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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben
Autoren: Shannon Delany
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hereingekommen war.
    Ich hatte die neuen Umstände eigentlich als Normalität annehmen wollen. Regelmäßige Beratungsgespräche. Mein Leben ohne Mutter. Keine Schießereien mehr mit der russischen Mafia. Wenig Kontakt mit der CIA . Und eine Art Beziehung zu einem Werwolf, der noch immer mit meiner geistig labilen Freundin Sarah zusammen war, weil wir befürchteten, ansonsten ihren Rückfall in die Psychose auszulösen.
    Okay, meine neue Normalität unterschied sich doch ziemlich von dem, was andere für normal hielten, aber besser kriegte ich es eben nicht hin.
    Immerhin kam ich jetzt wieder zum Reiten, erledigte das Nötige auf der Farm und für die Schule und arbeitete für die Schülerzeitung.
    Und ich hatte meine Freundinnen. Amy hielt mir den Rücken frei, und Sophia, nun, sie ließ sich jedenfalls so oft blicken, dass ich wusste, dass ihr etwas an mir lag – oder von den Tragödien fasziniert war, die mich zu verfolgen schienen. Und dann war da noch Sarah – schön und engelhaft und mit dermaßen eingeschränktem Erinnerungsvermögen, dass man sich in ihrer Gegenwart beinahe sicher fühlen konnte.
    Hoffentlich.
    Auch Derek (der Star unserer Football-Mannschaft) suchte nun meine Nähe, zeigte sich häufig und lächelte mich in einer Weise an, die mein Herz rasen ließ. Ich war Titanic- mäßig (also wie das Schiff gegen den Eisberg) in ihn verknallt gewesen. Jahrelang.
    Nun, bis Pietr auftauchte und alles anders wurde.
    Jedenfalls hätte meine neue Normalität ganz prima sein können. Nicht perfekt, aber akzeptabel. Fast vernünftig.
    Die Leute im aggressionsmindernd beigefarben gestrichenen Wartezimmer versteckten sich hinter Zeitungen und Zeitschriften, die schon so alt waren, dass die Leser damit eher ihre Geschichtskenntnisse auffrischten, als dass sie was Neues erfuhren.
    Alle außer einer Person.
    Catherine Rusakova winkte mir, stand auf und folgte mir aus dem Wartezimmer. Eigentlich war sie unscheinbar wie ein Schatten im Dunkeln, andererseits aber kaum zu übersehen, wenn sie es nur wollte.
    Wie jetzt zum Beispiel.
    Mit einem Klicken schloss sich hinter mir die Tür. » Hallo, Cat. « Wie sollte ich mich verhalten? Dass mir Pietrs Zwillingsschwester auf den Fersen war – Werwolf Nummer zwei –, war neu.
    Ihre mandelförmigen, von dichten Wimpern gesäumten Augen funkelten unwahrscheinlich blau. Ihr ausdrucksvolles Gesicht mit den hohen Wangenknochen war eher das einer archaischen Göttin als das eines Werwolf.
    Gut möglich allerdings, dass die archaische Göttin mancherorts gleichzeitig Werwölfin war …
    Die Rusakovas waren gleichermaßen groß, kräftig und gut aussehend, in ihren Zügen mischten sich Eleganz und Brutalität aufs Vorteilhafteste. Seit ich gesehen hatte, was aus ihnen wurde – was sie in Wahrheit waren –, konnte ich ihnen nicht mehr in die Augen sehen, ohne den Schatten der Bestie darin wahrzunehmen, eine Andeutung, die hinter dem strahlenden Lächeln lauerte.
    » Privjet « , begrüßte mich Cat. » Ich hatte keine Ahnung, dass du zu einer Psychiaterin gehst, bis es mir deine Schwester erzählt hat « , räumte sie ein, wobei das sanft gerollte R ihrer Muttersprache den Worten eine besondere Färbung verlieh.
    Nett. Da waren also ein paar klärende Worte mit Annabelle Lee angesagt. Manchmal war sie einfach viel zu hilfsbereit. Nur nicht zu mir.
    » Weiß Pietr das auch? « , fragte Cat.
    Ich schüttelte den Kopf. Das war eine Sache, die ich ihm bislang nicht hatte erzählen können. Es redete sich einfach leichter über die Schule und über Bücher als darüber, dass man aus schwerwiegenden Gründen in psychiatrischer Behandlung war.
    » In Anbetracht der Umstände halte ich das für vernünftig. « Sie lächelte, und ich unterdrückte das Schaudern, das mich überlief. Immerhin konnte sich dieses hübsche Lächeln im Handumdrehen in ein teuflisches Raubtiergebiss verwandeln, wann immer sie das wollte. » Du hast in letzter Zeit wirklich ziemlich viel Schreckliches mit ansehen müssen. «
    Ich blieb neben einer Topfpflanze stehen, die aussah, als könnte sie etwas Wasser vertragen – oder eine anständige Beerdigung. » Aber? «
    » Was aber? «
    » Ich unterhalte mich wirklich für mein Leben gern mit dir, Cat, aber warum bist du hier? «
    Sie legte den Kopf schräg und musterte mich aus den Augenwinkeln. » Nur sehr selten erfährt jemand außerhalb unserer Familie die Wahrheit über uns, Jessie. Und man könnte leicht nervös werden bei dem Gedanken, dass eine solche
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