichzeitig begriff sie, wie enttäuscht dieser Mann war und wie schmerzlich das alles für ihn sein musste. Ohne zu überlegen, trat sie zu ihm. „Es tut mir sehr Leid, dass ich nicht Ihre Tochter bin, Mr. Franz. Hoffent lich finden Sie sehr bald Ihre Emma.”
    Robert Franz bekam feuchte Augen. „Wenn es nach ihr geht, finde ich sie wohl nie. Sie glaubt, dass ich über ihr Leben bestimmen möchte, und wahrscheinlich hat sie sogar Recht.”
    „Aber Sie sind ihr Vater, und mit der Zeit wird sie wieder Kontakt zu Ihnen haben wollen. Ganz sicher.”
    Franz betrachtete Emma und nickte, als hätte sie ihm wenigstens etwas Hoffnung zurückgegeben.
    Auf der Hinfahrt hatten Tucker Emmas Fragen gestört. Auf der Rückfahrt störte ihn ihr Schweigen genauso. Sie war von Natur aus nicht schweigsam.
    Trotz ihrer Lage und all der Verwirrung hatte sie sich bemüht, einen Fremden zu trösten. Sie war eine ganz besondere Frau, sehr jung noch, wahrscheinlich erst Anfang zwanzig. Mit siebenunddreißig fühlte er sich Jahrzehnte älter als sie.
    Emma schwieg auch noch, als sie in Tuckers Garage fuhren. Er hielt neben seinem blauen Pick-up, mit dem er bald wieder fahren sollte. Schon seit zwei Tagen hatte er den Motor nicht mehr gestartet, doch er sorgte sich um den Wagen viel weniger als um Emma. Sie hatte während der Heimfahrt nur aus dem Fenster gestarrt. Tucker hätte gern ihre Gedanken gelesen.
    Sie stieg aus dem Dienstwagen, bevor er das Garagentor schloss, und verschwand im Haus. Tucker folgte ihr. Sie hatte den Mantel über einen Hocker an der Küchentheke geworfen und wusch sich die Hände an der Spüle.
    „Ich mache zum Abendessen Hackbraten mit Reis und grünen Bohnen.
    Wenn Sie möchten, backe ich als Nachtisch Plätzchen. Das dauert nicht lange.”
    Hastig trocknete sie sich die Hände ab, trat an den Kühlschrank und holte das Hackfleisch heraus. Ihre Bewegungen waren zu hektisch. Sie beeilte sich vö llig grundlos.
    „Wenn Sie heute lieber nicht kochen möchten”, bot er an, „könnte ich uns Essen holen. Mögen Sie chinesisch?” wollte er wissen.
    „Nicht nötig. In einer Stunde ist alles fertig. Das heißt, der Hackbraten könnte länger dauern. Hätten Sie stattdessen lieber ein Steak?”
    Tucker wusste, dass er sie bremsen musste. Er versperrte ihr den Weg, als sie wieder zum Kühlschrank gehen wollte. „Reden Sie mit mir, Emma.”

    „Da gibt es nichts zu reden.”
    „Sie sind aufgewühlt.”
    „Natürlich bin ich aufgewühlt, und deshalb muss ich mich beschäftigen.”
    Sie wollte um ihn herumgehen, doch er hielt sie an den Schultern fest.
    „Hören Sie auf!”
    „Tucker, nicht”, wehrte sie mit bebender Stimme ab. „Ich will nicht darüber nachdenken, was heute geschehen ist.”
    „Es könnte sich aber wiederholen, wenn ich einer anderen Spur folgen muss.”
    Emma schüttelte den Kopf und wollte sich von ihm befreien, doch er hielt sie fest. Tränen traten ihr in die Augen.
    „Es ist schon gut, Emma. Sie haben Grund, enttäuscht und aufgeregt zu sein. Bisher habe ich Sie noch nicht weinen sehen, und Sie haben ein Recht darauf.”
    Als sie den Tränen freien Lauf ließ, nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich.
    Sie klammerte sich an ihn.
    Er fühlte ihr Haar an der Wange. Sie war feminin und verlockend …
    und verletzlich. Tucker hatte sie nur trösten wollen, doch es wurde für ihn rasch mehr. Das Haar auf seiner Haut erregte ihn ebenso wie der Druck ihrer Brüste an seiner Brust. Heißes Verlangen packte ihn wie jedes Mal, wenn er sie sah oder gar berührte. Seine Sehnsucht nach ihr wuchs.
    Doch sie brauchte jetzt nur seinen Trost, und es war schon lange her, dass irgendeine Frau ihn wirklich gebraucht hatte.
    „Wir finden schon noch heraus, wer Sie sind. Ich habe Anfragen nach South Dakota und Wyoming geschickt. Notfalls beziehe ich das ganze Land in die Suche ein.” Er streichelte ihren Rücken. „Vielleicht fällt Ihnen ja auch noch mehr ein. Morgen gehen Sie zum Arzt, nicht wahr?”
    Sie zog sich ein kleines Stück zurück und nickte. „Es war der Ausdruck in Mr. Franz’ Augen, der mich so erschüttert hat. Ich fragte mich, ob mich auch jemand so schmerzlich vermisst. Würde das zutreffen, hätte man mich schon längst gesucht.”
    „Bestimmt vermisst Sie jemand, Emma. Sehr sogar.” Tucker war fest davon überzeugt, dass sie sogar sehr vermisst wurde.
    „Danke, dass Sie mir heute beigestanden haben, Tucker. Manchmal bin ich überzeugt, mit allem fertig zu
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